Mehr als zwölf Liter Schweiss für den Sieg

104 Kilometer Lauflänge mit über 6000 Höhenmetern – das sind die Kennzahlen des Ultratrails in Podbrod, Slowenien. Bei schwülen Bedingungen liess Adrian Brennwald aus Aeugst die gesamte Konkurrenz hinter sich.

Von Beginn an vorneweg: Adrian Brennwald (rechts, mit Startnummer 4019) am Ultratrail in Podbrod, Slowenien. <em>(Bild zvg.)</em>
Von Beginn an vorneweg: Adrian Brennwald (rechts, mit Startnummer 4019) am Ultratrail in Podbrod, Slowenien. <em>(Bild zvg.)</em>

Rund 75 Läufer haben am vergangenen Samstag die Herausforderung des 104 km langen Ultratrails in Podbrod, Slowenien, auf sich genommen. Fast die Hälfte von ihnen hat das Ziel nicht erreicht. Schon beim Start um 6 Uhr war es 18 Grad warm – und es sollte noch viel schwüler werden.

Adrian Brennwald war schon am Freitag angereist und hatte in einer kleinen Berghütte übernachtet, wo er bereits bei seinem letztjährigen Via-Alpina-Abenteuer eingekehrt war. (Der Weitwanderung durch acht Alpenstaaten von Triest bis Monaco in 64 Tagen ist die aktuelle Ausstellung in der KommBox, Aeugst, gewidmet.) Dem Hüttenwart hat er ein Fotobuch seiner Weitwanderung geschenkt. Am Samstagmorgen waren es dann nur noch rund fünf Kilometer bis zum Start.

Krämpfe in beiden Waden

Die ersten anderthalb Stunden Laufzeit war Adrian Brennwald mit dem Sieger der beiden Vorjahre unterwegs. Dass der Aeugster im letzten Sommer die Via Alpina in Rekordzeit bewältigt hatte, hatte sich bereits bis zu diesem herumgesprochen. Auf Englisch unterhielten sie sich noch etwas über die omnipräsenten Bunkeranlagen aus der Weltkriegszeit, ehe sich der Aeugster absetzte.

Zwischen Kilometer 25 und 50 baute er dann seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Doch dann forderten die schwülen Bedingungen auch bei Brennwald ihren Tribut: «Ich hatte Krämpfe in beiden Waden, sodass ich bergab fast nicht mehr laufen konnte.» Zum Glück habe er genügend Salztabletten dabei gehabt. Das Dreifache der empfohlenen Dosis Salz, kombiniert mit Bouillon und einem kohlesäurehaltigen Süssgetränk bei Kilometer 75 halfen dann tatsächlich, die Krämpfe wieder zu lösen – keine Selbstverständlichkeit: «Sonst bringe ich die Krämpfe jeweils kaum noch weg», so Brennwald.

In dieser Schwächephase hielt ihn Freundin Andrea per Whatsapp auf dem Laufenden, über seinen Vorsprung. Der schmolz nicht wesentlich. Die Konkurrenten hatten offenbar ebenfalls ihre Probleme. An der Lauf-Organisation kann es nicht gelegen haben: «Es war alles super organisiert mit vielen Verpflegungsposten», so Brennwald. Auch wenn das Angebot nicht immer sein Ding war: «Teilweise gab es Würstchen und rohe Eier...»

Wenn die Sicherheitsnadeln im Schweiss zu rosten beginnen

Am meisten machten den Athleten die schwülen Bedingungen zu schaffen. Zwölf bis 14 Liter Wasser habe er getrunken – und sei kein einziges Mal aufs WC gegangen, verrät Adrian Brennwald. Dafür habe er so stark geschwitzt, dass von den Sicherheitsnadeln, mit der die Startnummer am Trikot befestigt waren, Rostflecken zurückblieben.

Eine mentale Krise ergab sich auf den letzten Kilometern. «Ich dachte, der Lauf gehe 100 km», so Brennwald. So heisst es auch auf der Webseite des Veranstalters. Tatsächlich sind es aber 104 km. «Mental ist es hart, wenn es plötzlich noch eine halbe Stunde oder 20 Minuten länger geht als gedacht», erklärt Brennwald. Doch er bewältigte auch diese Herausforderung und lief nach 13 Stunden und 37 Minuten ins Ziel. Rund 23 Minuten vor dem ersten Konkurrenten.

Zwei Wochen Ferien in Slowenien

Seine letztjährige Weitwanderung holte den Aeugster auch bei der Siegerehrung am Sonntag wieder ein – im positiven Sinne: So sprach ihn ein junges Pärchen an, das eine Berghütte auf 1800 Metern Höhe führt, und bei dem er auf der Via Alpina ebenfalls eingekehrt war. Sie waren es, die ihn damals auf den Ultratrail Podbrod aufmerksam gemacht hatten. Nun erkannten sie ihn am Lauf als ihren letztjährigen Gast aus der Schweiz wieder und statteten ihm an der Siegerehrung einen Besuch ab. «Ich hatte mega Freude», so Brennwald.

Mit seiner Freundin Andrea geniesst Adrian Brennwald nun zwei Wochen Ferien in Slowenien – und geniesst die nostalgischen Rückblicke auf seine Erlebnisse im letzten Sommer. «Wir haben uns schon einige Sachen angesehen, für die ich damals keine Zeit hatte», so der Aeugster. Den Montag etwa verbrachte das Paar in Triest – genau ein Jahr nach dem Start ins Abenteuer Via Alpina.

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