«Ökonomie vor Ökologie» gilt im Bezirk Affoltern nur beschränkt

Vor vier Jahren war es der grünliberale und grüne Eroberungssturm, mit dem diese Parteien ihre Sitzzahl im Kantonsrat markant steigern konnten. Dieses Mal haben die Bürgerlichen abgeräumt. «Ökonomie vor Ökologie» – so wird das aktuelle Resultat von Kommentatoren in eine Kurzformel gepresst, die für den Bezirk Affoltern nur bedingt zutrifft. Die Abwahl von Hans Läubli ist nicht das Resultat seines Wirkens nach achtjähriger Parlamentszugehörigkeit. Er weist ein klares Profil auf, bisweilen auch radikale Züge, etwa beim Strassenbau. Auf seiner Liste liegt er weit voraus, gut 500 Stimmen vor der Zweitplatzierten Vera Anders Oettli. Vielmehr gehört Läubli zu den «Opfern», weil seine Partei auf kantonaler Ebene miserabel abgeschlossen hat und sechs Sitze einbüsst. Die Abwahl des grünen Vertreters kann im Säuliamt gewiss auch mit der erstarkten EVP begründet werden. Diese hat um 1,12 % auf 8,68 % zugelegt, damit sogar die Grünliberalen überholt – und präsentiert mit Daniel Sommer einen neuen Kantonsrat, der in ökologischen Fragen kompetent wirkt und – als Gewerbler – sicher auf bürgerliche Stimmen zählen konnte. Am Wahlpodium fiel er mit seinen Voten jedenfalls im Vergleich zu den bisherigen Kantonsräten nicht ab. Und bei der EVP muss man natürlich auch Lisette Müller erwähnen. Die einstige «Panaschierkönigin» wird wohl auch bei dieser Wahl einer solchen Bezeichnung gerecht: Auf dem letzten Listenplatz 6 gestartet, landete die Knonauerin auf Platz zwei und hat damit mitgeholfen, dass der von ihr vor vier Jahren eingebüsste Sitz nun zurückerobert werden konnte. Die EVP hat überdies auch werbemässig viel in diesen Wahlkampf investiert und einen Betrag aufgewendet, der von keiner anderen Partei erreicht wird.

Dass sich nun aufgrund des bürgerlichen Erfolgs im Säuliamt die Gewichte überdurchschnittlich stark von der Ökologie zur Ökonomie verschieben, ist auch aus einem anderen Grund nicht anzunehmen: Mit Olivier Hofmann ist in der FDP ein Vertreter mit gutem Resultat wiedergewählt worden, der zum ökologisch-sozialen Flügel seiner Partei gezählt wird –einer, der sich namentlich in Energiepolitik besonders stark engagiert. Wie weit die FDP, die auch im Säuliamt am meisten zugelegt hat (ein Plus von über fünf Prozent), vom zweiten, 2003 verlorenen Sitz entfernt ist, lässt sich aufgrund des komplizierten Wahlverfahrens nicht schlüssig beurteilen.

Dem Eroberungssturm der Bürgerlichen hat auch der glp-Vertreter Hans Wiesner aus Bonstetten widerstanden – obwohl er eine Stimme weniger bekommen hat als der abgewählte Hans Läubli und im Kantonsrat in den vier Jahren eher diskret gewirkt hat. Vielleicht löst er in der kommenden Legislatur ein paar Fragezeichen. Keine Fragezeichen bleiben nach der Wahl bei SVP und SP hängen. Hier sind Überraschungen ausgeblieben. Der Bisherige Martin Haab ist unangefochtener Spitzenreiter bei der SVP. Dass Susanne Leuenberger für den zurücktretenden Jakob Schneebeli nachrückt, erstaunt ebenso wenig. Interessant wirds, sollte Martin Haab im Herbst als Spitzenvertreter des Zürcher Bauernverbandes für die SVP in den Nationalrat entschwinden. Dann muss sich die Partei entscheiden, ob Hans Finsler oderBeatrice Sommerauer Nägelin in den Kantonsrat nachrückt. Beide haben exakt die gleiche Stimmenzahl erreicht – für den besser klassierten Hans Finsler wohl ein klitzekleiner Kratzer. Hat ihn seine (missglückte) Kandidatur als Friedensrichter in Obfelden die entscheidenden Stimmen gekostet? Keine Überraschung bei der SP, die im Säuliamt ebenfalls zugelegt hat und mit Moritz Spillmann den bisherigen Kantonsrat stellt.

 

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