Wenn Altes und Neues kombiniert wird

Sommerserie «Bauten und Menschen»: Karin Suter lebt in einer Loft-Siedlung und ist begeistert

Das Langhaus mit Baujahr 1880 wurde vor neun Jahren umgebaut. (Bilder Dominik Stierli)

Das Langhaus mit Baujahr 1880 wurde vor neun Jahren umgebaut. (Bilder Dominik Stierli)

Dank grosser Raumhöhe bietet die Loft-Wohnung von Karin Suter viel Platz.

Dank grosser Raumhöhe bietet die Loft-Wohnung von Karin Suter viel Platz.

Karin Suter hat sich mit der Loft einen grossen Wunsch erfüllt.

Karin Suter hat sich mit der Loft einen grossen Wunsch erfüllt.

Alte und neue Gegenstände sind darin stilvoll kombiniert.

Alte und neue Gegenstände sind darin stilvoll kombiniert.

Ein Loft ist per Definition ein zur ­Wohnung umfunktionierter Lager- oder Industrieraum. Wie Wikipedia weiter schreibt, stammt das Wort aus dem ­Englischen und bedeutet schlicht Dach­boden. Wie sich aber bei diesem Ort zeigt, zollt diese nüchterne Beschreibung einer Loftwohnung zu wenig ­Anerkennung.

Als der Schreibende von Karin Suter empfangen wird, weiss er nicht, ob er mehr über den hohen Raum, den grosszügigen Platz oder die besonderen Gegenstände in der Wohnung staunen soll. Das Wohnen mit 3,1 Metern Raumhöhe war für die 48-Jährige schon immer ein grosser Wunsch. Die in Wädenswil am Zürichsee aufgewachsene Bewohnerin sagte sich vor Jahren: «Einmal werde ich im Säuliamt leben, in einem Loft wohnen und in Zug arbeiten.» Unterdessen ist das alles so gekommen. Als Kundenbetreuerin arbeitet sie bei einem Generalunternehmen und hat so auch beruflich mit Wohnen zu tun. «Das Thema gehört zu meinem Leben», sagt sie.

Dicke Mauern - hohe Räume

Der Loft beeindruckt mit der Höhe, aber auch dem schönen Holzboden. «Das ist nicht einfach Parkett, sondern es sind richtige Holzbretter», sagt Suter dazu. An diesem warmen Sommertag fällt auch auf, dass es angenehm kühl im Innern ist. Die dicken Mauern sorgen dafür. Der Loft umfasst 80 Quadratmeter. Garderobe, Wohnzimmer und Küche sind ein grosser Bereich, einzig Schlaf- und Badezimmer befinden sich in abgetrennten Räumen. Viele Rückzugsmöglichkeiten bleiben so nicht.

Für Karin Suter ist ein Loft eine ideale Wohnform für Alleinwohnende oder Paare. Sie selbst hat sich bewusst entschieden, alleine zu wohnen und nicht mit ihrer Partnerin zusammen. Nur die Katze «Tigi» leistet ihr Gesellschaft. Allerdings ist man in dieser Loft-Siedlung in Obfelden alles andere als einsam. Beim Rundgang durch das ehemalige Fabrikgebäude auf dem Stehli-Seiden-Areal wird man an allen Ecken gegrüsst. Einige Personen sind gerade mit einem Umzug beschäftigt, andere sonst noch unterwegs.

Die Wohnungen haben alle Namen

Wie auf der Website der Lofts zu erfahren ist, entstand an dem Ort 1836 eine kleine Weberei. 1880 kamen das Langhaus und weitere Bauten dazu. Während 150 Jahren wurde am Standort Seide gewoben. Nach einer längeren Zeit der Zwischennutzungen entstanden 2014 im Langhaus die 14 Loftwohnungen. Der historischen Vergangenheit wird auch entsprechend Beachtung geschenkt. So sind alle Wohnungen mit einem zum Areal passenden Namen versehen worden. Man wohnt hier nicht nur nach Hausnummern, sondern nach Wohnungsnamen wie «Sammet», «Cocon» oder «Chiffon». Jede Wohnung ist im Treppenhaus mit Infotafeln beschriftet, auf denen man mehr zur Bedeutung des Namens und zum Geschichtlichen des Areals erfährt. Der Weg durch die Liegenschaft führt uns weiter zum mittleren Treppenhaus. Dieses wurde im ­ursprünglichen Zustand belassen. Die Fenster sind noch einfach verglast und die Holztreppen unverändert. An den beiden Enden des Langhauses stehen zwei neue Treppenhäuser, welche den direkten Zugang zu den Loftwohnungen ermöglichen. Im Dachstock ist das ­Gebäude komplett durchgängig. Verschiedene Abteile dienen dort den ­Bewohnenden als Lagerraum. Auch sonst sind im Gebäude weitere Räume vorhanden, welche für Gewerbe, Büro oder Ateliers genutzt werden.

