Ein Hauch «Manhattan» in Affoltern

Claudio Seeberger bringt in der Meeting-Cocktailbar die Geschmäcker der Welt ins Säuliamt

Barkeeper Claudio Seeberger hat sich den Traum einer eigenen Bar erfüllt. (Bild Brigitte Reemts Flum)

Sie kommen mit klangvollen Namen wie Mai Tai, Margarita oder Negroni daher, duften nach Urlaub und schmecken verführerisch. Ob fruchtig-süss, herb oder scharf – Cocktails gibt es für jede Stimmung und jede Tageszeit. Und die Meister über all diese Kreationen sind die Barkeeper.

Einer von ihnen ist Claudio Seeberger, Geschäftsführer und Eigentümer der «Meeting-Cocktailbar & Restaurant» in Affoltern. Hier ist er geboren, hier ist er aufgewachsen und genau hier wollte er auch seinen Traum von einer eigenen Cocktailbar verwirklichen. Vor ziemlich genau einem Jahr war es dann so weit: Die Räume des alteingesessenen Restaurants Rosengarten wurden frei und nach einem grösseren Umbau konnte Ende Juni 2024 die Meeting-Cocktailbar eröffnet werden. Gerade eben wurde das ­Ein-Jahr-Jubiläum mit einem grossen Barbecue gebührend gefeiert. Die Verwirklichung eines Jugendtraums – falls man das bei einem 26-Jährigen überhaupt sagen kann.

Vom Sanitärplaner zum Barprofi

Sein Weg hinter die Theke war alles andere als klassisch. Claudio Seeberger machte zunächst eine vierjährige Lehre als Gebäudetechnikplaner bei einem Ingenieurbüro in Zürich und arbeitete, unterbrochen von einem Sprachaufenthalt in England, noch eine Weile in diesem Beruf.

Für den Job des Barkeepers bildete er sich eigeninitiativ aus, mit Kursen an der Barfachschule Zürich, aber vor allem «by doing». Der Start war holprig: Genau zur Pandemie-Zeit begann er Ende 2019 in der Newsbar in Zürich und fand sich kurz darauf, ebenso wie die ganze Branche, im Lockdown wieder. Trotzdem arbeitete er bis zur endgültigen Schliessung im November 2020 in der Bar und ging dann nochmals in den alten Beruf und in die Lehrfirma zurück.

Im Sommer 2021 konnte er seine Gastropläne mit einem Engagement im Yuma – Restaurant und Bar – endlich weiterverfolgen und wechselte dann zielstrebig nach sechs Monaten in einen «richtigen» Barbetrieb: die renommierte Jules Vernes Panoramabar, eine Top-­Adresse hoch über Zürich. Hier arbeitete er sich in anderthalb Jahren zum «Head Bartender» hoch. Nach einer Auseinandersetzung mit den Eigentümern ging es schneller als gedacht weiter: Den letzten Drink an seinem letzten Abend servierte er ausgerechnet dem Restaurantleiter der Barchetta-Bar im Hotel Storchen und dieser heuerte Seeberger vom Fleck weg an.

Selbstständig und voll im Risiko

Während er im «Storchen» weitere wertvolle Erfahrungen sammelte, behielt er den Traum der eigenen Bar stets im Hinterkopf. Er beobachtete aufmerksam die Gastroszene im Säuliamt und als die «Rosengarten»-Räumlichkeiten frei wurden, wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Umbau, Investitionen, volles Risiko; und das alles in Eigenregie. Für Seeberger kein Problem, solange er sein eigener Chef ist: «So viel würde ich nie für jemand anderen leisten», sagt er.

Eine bunt gemischte Kundschaft

Die «Meeting-Cocktailbar & Restaurant» bietet Platz für rund 120 Gäste. Es gibt einen stylishen Barbereich, eine gemütliche Lounge für Spielabende, eine Kegelbahn im Keller, eine grosse Terrasse sowie einen abgetrennten Restaurantbereich für Feiern. Die Kundschaft ist genauso bunt gemischt wie die Cocktailkarte: Junge Leute, Vereine, Familienfeste und die ältere Generation schiebt hier gerne mal eine ruhige ­Kugel. Geöffnet ist die Bar von Dienstag bis Samstag, jeweils von 16 bis 24 Uhr. Dieses Pensum lässt nicht viel Zeit für seine Hobbys Töff und Wakeboard: «Die Freizeit leidet definitiv», gesteht Seeberger ein.

Neben der grossen Getränkeauswahl gibt es auch Barsnacks sowie eine Auswahl an Burgern. Claudio Seeberger steht selbst am Herd, an der Bar hat er Unterstützung durch Philippe Pinzello, einen ebenso leidenschaftlichen Bar­keeper wie der Chef.

Die weite Welt der Cocktails

Diese Leidenschaft ist spürbar. Wenn die beiden über Cocktails sprechen, kommen sie ins Schwärmen. Mixen ist dann mehr als nur ein Rezept, es ist ein kleines Ritual irgendwo zwischen Handwerk und Show. Was möchte der Gast? In einem gut gemixten Cocktail steckt mehr als nur Alkohol. Es ist die hohe Kunst des Ausbalancierens, ein bisschen Alchemie und ganz viel Gefühl, um das Bedürfnis und die Stimmung des Gastes zu verstehen und in einen Cocktail umzusetzen. Besonders die Breite der Cocktailpalette hat es Claudio Seeberger angetan: «Es gibt sechshundert verschiedene Cocktails für jeden Geschmack!» Zur Demonstration wird schnell ein «Manhattan» für den Besuch des «Anzeigers» gemixt. Ein Probeschluck beweist: Claudio Seeberger weiss, was er da tut! Aber natürlich mixen einem die Barkeeper in der Meeting-Cocktailbar auch einen alkoholfreien Mocktail. Oder man kann auch einfach eine Stange bestellen.