Rückhaltebecken stiess noch nie an Grenzen

Die üppigen Regenfälle im Frühjahr haben da wie dort zu Überschwemmungen und un-liebsamen Schäden geführt. Keine Gefahr für Affoltern und Zwillikon war dabei der Jonenbach – einst Hauptverursacher für Überflutungen. Das Hochwasserrückhaltebecken wurde nicht einmal gross gefordert.

Hat den Regenfluten bisher problemlos standgehalten: Hochwasserrückhaltebecken in Affoltern. (Bild Peer Messerli)
Hat den Regenfluten bisher problemlos standgehalten: Hochwasserrückhaltebecken in Affoltern. (Bild Peer Messerli)

Allein in den zehn Jahren bis zur Jahrhundertwende trat der Jonenbach in Affoltern dreimal über die Ufer und richtete da wie dort grosse Schäden an Gebäuden und Kulturland an. In den Jahren 1994 und 1995 belief sich die Schadenssumme auf rund 2,5 Millionen Franken und 1999 gar auf 9,4 Millionen Franken. Die Abflusskapazitäten des durch den Ort hindurch kanalisierten Gewässers waren zu gering, um bei Hochwasser die Wassermassen abführen zu können. Die Gefahr, dass der ansonsten friedlich dahinfliessende Bach, Strassen, Wiesen und Keller fluten könnte, liess bei Starkregen und längeren Niederschlagsperioden lange Zeit viele Affoltemer nicht ruhig schlafen, zumal die Überschwemmungen in immer kürzeren Intervallen auftraten.

Rückhaltebecken bewährt sich schon im ersten Jahr

Fünf Jahre nach dem letzten grossen Hochwasser war Schluss damit. Nach dreijähriger Bauzeit wurden die Bauarbeiten für das Hochwasserrückhaltebecken beim Eingang zum Jonental abgeschlossen, womit zukünftige Hochwasserspitzen des Jonenbaches aufgefangen und dosiert an den Bach weitergeleitet werden konnten. Heute, zehn Jahre nach Baubeginn, präsentiert sich die Bilanz hervorragend. «Das vom Juni 2005 bis Juli 2007 gebaute Hochwasserrückhaltebecken am Jonenbach hat sich sehr gut bewährt», lautet das entsprechende Fazit der Zürcher Baudirektion. «Bereits drei Monate nach Inbetriebnahme kam es in der Nacht vom 8. auf den 9. August 2007 zu einem Hochwasserereignis. Die hydrologischen Daten zeigten, dass es sich um ein Hochwasser handelte, das im Mittel alle 60 bis 70 Jahre einmal vorkommt. Das Becken wurde in relativ kurzer Zeit zu zwei Dritteln der maximalen Stauhöhe gefüllt. Das kurzzeitig zurückgehaltene Wasser mit einem Volumen von 156'000 m³ entsprach noch nicht der Hälfte des gesamten Rückhaltevolumens von 392'000 m³. Die Abflussspitze konnte von 24 auf 14 Kubikmeter pro Sekunde gedämpft werden. Aus Erfahrungen von früheren Hochwasserereignissen kann gesagt werden, dass dank des Beckens in Affoltern Schäden in Millionenhöhe vermieden werden konnten.»

Stauraum für 400 Millionen Liter Wasser

Das Rückhaltebecken am Jonenbach hat hinter dem 16,5 Meter hohen Damm aus Moränenmaterial einen Stauraum von fast 400 000 Kubikmetern. Damit können 400 Millionen Liter Wasser aufgefangen und mittels der fest eingestellten Öffnung die Hochwasserspitze auf rund 15 Kubikmeter pro Sekunde gedrosselt werden. «So konnte die wirklich kritische Hochwassersituation vom 7. und 8. August 2007 abgewendet werden. Dazu gab es in den letzten acht Jahren einige kleinere, nicht relevante Hochwasser, die das Becken wenig eingestaut haben», resümiert die Baudirektion. «Der kritische Wasserstand eines Jahrhundert-Hochwassers wurde dabei nie überschritten Ein HQ100 ist ein Hochwasser, das statistisch im Mittel alle 100 Jahre einmal vorkommt. Es besteht nur eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass ein solch grosses Hochwasser bereits in den ersten acht Betriebsjahren eintritt.»

Ein Hochwasser wie jenes vom 7. und 8. August 2007 kommt erwartungsgemäss alle 60 bis 70 Jahre vor. Das Ereignis brachte in der Agglomeration während beider Tage eine Gesamtniederschlagsmenge von 80 bis 130 mm, was mit dem gedrosselten Abfluss aus dem Rückhaltebecken problemlos so geregelt werden konnte, dass Affoltern vor Überschwemmung, aber auch vor Schlamm und Schwemmholz verschont blieb. «Lediglich bei der Fussgängerbrücke beim Optikergeschäft Büchi (Alte Dorfstrasse) konnte eine Ausuferung nur mit zusätzlichen Massnahmen der Feuerwehr in Form von Sandsäcken verhindert werden», wird in der Ereignisdokumentation des Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) dazu einschränkend erwähnt.

Periodische Entfernung von Treibgut

Die Schutzwirkung des Rückhaltebeckens bestätigte sich erneut beim Hochwasser im April 2008, das allerdings weit weniger stark war, als jenes lediglich ein paar Monate zuvor. Damals hatte sich das Wasser einen neuen Weg durch den Wald gesucht und viele Bäume mitgerissen. Aber selbst stattliche Mengen von Geschiebe und Treibgut kann das Rückhaltebecken verkraften, was bei einem Hochwasser umgehend und ansonsten im Rahmen des üblichen Gewässerunterhalts periodisch erbracht wird, wie die Baudirektion erklärt: «Das Becken, das heisst vor allem die betroffenen Wege, müssen je nach Einstautiefe von abgesetztem Feinmaterial gereinigt werden. Kiesmaterial inklusive grösserer Steine mussten noch nie entfernt werden. Langfristige Beobachtungen werden zeigen, wie viel Geschiebe durch das Becken weitergeleitet werden kann.» Es sei durchaus gewollt, so heisst es weiter, dass sich das mitgeschwemmte Holz im Becken ablagert. Dafür sind entsprechende Rechenanlagen gebaut worden. «Würde das Schwemmholz nicht zurückgehalten, bestünde akute Gefahr, dass Brücken in Affoltern verstopfen könnten, was Überschwemmungen zur Folge hätte.

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