Nur vorübergehende Bevölkerungszunahme

Gegen 150 Fahrende richteten sich in Affoltern ein – ohne Bewilligung der Gemeinde

Fahrende aus Frankreich haben auf einer Wiese in Affoltern ihr Camp bezogen. (Bild Thomas Stöckli)
Fahrende aus Frankreich haben auf einer Wiese in Affoltern ihr Camp bezogen. (Bild Thomas Stöckli)

40 zusätzliche Wohneinheiten mit gegen 150 Bewohnern. Dieser Zuwachs ereignete sich in Affoltern vor einer Woche – ohne dass die Gemeinde davon etwas gewusst hätte. Mit dem Grundbesitzer hat sich der Clan von Fahrenden aus Frankreich zwar geeinigt, eine Bewilligung der Gemeinde wurde allerdings nicht vorgängig eingeholt – und hatte auch nachträglich keine Chance, da die entsprechenden Umwelt- und Hygiene-Vorgaben offensichtlich nicht erfüllt wurden.

Das Camp mussten also weichen – doch wie und wohin? Keine einfache Ausgangslage bei rund 40 Wohnwagen und deutlich weniger Zugfahrzeugen. Die Gemeinde räumte den Fahrenden deshalb eine Gnadenfrist bis gestern Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) ein.

Vom Hausieren leben

 

In der Schweiz sind die Fahrenden seit 1998 als nationale Minderheit anerkannt. Nach offiziellen Schätzungen sind es rund 30000 Personen, von denen heute höchstens noch 2000 bis 3000 eine nomadische Lebensweise pflegen: Im Winter leben diese auf einem Standplatz und von Frühjahr bis Herbst sind sie mit ihren Wohnwagen unterwegs. Den Lebensunterhalt finanzieren sie durch Hausieren mit diversen Produkten und Dienstleistungen wie Reparatur- und Gartenarbeiten, dazu nach wie vor auch vom Reinigen und Schleifen.

Ein Bundesgerichtsurteil aus dem Jahre 2003 hält fest, dass die besonderen Bedürfnisse der Fahrenden in der Raumplanung berücksichtigt werden müssen. Will heissen: Bund, Kantone und Gemeinden müssen für eine ausreichende Anzahl Stand- und Durchgangsplätze sorgen.

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