Bauwirtschaft vorsichtig optimistisch

Die Medienmitteilung des schweizerischen Baumeisterverbandes über die Bautätigkeit hat viel mit einem Selbstbedienungsladen gemeinsam. Von solider Auftragslage, über Unsicherheit im Wohnungsbau und Abkühlung der Entwicklung ist alles zu haben. Ähnlich unsicher reagieren die massgeblichen Bauunternehmen im Säuliamt.

Hochkonjunktur oder Markteinbruch: Rund um die Kirche Mettmenstetten sind fünf Baukräne in Betrieb. (Bild Martin Mullis)
Hochkonjunktur oder Markteinbruch: Rund um die Kirche Mettmenstetten sind fünf Baukräne in Betrieb. (Bild Martin Mullis)

Grundsätzlich sind regional- oder gar bezirksrelevante Zahlen über die Tätigkeiten im Bauhauptgewerbe nicht vorhanden oder werden nicht veröffentlicht. Weder der schweizerische noch der kantonale oder der regionale Baumeisterverband ist in der Lage, die Bautätigkeit gebietsweise zahlenmässig aufzuschlüsseln. Weder Silvan Müggler, Leiter Wirtschaftspolitik des schweizerischen Baumeisterverbandes als auch Markus Hungerbühler, Geschäftsleiter des Baumeisterverbandes Zürich-Schaffhausen (BZS), kennen die Bauzahlen in den einzelnen Regionen, so wenig wie auch der Baumeisterverband Sektion Zürichsee, Sihltal und Amt. Generell wird zwar von den einzelnen Exponenten der Bauwirtschaft das Säuliamt als eigentliche Boomregion bezeichnet. Durch die enorme Durchmischung von ausserkantonalen oder gar ausländischen Unternehmen fehlt jedoch eine seriöse Übersicht, und deshalb sind auch keine verlässlichen Angaben möglich. Auch Daten über Baugesuche oder Zahlen des Statistischen Amtes sind schwierig zu bekommen und noch schwieriger zu deuten und dürften nicht für zuverlässige Prognosen über die Bautätigkeit dienen. Wer allerdings mit einem expliziten Blick auf die Baukräne durch die Dörfer im Bezirk Affoltern fährt oder wandert, stellt fest, dass praktisch in jedem Dorf eine oder mehrere Baustellen in Betrieb sind. So sind zum Beispiel in Mettmenstetten ohne Probleme fünf in Betrieb stehende Baukräne auf eine Fotografie zu bringen.

Zukunft äusserst schwierig einzuschätzen

Der Geschäftsleiter der Ferrari Bauunternehmung AG, Emilio Ferrari, zeigt sich über die momentane Auftragslage denn auch recht zufrieden. Auf seiner grössten Baustelle im Knonauer Amt sind zurzeit immerhin zehn Mitarbeiter beschäftigt, was für den Hochbau eine stattliche Anzahl bedeutet. Was die Zukunft bringe, sei jedoch äusserst schwierig abzuschätzen, persönlich habe er noch keine Ahnung wo «der Zug hinführt», so der Bauunternehmer aus Mettmenstetten. Tatsache sei aber auch, dass sich seit einem Jahr eine gewisse Schnelllebigkeit ausbreite und die zeitliche Limite bei den Bauherrschaften ganz enorm an Bedeutung zugenommen habe. Zusammen mit anderen Schwierigkeiten nehme dadurch der Druck seit einem Jahr deutlich zu.

Flavio De Luigi, Chef des gleichnamigen Baugeschäftes in Affoltern, spricht sogar von einem eigentlichen Markteinbruch. Er reduzierte seinen Personalbestand innert eines Jahres um die Hälfte.

Der Winter, der keiner war, half dem Baugewerbe

Zum Glück gelang es ihm dies ohne Kündigungen und durch natürliche Fluktuationen zu bewerkstelligen. Bauunternehmer De Luigi schaut äusserst kritisch in die Zukunft im Baugewerbe.

Die momentan grosse Zahl an verfügbarem Baupersonal sei ein deutliches Zeichen, dass der Markt eingebrochen sei. Dazu beigetragen haben seiner Meinung nach auch die Banken mit den stetig strengeren Bestimmungen im Hypothekarbereich.

Die im Säuliamt führende Bauunternehmung, die Leuthard Bau AG, sieht die Lage allerdings weitaus optimistischer. Dieter Greber, dipl. Ing. ETH und CEO der Leuthard-Gruppe, versichert per Mail, dass infolge des «nicht stattgefundenen Winters» das Bauvolumen höher ausfalle als im vergangenen Jahr. Auch die Zahl der Mitarbeiter sei im Unternehmen leicht gestiegen. Dieter Greber bezeichnet jedoch den Konkurrenzkampf nach wie vor als sehr stark und weist darauf hin, dass sich diese Tatsache in einem zukünftig rückläufigen Markt noch verstärken werde.

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