Wenn der Ball mit 130 km/h auf dich zufliegt

Der Zuger Cricket Club spielt am 28. August erstmals in einem Viertelfinal. Der «Anzeiger» hat bei einem Training vorbeigeschaut und stellt den Sport genauer vor.

Der Werfer wirft den Ball in Richtung Schlagmann. Der grün ausgelegte Bereich ist der Pitch-Streifen. Die drei weissen Stäbe bilden das Wicket. (Bilder Dominik Stierli)

Der Werfer wirft den Ball in Richtung Schlagmann. Der grün ausgelegte Bereich ist der Pitch-Streifen. Die drei weissen Stäbe bilden das Wicket. (Bilder Dominik Stierli)

Sonntagmorgen, bewölkter Himmel, der Sportplatz in Hedingen. Männer mit verschieden farbigen Trikots stehen auf dem Rasen. Einige Spieler sind mit Schonern und Helm ausgerüstet, aber nicht alle. Es liegen kleine, harte, weisse Bälle herum und breite Holzschläger. Man fragt sich, was denn hier gespielt wird.

Die Antwort gibt Vereinspräsidentin Elizabeth Franks. Sie empfängt an diesem Morgen den «Anzeiger» und erklärt, dass hier Cricket trainiert wird. Ihr ­Vater hat 1984 diesen Sport in die ­Region gebracht, genauer zuerst nach Zug. Im Zuger Amtsblatt wurden damals ­Mitspieler für den «Zuger Cricket Club» gesucht und gefunden. Und so heisst der Club auch heute noch.

Nicht ganz einfach zu verstehen

Früher wurde in Obfelden gespielt, seit einiger Zeit in Hedingen. «Wir sind der Gemeinde Hedingen sehr dankbar, dass wir den Platz nutzen dürfen», meint Franks dazu. Der Ort liegt sehr zentral für die unterschiedlichen Herkunftsorte der Spieler. «Unterdessen haben wir Spieler aus den Kantonen Zug, Aargau, Luzern und Zürich», führt die Präsidentin aus. Aber wie wird nun Cricket ­gespielt? Ganz so einfach lässt sich das nicht erklären. Das Spiel hat Ähnlichkeiten mit Baseball. Gespielt wird auf einem ovalen Spielfeld mit je elf Spielern. Mitten im Feld steht der rechteckige Pitch-Streifen. An jedem Ende des Pitches steht ein sogenanntes Wicket aus Holzstäben.

Ein Team ist zuerst die Feldmannschaft, das andere die Schlagmannschaft. Diese stellt zwei Schlagmänner. Ein Mitglied des Feld-Teams wirft nun den Ball, welcher vom Schlagmann weggeschlagen wird. Danach rennen die beiden Schlagmänner auf dem Pitch hin und her. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesen Lauf zu unterbrechen. Entweder wird der Ball vom Feld-Team gefangen, der Ball verlässt das Spielfeld oder das Wicket wird umgeworfen. Wenn dies passiert, scheidet der Schlagmann aus und wird ersetzt. Wenn alle zehn Schlagmänner durch sind, werden die Rollen getauscht.

Schutzausrüstung empfohlen

In den Trainings wird Cricket selbst nicht gespielt. Das Team konzentriert sich aufs Werfen und Fangen. Club-­Manager Sahan Lakshitha erklärt: «Die Bälle erreichen gut 100 km/h, den besten Spielern bei uns gelingen bis zu 130 Stundenkilometer.» Damit ist auch klar, wieso der Werfer und die beiden Schlagmänner entsprechend gut geschützt sind. Fürs Training steht auch ein blaues Tunnelnetz auf dem Pitch, damit quer fliegende Bälle niemanden treffen und auch nicht zu weit rollen.

In den letzten Jahren wurde der Sport professionalisiert. So wird nicht mehr weiss gekleidet gespielt wie früher, sondern in Trikots mit Sponsoren-Aufdruck. Auch Video-Analyse ist dazugekommen. Bei Meisterschaftsspielen werden für jeden Spieler unter anderem Treffer oder Fangbälle notiert, um über die ganze Saison eine Statistik zu erhalten.

Spieldauer von mehreren Stunden

Eine Besonderheit im Cricket ist die Spieldauer. Je nach Austragungsform dauern die Spiele zwischen zwei und fünf Stunden. International besteht zwischen Nationalmannschaften auch ein Format, welches drei bis fünf Tage benötigt – pro Spiel! Angesprochen auf die Anforderungen an die Sportler, führt Lakshitha aus: «Für Cricket wird der ganze Körper benötigt. Man muss sich lange konzentrieren können, aber dann auch sehr schnell reagieren.» Das Spielfeld dehnt sich auf gut 120 Meter aus. Je nach Schlag sind somit die Distanzen, um den Ball zurückzuholen, lang. Das Spiel richtet sich an jedes Alter. In der Schweiz gibt es auch zahlreiche Frauenteams. «Das ist ein grosser Wunsch, auch hier Frauen fürs Spiel zu finden», erklärt Franks dazu. Vorerst würden Sie sich aber über vier bis fünf neue Mitspieler im Herren-Team freuen.

Die Saison für die Spieler des Zuger Cricket Clubs (Zuger CC) dauert jeweils von Mai bis September. Meisterschaftsspiele finden in mehreren Regional­gruppen statt und werden im System «Twenty20» gespielt. Diese verkürzte Form dauert pro Halbzeit um die 80 Minuten. Der Zuger CC sicherte sich in diesem Jahr erstmals den Viertelfinaleinzug. Dieser wird nicht mehr regional ausgetragen, sondern man trifft auf Gegner aus der ganzen Schweiz.

Am Sonntag, 28. August, spielt der Verein gegen das Team aus St. Gallen. Gespielt wird auf dem Sportplatz Hedingen von 11.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Sicher ein guter Moment, um Cricket einmal aus der Nähe zu erleben.

Weitere Infos unter www.zugcricketclub.ch.

 

 

 

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