Schon die Kelten haben Aeugst als Wohnort gewählt

Sein Arbeitgeber ist der Kanton Zug, doch auch in der Freizeit hält Grabungstechniker Johannes Weiss die Augen offen. So stiess er vor einigen Tagen in seiner Wohngemeinde Aeugst auf Fundstücke aus der Eisenzeit.

Grabungstechniker Johannes Weiss zeigt den eisernen Tüllenmeissel (links) und das Keramikstück mit dem Abdruck von Rutengeflecht, die er im mittlerweile zugeschütteten Graben in Hänikon, Aeugst, entdeckt hat. (Bild Thomas Stöckli)
Grabungstechniker Johannes Weiss zeigt den eisernen Tüllenmeissel (links) und das Keramikstück mit dem Abdruck von Rutengeflecht, die er im mittlerweile zugeschütteten Graben in Hänikon, Aeugst, entdeckt hat. (Bild Thomas Stöckli)

Die Scherben von handgeformter Keramik, die Johannes Weiss im abhumusierten Bereich für die neue Wasserleitung in Hänikon, Aeugst, entdeckt hat, hätten allein für eine Datierung kaum gereicht. Direkt am Rand des Grabens lag allerdings auch ein eiserner Tüllenmeissel. So konnte der Grabungstechniker den Fund der Eisenzeit zuordnen – also vor rund 2100 bis 2800 Jahren.

Eisenfunde aus jener Zeit sind rar. Weshalb wurde das so wertvolle Metall in Aeugst zurückgelassen? Eine mögliche Erklärung liefert ein Keramikstück mit dem Abdruck von Rutengeflecht. Zu jener Zeit wurden die Hütten mit Lehm abgedichtet. Eine Erklärung für den gebrannten Lehm könnte somit sein, dass die Hütte einem Feuer zum Opfer fiel. Allerdings sei auch denkbar, dass das Stück in einem Ofen verbaut war, so Weiss.

Neun archäologische Fundstellen

Eines zeigt das Keramikstück mit dem Geflecht-Abdruck mit Gewissheit: an dieser Stelle befand sich ein keltischer Siedlungsplatz. «Das kann ein Gehöft oder ein Weiler gewesen sein», erklärt Finder Johannes Weiss, der ganz in der Nähe wohnt. Die Kelten dürften auf dem fruchtbaren Land primär Ackerbau betrieben haben. Die Zone, in der Fundstücke zum Vorschein kamen, war immerhin 70 Meter lang. Das deutet auf mehrere Gebäude hin.

Historische Funde sind in Aeugst übrigens keine Seltenheit, so hat Johannes Weiss bereits an acht anderen Stellen Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten entdeckt, unter anderem einen keltischen Armring aus Glas sowie diverse Funde aus römischer Zeit. Die Römer haben auch an der jüngsten Fundstelle ihre Spuren hinterlassen. Eine Schicht über den keltischen Funden lag das knapp fingernagelgrosse Stück einer «Terra sigillata» – ein typisch römisches Tafelgeschirr, wie es in Südfrankreich hergestellt wurde. «Das war das erste wasserdichte Geschirr», so Weiss.

«Was ich gerne finden würde, ist den Siedlungsplatz der Römer», verrät Johannes Weiss. Diverse Spuren deuten darauf hin, dass er im Bereich der heutigen Kirche liegen könnte. «Wenn in der Nähe der Kirche gebaut wird, gehe ich sicher schauen», so der Grabungstechniker.

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