Vorsicht beim Pilzen

Jetzt spriessen sie wieder aus dem Boden, die Pilze, auch in der Region Affoltern. Die Pilzkontrolleure des Bezirks warnen davor, gesammelte Pilze nicht prüfen zu lassen. Das ist auch nötig: Letztes Jahr entdeckten sie nämlich fünf Kilogramm giftige Pilze.

Wer keine Überraschungen erleben will, sollte die ganze Ernte einem Pilzkontrolleur vorlegen. (Bild: Hans-Peter Neukom)
Wer keine Überraschungen erleben will, sollte die ganze Ernte einem Pilzkontrolleur vorlegen. (Bild: Hans-Peter Neukom)

Plötzlich sind sie da, die vielen Pilze im Wald, klein und unauffällig wie viele Becherlinge, gross und in Büscheln wie der Hallimasch oder auffällig wie der bekannte Fliegenpilz mit seinen rot leuchtenden Fruchtkörpern und den weissen Flöckchen auf dem Hut. Und fast ebenso schnell wie sie gekommen sind, sind sie wieder weg. Pilze sind launische und geheimnisumwobene Individuen der Natur. In manchen Jahren lassen sich gewisse Arten kaum blicken, in anderen schiessen sie in Mengen aus dem Boden. Letzteres ist dieses Jahr wieder der Fall.

«Durch das in den letzten Wochen feuchtwarme Wetter ist schon früheine artenreiche Pilzflora auch in den Regionen um Affoltern zu beobachten», sagen Christian Klee und Pamela Roesch, Pilzkontrolleure für Affoltern und Jonen mit den jeweils angeschlossenen Gemeinden. Sie haben bereits alle Hände voll zu tun. So prüften sie in den vergangenen Wochen auch ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten die Pilzernte von Sammlerinnen und Sammlern. Dabei kontrollierten sie vor allem Speisepilze wie Sommer-Steinpilze, Flockenstielige Hexen-Röhrlinge, Perlpilze, Eierschwämme und Champignons.

Über 100 Kilo Pilze geprüft

Doch die Pilzkontrolleure aus dem Bezirk warnen: Auch gefährliche Giftpilze wie etwa der Pantherpilz, verschiedene Risspilzarten oder der tödlich giftige Grüne Knollenblätterpilz wurden bereits gefunden. «Beim geringsten Zweifel lasse ich meine Pilze immer von einem ausgewiesenen Kontrolleur prüfen», sagt eine passionierte Affoltemer Sammlerin und ergänzt: «Dies ist allemal sicherer als vor der Pilzmahlzeit ein Stossgebet zum Himmel zu schicken.» So prüften die Pilzkontrolleure des Bezirks im letzten, eher durchschnittlichen Jahr in rund100 Kontrollen insgesamt 115 Kilogramm Pilze von privaten Sammlern. Davon waren 82 kg Speisepilze, 28 kg ungeniessbare und 5 kg giftige Pilze. Bei den 13 Kontrollen mit Giftpilzen handelte es sich um folgende Arten: Tiger-Ritterling, Kahler Krempling, Pantherpilz, Karbol-Champignon, Grünblättriger Schwefelkopf sowie verschiedene Arten der Gattung Risspilz und Rötling.

Wie wichtig diese Arbeit ist, belegen die rund 40 kg giftige Knollenblätterpilze, die in den letzten zehn Jahren allein die Pilzkontrolleure im Kanton Zürich aus dem privaten Sammelgut aussortiert haben. Diese Menge hätte 800 Pilzliebhaber töten können! Denn Knollenblätterpilze enthalten gefährliche Zellgifte, genannt Amatoxine, die zu starken Schäden der Leber und in schweren Vergiftungsfällen – ohne medizinische Behandlung – gar zum Tod führen können. «Die Möglichkeit, geerntete Wildpilze von ausgebildeten Fachleuten kontrollieren zu lassen, hat zweifellos schon viel Leid verhindert und Leben gerettet», sagt Christian Klee. Damit helfen auch die Pilzkontrolleurinnen und -kontrolleure des Bezirks nicht zuletzt, hohe Therapiekosten einzusparen.

Pilze kennenlernen

Wo aber kann man besseres Wissen über Pilze erlernen, wenn nicht im Pilzverein? In acht Lektionen, die jeweils zwei Stunden dauern, vermittelt Kursleiterin Pamela Roesch den Teilnehmenden viel Wissenswertes rund um das grosse Reich der Pilze. Dabei sollen ausgewählte Themen wie Ökologie, Verbreitungsstrategie, Gattungslehre, Artenbestimmung, Giftpilze und Pilzgifte, einschlägige Pilzliteratur und vieles mehr zur Sprache kommen. Da jeweils auch eine kleinere Pilzausstellung stattfindet, werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, eigens gesammelte Pilze zu den Kursabenden mitzubringen. Es sind keine besonderen Vorkenntnisse zu Pilzen erforderlich. (hpn)

Der Kurs findet vom 2. September bis 21. Oktober statt, jeweils am Dienstag von 20 bis 22 Uhr im Stadtschulhaus Bremgarten. Die Kurskosten betragen 300 Franken pro Person. Anmeldungen bei Pamela Roesch, Telefon: 056 634 14 71, E-Mail: pam_roesch@gmx.ch.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern25.04.2024

Fusionspläne bei Landi-Genossenschaften

Landi Albis, Obfelden und Freiamt künftig gemeinsam?
Bezirk Affoltern25.04.2024

Schneedruck macht den Kulturen zu schaffen

Raps, Gerste und Obst leiden unter dem anhaltenden Wintereinbruch
Bezirk Affoltern25.04.2024

Veloweg wird nun doch gebaut

Zwischen Uerzlikon und Rossau: Einigung zwischen der Besitzerfamilie und dem Kanton