Ein Licht hinter dem Vorhang
Der Obfelder Roger Büchler ist mit seiner Firma Avivox für Veranstaltungstechnik gefragt und äusserst erfolgreich

Kann man in einer Branche glänzen, ohne das Rampenlicht zu suchen? Roger Büchler beweist still und eindrücklich, dass es möglich ist. Der ruhig-entschlossene 42-jährige Vater von drei Kindern aus Obfelden strebt nicht nach Bekanntheit, sondern nach Fokus, Präzision und Sinn. Seine Firma für Veranstaltungstechnik – Avivox GmbH mit Sitz in Affoltern – bildet das stille Rückgrat von Hunderten Live-Events pro Jahr in der ganzen Schweiz. Hinter dieser unaufdringlichen Meisterschaft steckt eine Geschichte, getragen von Ausdauer, Weitblick und einem tiefen Verantwortungsbewusstsein.
Von IBM in die Selbstständigkeit
Roger Büchler begann seine Karriere mit einer technischen Lehre bei IBM. Während seiner 14-jährigen Tätigkeit übernahm er zunehmend mehr Verantwortung und spezialisierte sich auf Mainframe- und Storage-Produkte. Mit der Weiterbildung zum eidgenössisch diplomierten Spezialisten in Unternehmensorganisation konnte er eine Stabsstelle im technischen Aussendienst übernehmen, in der er zahlreiche Projekte leitete. «IBM hat mir Chancen eröffnet und ein solides Fundament gegeben. Aber irgendwann wusste ich, dass ich etwas Eigenes aufbauen möchte.»
Seine Faszination für Technologie begann schon früh. «Als Teenager baute ich meine eigenen Lautsprecher und half mit, kleine Jugendveranstaltungen zu organisieren», erinnert er sich. Was als Hobby begann, entpuppte sich schnell als lebenslange Berufung. Im Jahr 2004 startete er als Zwei-Mann-Betrieb – getrieben von Überzeugung und ganz ohne Kredite. Er gründete sein erstes Unternehmen unter dem Namen Skyworks Event Design, ein jugendlicher Markenname, der seine kreative Vision widerspiegelte. Mit wachsender Nachfrage und zunehmender Reife entwickelte sich Skyworks schliesslich zu dem, was heute Avivox ist – ein Wandel, der im Jahr 2013 erfolgte, genau zu der Zeit, als sein erster Sohn geboren wurde. Sein Startkapital? Gerade einmal 500 Franken, sorgfältig vom IBM-Gehalt angespart. Jeder verdiente Franken wurde in das Geschäft reinvestiert und bildete damit das Rückgrat eines schuldenfreien Unternehmens. «Kein Kredit, keine Schulden. Alles wurde zurück in die Firma investiert. Und genau dieses Modell hat uns während der Coronakrise gerettet.»
Überleben ohne Unterstützung
Die Pandemie brachte die Veranstaltungsbranche zum Erliegen. Doch anstatt aufzugeben, schwenkte Roger um. Er setzte auf digitale Lösungen, nämlich Online-Konferenzen mit Simultanübersetzung. «Wir blieben schlank. Niemand verlor seinen Job. Darauf bin ich stolz.»
Diese Widerstandskraft zahlte sich aus. Heute betreibt seine Firma ein Team von zehn Mitarbeitenden und betreut jährlich 250 bis 300 Veranstaltungen in der ganzen Schweiz – von Generalversammlungen bis zu Produkteinführungen und Händlertagungen. Das Spezialgebiet: Events mit 100 bis 2000 Gästen. «Wir machen keine Stadion-Shows», sagt er lächelnd. Ein Grossteil der Arbeit findet im Verborgenen statt, hinter Vorhängen und technischen Kulissen. «Man bemerkt uns nur, wenn etwas nicht funktioniert», sagt Büchler mit einem Schmunzeln. «Wenn alles reibungslos läuft, bleiben wir fast unsichtbar.»
Die Denkweise eines Offiziers
Bevor Roger Büchler Avivox gründete, verbrachte er rund 1000 Diensttage in Uniform – und stieg bis zum Major der Schweizer Armee auf. Er diente im einzigen Logistikbataillon des Landes, eine Position, die höchste Präzision, strategischen Weitblick und Gelassenheit unter Druck erforderte. Die Koordination grossflächiger Versorgungsoperationen und das Führen von Menschen in kritischen Situationen hinterliessen bleibenden Eindruck. «Im Militär habe ich gelernt, in komplexen Situationen zu führen», sagt er. «Man befolgt nicht nur Befehle, sondern trifft Entscheidungen, die den Erfolg und die Sicherheit des Teams beeinflussen.»
Diese Struktur und Verantwortlichkeit übertrug er von Anfang an auf sein Unternehmen. Er setzt nicht auf starre Hierarchien, sondern fördert eine kollaborative Führungskultur – geprägt von seiner militärischen Ausbildung. «Ich führe nicht, weil ich alles weiss. Ich führe, weil ich grossartige Menschen hinter mir habe. Und wenn jemand eine bessere Idee hat, will ich sie hören.» Diese Haltung prägt die Unternehmenskultur bei Avivox. Aufgaben haben klare Zuständigkeiten, Fristen sind verbindlich, und jedes Teammitglied wird ermutigt, Prozesse aktiv zu verbessern. Kontinuierliche Verbesserung ist nicht nur gewünscht, sondern erwartet. Für Roger Büchler bedeutet Führung: Vertrauen aufbauen, Erfolge teilen und das Ziel nie aus den Augen verlieren.
Ein Leben in Balance
Ein Unternehmen zu führen, ein Familienleben zu pflegen und dabei auf sich selbst zu achten, das ist keine leichte Aufgabe. «Ich arbeite 50 bis 60 Stunden pro Woche», gesteht Roger. «Aber wenn ich zu Hause bin, dann bin ich wirklich da. Das musste ich erst lernen.»
Seine Frau Mirjam bringt es auf den Punkt: «Roger hat sein Hobby mit unermüdlicher Leidenschaft und endlosen Ideen zum Beruf gemacht. Er stellt hohe Ansprüche an sich selbst und an andere, führt dabei aber stets fair und im Dialog. Er arbeitet viel, oft mehr als andere. Doch wenn er zu Hause ist, ist er ganz präsent. Das ist der Vorteil der Selbstständigkeit: Man gibt viel, aber man kann auch bewusst Zeit zurückgeben, wenn es darauf ankommt.»
Trotz aller Anforderungen ist Inspiration nie weit entfernt. «Familie bedeutet für mich Heimat. Es sind die Menschen, die mir am wichtigsten sind – auch wenn ich oft länger unterwegs bin. Ich freue mich immer, sie zu sehen und zu Hause zu sein. Aber meine Inspiration finde ich auf der Strasse mit den Menschen. Ich sehe Dinge, die mich berühren, mir Ideen geben und meine Arbeit beeinflussen.»
In einer Welt, die von Sichtbarkeit und Spektakel fasziniert ist, erinnert Roger Büchlers Weg leise an die Kraft einer beständigen Haltung – ein Erfolg, der nicht auf Show, sondern auf Widerstandskraft, Überzeugung und Ausdauer basiert. Sein inneres Feuer drängt sich nicht auf; es glüht – ruhig, beständig und unermüdlich – und weist den Weg aus dem Hintergrund.