Zentnerlasten und erschwerter Zugang

Rettungsdienst und Feuerwehr hatten vergangenen Samstag das Areal zwischen Post- und Merkurstrasse im Zentrum von Affoltern ganz zu ihrer Verfügung. Gemeinsam übten sie das Vorgehen bei Unfällen auf einer Baustelle.

Wie gehen die Kollegen vor? Zum Nutzen einer Übung gehört auch die Auswertung. (Bild Thomas Stöckli)
Wie gehen die Kollegen vor? Zum Nutzen einer Übung gehört auch die Auswertung. (Bild Thomas Stöckli)

«Eine 38-jährige Frau liegt eingeklemmt unter einem Schalungs-Element.» Mit dieser Meldung startete am vergangenen Samstagnachmittag der Übungseinsatz für Rettungssanitäterin Barbara Kirtz und ihren Kollegen in Ausbildung, Stefan Bischof. «Eingeklemmte Person? Da bieten wir gleich die Feuerwehr auf», bemerkt sie. Dann erst wählen beide das benötigte Material aus und betreten die Baustelle. Im Treppenhaus verengen diverse Abstützungen den Platz zusätzlich. Mit Patientin auf der Bahre wäre hier kein Durchkommen, erkennen sie. Als Alternative bietet sich die Autodrehleiter (ADL) der Feuerwehr an.

Rücken und Becken verletzt

Mittlerweile ist das Duo an der Unfallstelle im dritten Stock angelangt. Eine Transportpalette simuliert hier die zentnerschwere Last, unter der die Verunfallte liegt. Die Frau spürt ihre Beine nicht. Nach einem ersten Check gehen die Einsatzkräfte von einer Rückenverletzung aus sowie von starken Quetschungen oder gar einem Bruch im Bereich des Beckens. Entsprechend fordern sie einen Rettungshelikopter an. «Die Situation erfassen, den Patienten beurteilen und bei Bedarf weitere Mittel aufbieten», fasst Rettungssanitäter Matthias Gretler, der für die Ausbildung verantwortlich ist, zusammen.

Nachdem die Erstversorgung abgeschlossen ist, geht es in Zusammenarbeit mit einer Dienstgruppe der Feuerwehr Affoltern an die Bergung der Patientin. Bald ist das «Schalungs-Element» entfernt. Nun gilt es, die Verunfallte, deren Vitalwerte stabil sind, rückenschonend auf das Rettungsbrett zu legen. Mitsamt dem Brett wird sie darauf in der Bergungswanne fixiert. An der Fassade wartet bereits der Korb der ADL, mit montierter Bahrenhalterung. Die Bergung ist nach rund 30 Minuten geschafft, die Patientin vor dem Rettungswagen – bereit für den Abtransport mit dem Rettungshelikopter.

Im Herbst werden Chemie-Unfälle thematisiert

Vier unterschiedliche Baustellen-Unfälle hatten die acht beteiligten Rettungsdienst-Mitarbeiter – fünf Rettungssanitäter und drei in Ausbildung dazu – an diesem Ausbildungstag in unterschiedlicher Team-Zusammensetzung zu bewältigen. Vorausgegangen war dem Intensivtraining unter realistischen Bedingungen ein Theorie-Vormittag, an dem auch baustellenspezifische Gefahrenquellen thematisiert wurden.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen. «Für uns sind das interessante Übungen», sagt Alwin Gyr, von der beteiligten Dienstgruppe 5 der Feuerwehr Affoltern. «Auf Baustellen trifft man immer wieder auf andere Situationen. Da braucht es etwas mehr Zeit, um einen Plan auszuarbeiten», so Gyr weiter.

Es war der zweite von drei Fachtrainingstagen, die der Rettungsdienst Affoltern jedes Jahr durchführt. Frühere Schwerpunkte waren etwa Badeunfälle, Verkehrsunfälle oder Einsätze auf dem Bauernhof. Am nächsten Fachtrainings-Tag im Herbst soll es um Chemie-Unfälle gehen. Im Minimum müsse ein Rettungssanitäter 40 Stunden Weiterbildung vorweisen, verrät Edwin Meier, Leiter des Rettungsdiensts Affoltern.

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