Erntesorgen bei den Säuliämtler Obst- und Gemüsebauern

Die Wetterkapriolen beeinflussen die Gemüse-, Most- und Tafelobsternte auch im Säuliamt. Der warme Frühling begünstigte zwar das Tafelobst, doch der nasse Sommer verhindert eine Rekordernte und bewirkt hohe Ausfälle beim Gemüse. Neben dem Wetter bereiten den Obstbauern vor allem auch die Vögel grosse Sorgen.

Trotz faulender Früchte noch etwas Galgenhumor: Robert Huber zeigt durch Vogelfrass verdorbene Birnen. (Bild Martin Mullis)
Trotz faulender Früchte noch etwas Galgenhumor: Robert Huber zeigt durch Vogelfrass verdorbene Birnen. (Bild Martin Mullis)

Die Kirschenernte wurde, wie in der gesamten Schweiz, auch im Säuliamt als insgesamt ausgezeichnet beurteilt. Etwas anders wird die kommende Ernte beim Most- und Tafelobst erwartet. Josef Christen, Leiter der Kommunikation beim Schweizerischen Obstverband spricht von einer guten, aber doch eher durchschnittlichen Ernte bei beiden Obstsorten. Der wunderschöne Frühling war für die Obstbäume ein äusserst guter Start. Der nasse Sommer, so Christen, habe auf das Kernobst eigentlich eher wenig Einfluss. Allerdings benötige es vor der Ernte durchaus noch einige warme und vor allem sonnige Tage, nur so sei die für die Kunden so wichtige Farbgebung der Früchte zu erreichen. Die «roten Bäggli» der Äpfel seien für den Kauf der Früchte enorm wichtig. Förderlich für den Reifungsprozess wären aber auch noch einige kommende Tage und Nächte mit Temperaturschwankungen. Im Klartext meint Josef Christen warme und sonnige Tage und eher kühle Nächte.

Diese Einschätzungen bestätigt auch der grösste Tafelobstbauer im Säuliamt. Robert Huber aus Obfelden, erwartet eine normale oder sogar eher kleinere Ernte als in den vergangenen Jahren. Auch Huber spricht von einem prächtigen Frühling welcher die Blüte begünstigte. Das seit Wochen vorherrschende Regenwetter verlange für das Tafelobst Pflege und grössere Aufwendungen, um Schorf und Pilzbildung zu vermeiden. Nicht einverstanden ist er mit den viel zu frühen und unsinnigen Ernteprognosen, es handle sich da oft um falsche Einschätzungen die lediglich zu Preisirritationen führen.

Enorme Schäden durch das Picken der Vögel

Weit grössere Sorgen als der nasse Sommer bereitet dem Obstbauer jedoch der Vogelfrass. Robert Huber spricht in diesem Jahr von einer eigentlichen Katastrophe. Die Vögel seien dieses Jahr in grossen Scharen anwesend und die Schäden durch das Picken enorm, hält Obstbauer Huber fest und zeigt etwas enerviert, aber auch ratlos auf die unzähligen unverkäuflichen Früchte an den Spalierbäumen. Abwehrmassnahmen wie Knaller, laute Musik, flatternde und spiegelnde CD-Scheiben oder Geräusche von Raubvögeln sind aufwändig, kostspielig und nützen nur sehr kurze Zeit. Die gefrässigen Picker würden sich sehr schnell an diese Massnahmen gewöhnen. Seine 45000 Quadratmeter grosse Kultur in Obfelden ist zwar weitestgehend mit Netzen überspannt, diese schützen aber lediglich vor dem Hagelschlag.

Landwirt Alfred Keller aus Mettmenstetten spricht ebenfalls von einer zufriedenstellenden Mostobsternte, die sicher doppelt so gross ausfallen werde wie letztes Jahr. Die vielen Niederschläge der letzten Wochen würden grössere Früchte generieren, hält Keller fest und so sei die Qualität des Kernobstes dieses Jahr grösser als die Quantität.

Diese Feststellungen bestätigt auch Hagen Thoss von der Fachstelle Obst vom Strickhof. Auch er nennt die überdurchschnittliche Grösse des Obstes und der sehr gute Behang als Folge des warmen Frühlings, der warmen Temperaturen und nicht zuletzt auch infolge der häufigen Niederschläge. Der verstärkte Infektionsdruck und der Pilzbefall seien eben die Schattenseite des Obstanbaus obwohl der nasse Sommer sich auch günstig auswirkt.

Gemüseernte als Spiegel des Wetters

Auch Obstexperte Thoss hält fest, dass die Qualität des Kernobstes in diesem Jahr als überdurchschnittlich gelte, was sich vermutlich auch auf die Preise auswirken werde. Äpfel- und Birnenpreise werden jedoch erst später im Herbst festgelegt, das grössere Angebot dürfte die Preise jedoch ziemlich sicher unter Druck setzen.

Als schlimmste Saison seit vielen Jahren nennt Roland Moser aus Obfelden die verregneten letzten Wochen. Der Gemüsebauer spricht von erschwerten Bedingungen und massiven Qualitätseinbussen. Auch der zeitlich und flächenmässig gestaffelte Anbau sei infolge der triefnassen Böden nur mühsam zu bewältigen.

Während Fenchel, Lauch undKabis etwas weniger stark unter dem Regen leiden, seien vor allem bei den Salatprodukten die Ernteerträge äusserst schlecht.

Lediglich noch ein überdurchschnittlich schöner und warmer Herbst könnte die bisherigen Ernteausfälle zwischen 30 und 40 Prozent noch etwas lindern, meint Roland Moser. Das Wachstum des Gemüses sei eben der Spiegel des Wetters, so das Fazit von Gemüsebauer Moser aus Obfelden.

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