Ein Abschied mit Überraschungen…

Wenn drei Schweizer Skiakrobaten bei spätsommerlichen Temperaturen ins Zürcher Mascotte einladen, dann dürfen keine sportlichen Höchstleistungen erwartet werden. Weder Saltos noch Schrauben waren am vergangenen Freitagabend angesagt, sondern eine Party: die Abschiedsparty der drei besten Schweizer Aerials-Freestyler der letzten Jahre.

Siegerpodest mit den Gratulanten Sonny Schönbächler und Conny Kissling. (Bilder zvg.)Ja, sie will! Antrag auf der Bühne.Renato Ulrich, Andreas Isoz und Thomas Lambert (v.l.) empfangen ihre Gäste.Die Verbandspräsidenten Urs Lehmann und Helmut Schulz mit Thomas Lambert.

Siegerpodest mit den Gratulanten Sonny Schönbächler und Conny Kissling. (Bilder zvg.)Ja, sie will! Antrag auf der Bühne.Renato Ulrich, Andreas Isoz und Thomas Lambert (v.l.) empfangen ihre Gäste.Die Verbandspräsidenten Urs Lehmann und Helmut Schulz mit Thomas Lambert.

Andreas Isoz, Thomas Lambert und Renato Ulrich haben über Jahre die Schweizer Skiakrobatikszene dominiert. Zusammen sind sie 90-jährig, feierten innerhalb von sechs Monaten alle ihren 30. Geburtstag und haben an insgesamt 219 Weltcupspringen teilgenommen. Andreas Isoz machte den Auftakt als 16-Jähriger im Jahre 2000 in Livigno, Thomas Lambert und Renato Ulrich folgten im Jahre 2003. Von Rücktritt mochten die drei bis zu den Olympischen Spielen in Sotschi nicht sprechen. «Wenn du einen derart wichtigen Anlass vor Augen hast, dann bist du voll auf das sportliche Ziel fokussiert», meint Thomas Lambert, «die Frage stellt sich eigentlich erst nachher. Soll ich nochmals neue sportliche Ziele anstreben, spüre ich dieses innere Feuer noch, die Motivation und die bedingungslose Bereitschaft, alles diesen Zielen unterzuordnen? Das waren wohl die entscheidenden Faktoren, für mich, und wohl auch für die anderen.»

Kein Rücktritt ohne Rückblick

So unterschiedlich die Motive zum Einstieg in diesen Sport zuerst auch waren, alle drei Wege führten über das Mettmenstetter Jumpin. Der begeisterte Alpin-Rennfahrer und Trampolinspringer Ulrich fiel den Betreuern als 15-jähriger im Jumpin gleich auf. «Dass der Renato viel Talent mitbrachte, sah ich schon bei seinem ersten Besuch», meint heute ein lachender Michel Roth, bereits damals Trainer der Skiakrobaten, «darum packten wir ihn auch gleich!». Ulrich war dreimal an Olympischen Spielen, wurde 2009 und 2011 an den Weltmeisterschaften je Vierter und beendete die Saison 2013 als Gesamtdritter im Weltcup.

Thomas Lambert war ein talentierter Kunstturner und meldete sich als 12-Jähriger kurz nach Fertigstellung des Jumpins bei Michel Roth. Beim Training in der Nachwuchsgruppe Aerials infizierte er sich definitiv mit dem «Aerials-Virus» und steckte auch gleich noch seinen Bruder Christopher an. Auch Thomas Lambert war an drei Olympischen Spielen (Turin, Vancouver, Sotschi) und fünf Weltmeisterschaften dabei. Sportlicher Höhepunkt war sein Weltcupsieg in Lake Placid 2012. Grosse Ehre wurde ihm mit seiner Wahl zum Präsidenten der Athletenkommission der Swiss Olympic Association zuteil. Dort vertrat er die Interessen der Athleten im Exekutivrat von Swiss Olympic.

Andreas Isoz freute sich als 10-Jähriger derart über Sonny Schönbächlers Olympiasieg, dass er an einem freien Nachmittag seine Wohnung suchte und an der Haustüre läutete. Ob er die Goldmedaille sehen dürfe, fragte er schüchtern. Ein Blick auf die Medaille und eine Cola reichten, um sein Leben für die nächsten 20 Jahre zu bestimmen. Er erreichte an der WM 2007 den 5. Rang, sprang an der WM in Japan 2009 als erster Schweizer seine Saltos mit fünf Schrauben im Schnee und erzielte einige schöne, internationale Erfolge im Jumpin.

Tolle Partystimmung, Würdigungen und die totale Überraschung...

So ähnlich die Karrieren der drei Sportler verlaufen sind, so unterschiedlich werden sie als Persönlichkeiten wahrgenommen. In einer kurzweilig gestalteten Tonbildschau kam dies auch treffend zur Geltung. Die über hundert geladenen Gäste lernten dabei völlig neue, überraschende und nicht immer jugendfreie Seiten der drei Athleten kennen. Viel Farbe und Stimmung hätten die drei Charaktere ins Team gebracht, meinte Michel Roth diplomatisch schmunzelnd...

Für eine gelungene Überraschung sorgte Andreas Isoz – und er belegte auch gleich, dass Freestyler auch ernsthaftere Perspektiven anstreben: auf der Bühne und mit dem Mikrofon in der Hand bat er um die Hand seiner Freundin Stephanie.

Unter den Gästen war auch viel sportliche Prominenz: Für Olympiasieger und Jumpin-Initiator Sonny Schönbächler treten mit den drei Athleten drei Sieger zurück und er liess es sich nicht nehmen, dies mit einer gelungenen und sehr humorvoll inszenierten Siegerehrung zu würdigen. Der Präsident des Schweizerischen Skiverbandes, Urs Lehmann (Abfahrtsweltmeister 1993), bedauerte diesen Dreifachrücktritt und beschenkte die drei Springer mit einem noch fehlendem Sprung in ihrem Repertoire: einem Fallschirmsprung. (pd)

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