Idealer Standort

Der Weg führt uns wieder nach draussen. Karin Suter betont den herrlichen Platz hier. Neben dem Langhaus gibt es gleich eine private Grillstelle, wo man sich trifft. Mit Metzgerei, Bäckerei und Massageangebot hat man auch die wichtigsten Angebote in Laufdistanz. Schmunzelnd fügt Karin Suter an: «Auch einen Schnapsladen gibt es gleich um die Ecke».

Auf ihrem Sitzplatz wurde ein Sandstein-Brunnen im Original belassen und auch sonst sieht man auf dem Areal viele Zeitzeugen der ehemaligen Seidenweberei. «Geschichte lebt hier weiter», sagt Suter dazu. Sie zeigt dabei auf das alte Kesselhaus für die Dampfmaschinen und auch das «Wöschhüsli» steht noch, wird aber unterdessen natürlich für ­anderes genutzt.

Gleich in die Wohnung verliebt

Als ihr vor neun Jahren die Wohnung gezeigt wurde, habe sie sich gleich verliebt. Zudem existieren wenige Loftwohnungen, welche zur Miete ausgeschrieben sind. Angesprochen auf die Mietkosten, meint sie: «Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt für mich sehr. Auch die Verwaltung schaut ­besonders gut zu uns.»

Zurück in der Wohnung berichtet Karin Suter von ihrer Faszination für Altes und Neues. Davon zeugt auch die Einrichtung. Eine alte, noch funktionstüchtige Registrierkasse, eine Super-8-Videokamera oder eine antike Porzellan-Vase sind im Raum zu entdecken. Das Mobiliar und die Küche sind hingegen auf dem neusten Stand.

Auch in ihrer Freizeit beschäftigt sich Karin Suter mit Alt und Neu. Sie kauft und verkauft antike Stücke. ­Regelmässig stellt sie auch ihre Dekoration um und schafft Platz für neue ­Gegenstände.

In den letzten fünf Jahren schuf sie auch den DesignMärt. Dann öffnete sie für drei Tage ihre Wohnung und bot zahlreiche alte und neue Trouvaillen an. Dieses Loft-Shopping macht für den ­Moment aber Pause. So bleibt mehr Zeit für ihr Bike. Suter ist gerne in der Natur unterwegs. «Es muss aber nicht gleich mit dem Bike nur die Berge hinauf gehen, die Ebene ist auch wunderschön», sagt sie dazu. Sie schätzt schmackhaftes Essen und gute Gesellschaft. Vor allem in der Sommerzeit verbringen einige ­Bewohnende abends Zeit rund um die Grillstelle und essen zusammen. Diesen Austausch und die sozialen Kontakte schätzt sie sehr. Das sei ein wichtiger Teil, der das Leben im Langhaus für sie so ­bereichernd mache. Schon nach diesem kurzen Eindruck kann man das gut nachvollziehen.

Weitere Artikel zu «Menschen», die sie interessieren könnten

Menschen25.04.2024

Der Wortdetektiv legt seine Lupe nieder

Sieben Jahre hat Kolumnist Urs Boller der Herkunft von Wörtern und Begriffen nachgespürt – nun verabschiedet er sich
Menschen18.04.2024

«Meine Heimat ist dort, wo mein Herz ist»

Emerson De Oliveira Steinmann arbeitet als Sigrist in der reformierten Kirche Stallikon-Wettswil
Menschen11.04.2024

Fast wie ein Berg-Schwingfest

Stimmungsvolle Kulisse beim 22. Gibel-Schwinget in Bonstetten