Wie soll man über die A4 kommen?

Die Planungsgruppe Knonaueramt hat die Teilrevision des Richtplans verabschiedet

Egal, von wo man kommt: Es gibt morgens und abends fast immer Stau rund um die Autobahnbrücke. (Bild Dominik Stierli)
Egal, von wo man kommt: Es gibt morgens und abends fast immer Stau rund um die Autobahnbrücke. (Bild Dominik Stierli)

Nach dreijähriger Arbeit haben die Delegierten der Zürcher Planungsgruppe Knonaueramt am Mittwoch im Kasinosaal in Affoltern eine gewichtige Teilrevision des Regionalen Richtplans verabschiedet. Mit diesem Richtplan steuert der Kanton die langfristige räumliche Entwicklung. Was darin steht, ist für die Beschlüsse der Behörden vor Ort und beim Kanton massgebend. «Wir haben einen Meilenstein erreicht», freute sich an diesem Abend die Präsidentin der Planungsgruppe, Gabriela Noser Fanger, Gemeindepräsidentin von Ottenbach, über die Verabschiedung des Mammutwerkes.

Zweite Brücke bleibt im Plan

Dieses enthält eine ganze Reihe von Aussagen über die Bebauung, Landschaftsgestaltung oder auch Aussagen zum Autoverkehr oder dem Bahn- und Busnetz. Viel zu reden gab dabei eine kantonale Planungsstudie, die seit Mai 2025 vorliegt und die Verkehrssituation an der Brücke zwischen Obfelden und Affoltern beleuchtet. Das Ergebnis dieser Studie ist, dass man nicht mehr – wie bisher angedacht – versuchen sollte, eine zweite Brücke etwas weiter nördlich auf der anderen Seite der Raststätte My Stop zu bauen, sondern lieber die bestehende Querung zu verbreitern und zu optimieren. Das koste nur rund 6 Millionen Franken statt 28 Millionen, wie bei einer neuen Brücke. Der Vorstand der Planungsgruppe hatte dann beschlossen, den Bau einer zweiten Brücke zugunsten der neu diskutierten ­Erweiterungsvariante aus dem Richtplan zu streichen. Mehrere Varianten gleichzeitig zu verfolgen, könnte sich negativ auswirken. Der Kanton könnte dem Bezirk vorwerfen, sich nicht entscheiden zu können: «Wir können den Druck auf den Kanton erhöhen, wenn wir die zweite Querung rausnehmen und uns auf den Ausbau der bestehenden Brücke konzentrieren», so Noser. Doch da legte Obfeldens Gemeindepräsident Stephan Hinners ein Veto ein: «Das löst unser Problem in Obfelden nicht. Die Bevölkerung wird massiv beeinträchtigt. Das Streichen der zweiten Brücke wäre ein Schlag ins Gesicht der Gemeinde Obfelden.» 
Markus Gasser, Bauchef in Affoltern und Mitglied des Vorstands der Planungsgruppe hielt dagegen: «Wenn wir jetzt die Spange im Plan lassen, passiert in den nächsten 20 Jahren wieder nichts.» Wenn man schneller etwas erreichen wolle, müsse man den Ausbau der bestehenden Brücke ins Auge fassen. Stadtpräsidentin Eveline Fenner und der für die Richtplanrevision zuständige Planer Marsilio Passaglia zeigten die Situation im Affoltemer Industriegebiet Moosbach an der Autobahn auf, wo aufgrund der möglichen Zufahrten für eine zweite Brücke die bauliche Entwicklung auf zahlreichen Grundstücken erheblich eingeschränkt ist. Dies seit 2009 und bei Beibehaltung der zweiten Brücke im Plan auch in der Zukunft. «Die Entwicklung der Industriezone in Affoltern bleibt so lange behindert, wie die zweite Querung im Plan enthalten ist.» Der anschliessende Entscheid fiel denkbar knapp aus. Acht Delegierte schlossen sich dem Antrag von Stephan Hinners auf Belassen der zweiten Brücke im Plan an, sieben stimmten dagegen.

Zahlreiche weitere Aspekte

Die Delegierten beschäftigten sich zudem mit zahlreichen weiteren Aspekten des Richtplans. Dort finden sich nun Aussagen wie, man habe die mit der Wohnungsnot einhergehende Herausforderungen erkannt oder die Funktionsfähigkeit der Wohn- und Wirtschaftsregion solle gestärkt werden. Auch der lang gehegte Wunsch, vier Verbindungen pro Stunde mit der S-Bahn nach Zug zu erhalten, ist dort formuliert. «Wir bleiben dran», versprach Noser Fanger. Was auch im Richtplan steht: Affoltern ist das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum des Knonauer Amtes. Jetzt sollen aber auch die sogenannten Subzentren mehr in den Fokus rücken. Das wären Bonstetten/Wettswil, Obfelden, Mettmenstetten und Hausen.
Ausserdem wurde an der Sitzung das Budget 2026 verabschiedet und der Finanz- und Aufgabenplan des Vorstands für das nächste Jahr zur Kenntnis genommen. Das Budget umfasst etwa 287000 Franken und wird von den 14 Bezirksgemeinden entsprechend der Einwohnerzahl getragen. Ein grosser Teil davon entfällt auf die Posten Dienstleistungen und Beratungshonorare. 

Referendum kann ergriffen werden

Die Sitzung endete mit grossem Beifall der Delegierten für den erreichten Planungsschritt. Noser Fanger zeigte sich sichtlich erleichtert über die einstimmige Verabschiedung des Traktandums. Nun gibt es die Möglichkeit, dass jemand das Referendum ergreift. Wenn diese Frist ungenutzt verstrichen ist, beugt sich der Regierungsrat im kommenden Jahr über das mehr als 150 Seiten starke Papier und verabschiedet es endgültig.