Lebensbasis der Fische verschlechtert sich

Der Ottenbacher Lettenbach leidet immer wieder massiv unter giftigen Substanzen

Fischereiaufseher Robert Geuggis betäubt die Fische mit einem leichten Stromstoss, damit sie schonend eingefangen und gezählt werden können.
Fischereiaufseher Robert Geuggis betäubt die Fische mit einem leichten Stromstoss, damit sie schonend eingefangen und gezählt werden können.

Vor einem Jahr begann das Projekt des Kantons, die Fischbestände an ausgewählten Stellen der Ämtler Bäche zu zählen, um festzustellen, ob die natürliche Vermehrung ausreicht. Bisher wurden jeweils Jungtiere ausgesetzt, die von der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung in Stäfa mit Laich aus den jeweiligen Standorten gezüchtet werden. Dies soll nun nur noch gezielt dort geschehen, wo es sinnvoll ist.

Gute Naturverlaichung – schwindender Lebensraum

Nach einem ersten Einblick in die Resultate aus Obfelden und Ottenbach ist Robert Geuggis positiv gestimmt: «Insgesamt sind die Ergebnisse zufriedenstellend. Wir konnten überall Naturverlaichung nachweisen. Besonders gut sieht es am Lindenbach in Obfelden aus, auch im Tobelbach in Ottenbach stimmt die Altersstruktur der Forellen.» Geuggis betäubt die Fische mit einem leichten Stromstoss, damit sie sorgfältig mit einem Netz gefangen werden können. Sie werden anschliessend einzeln vermessen, in Wasserkübeln gesammelt und wieder ins Gewässer zurückgelassen. So lässt sich die Altersstruktur gut abschätzen, denn für jeden Lebensraum gibt die Grösse weitgehend Auskunft über das Alter der Fische. Im Tobelbach sind die diesjährigen Forellen 8 bis 13 Zentimeter lang, die letztjährigen bis 22, die vorletztjährigen bis 28 Zentimeter. «Je nach Grösse des Lebensraums und Nahrungsangebot werden die Fische grösser», erläutert Robert Geuggis, «im Reusskanal beispielsweise wachsen sie rascher als im Tobelbach.»

Auch wenn die bisherigen Resultate positiv sind: Insgesamt sind die Fischbestände rückläufig. Die Häufung heisser, trockener Sommer in den letzten 15 Jahren liess viele Bäche austrocknen. Massgebend für den Lebensraum sind aber die saisonalen Engpässe. Einerseits sterben Fische – trotz Rettungsaktionen der Fischer – beim Austrocknen von Bachabschnitten. Anderseits sind bei Wasserknappheit Schadstoffe, die in die Gewässer geleitet werden, in höherer Konzentration vorhanden und vergiften Fische vermehrt.

Die Schadstoffe stammen aus der Strassen- und Siedlungsentwässerung, aus privaten Swimming Pools, aus der Landwirtschaft und aus der Luft. Die meisten Meteorwasserschächte werden in offene Gewässer abgeleitet: ums Haus, auf den Strassen, alles, was hier hineingelangt, belastet anschliessend den Bach.

Problemfall Lettenbach

Besonders kritisch ist die Situation beim Lettenbach in Ottenbach. «Jedes Jahr haben wir hier Verschmutzungen mit Fischsterben», hält Robert Geuggis fest, «hier ist der Bestand dünn und es macht gar keinen Sinn, Jungtiere auszusetzen, so lange wir die Verursacher nicht bremsen können.» Der Lettenbach leidet unter Chemikalien aus Gärten, Presswasser aus Biogasproduktion, Baustellenabwässern. Weitere Fälle von Fischvergiftung im Lettenbach sind in Abklärung: «Wir vermuten Chlorwasser aus Swimming-Pools. In solchen Fällen haben wir auf einem kurzen Abschnitt viele tote Fische.» Die kantonale Fischereiaufsicht pflegt die Bestände zusammen mit den Pächtern der Fischreviere. Diese achten darauf, dass sie keine Tiere fangen, die nicht schon einmal verlaicht haben. Ihnen stellt der Fischereiaufseher ein gutes Zeugnis aus: «In Bachrevieren ist das erlaubte Mindestmass fürs Fischen von Forellen eine Länge von 22, in Flussrevieren von 28 Zentimetern. Gerade die Fischer im Bezirk Affoltern schlagen freiwillig mehrere Zentimeter drauf und fangen nur grössere Fische, um die Bestände zu sichern.»

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