Wertvolle Sicherheits-Dienstleistung

First Responder der Feuerwehr – für die entscheidenden Minuten bei Herz-Notfällen.

Schnellstmögliche Hilfe bei Herz-/Lungenwiederbelebung: First Responders der Feuerwehr üben ihr Handwerk. (Bild zvg.)
Schnellstmögliche Hilfe bei Herz-/Lungenwiederbelebung: First Responders der Feuerwehr üben ihr Handwerk. (Bild zvg.)

Bei einem Herzstillstand zählt jede Minute. Je schneller erste Wiederbelebungsmassnahmen eingeleitet werden, desto höher ist die Überlebenschance. Eine Studie der American Heart Association zeigt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Herzstillstand pro Minute, die zwischen Zusammenbruch und Defibrillation vergeht, um 7 bis 10% sinkt. Doch was, wenn der nächste Rettungswagen weit weg oder anderweitig im Einsatz ist? Olten hat vor 16 Jahren als erste Schweizer Stadt das Potenzial der Milizfeuerwehr für diesen Bereich erkannt, First Responder als wertvolle Ergänzung zum Rettungsdienst getestet und für gut befunden.

Pionierleistung in Affoltern und Mettmenstetten

Als zweite in der Schweiz setzten 2005 die Feuerwehren Knonaueramt Süd (Mettmenstetten, Knonau, Maschwanden) und Albis (Affoltern, Aeugst, Ottenbach) die Idee um. Mit Ausnahme vom Unteramt zogen alle Ämtler Gemeinden nach, erst Hedingen, dann Obfelden und das Oberamt (Hausen, Kappel, Rifferswil). Ottenbach hat mittlerweile eine eigene First-Responder-Gruppe und ab Mai 2017 auch Aeugst. Die «Erstversorger» sind fachlich dem Rettungsdienst unterstellt und mindestens für Herz-/Lungenwiederbelebung und den Einsatz von halbautomatischen Defibrillatoren ausgebildet. Sie werden bei vermuteter oder bestätigter Notwendigkeit einer Herz-/Lungenwiederbelebung parallel zum Rettungsdienst alarmiert und rücken aus ihrem beruflichen oder privaten Umfeld via Feuerwehrdepot aus. Im Idealfall braucht es sie nicht, für den schlimmsten Fall ist es gut, wenn es sie gibt.

Mindestens vier Leben verlängert

Der Bezirkshauptort hat seine First-Responder-Gruppe auf dieses Jahr hin nun allerdings aufgelöst. Die Begründung des Gemeinderats: Die Affoltemer First-Responder haben 2015/16 mehrheitlich länger als die von der kantonalen Gebäudeversicherung vorgeschriebenen sechs bis acht Minuten bis an den Einsatzort gebraucht. Zudem sei die Verrechnung der Einsatzkosten an den Patienten zunehmend auf Unverständnis gestossen.

In mindestens vier Fällen haben die Affoltemer First Responders allerdings auch erfolgreich reanimiert, blickt deren ehemaliger Chef René Hofstetter, von Beruf Rettungssanitäter, zurück. Die jährlichen Kosten liegen nach einer Hochsetzung der Alarmierungsschwelle und der Beschränkung des Einsatzgebiets auf Affoltern bei rund 10000 bis 15000 Franken, heisst es bei der First-Responder-Gruppe. Geld für Ausbildung und Weiterbildung, für Material und die Besoldung von Einsätzen. Auf Letztere würden die Affoltemer First Responders sogar verzichten. Ende Januar kamen sie zusammen, um das Angebot selbstständig als Verein weiterzuführen. Im Gegensatz zu anderen Kantonen lässt dies die Zürcher Gebäudeversicherung allerdings nicht zu.

Anfahrtszeiten von 17 Minuten

Aus Kostengründen hat das Spital Affoltern seinen Rettungsdienst von zwei Teams auf eines reduziert. Bei durchschnittlich fünf Einsätzen steht in Affoltern also täglich während rund sieben Stunden ein benachbarter Rettungsdienst in Bereitschaft. Von den umliegenden Rettungsdiensten müsse man mit Anfahrtszeiten von mindestens 17 Minuten rechnen, so Edwin Meier, Leiter des Rettungsdienstes Affoltern. Nun sind keine First Responder mehr da, welche diese Zeit bei Herz-/Lungenwiederbelebung überbrücken können.

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