Wohnungsmarkt entspannt sich

1990 waren im Bezirk Affoltern und im ganzen Kanton Zürich praktisch keine Wohnungen frei. Nach über 20 Jahren mit wenig Spielraum auf dem Wohnungsmarkt im Bezirk zeichnet sich erstmals eine Entspannung ab. 312 Wohneinheiten stehen zum Verkauf oder zur Vermietung.

Das Gebiet um den Bahnhof Bonstetten-Wettswil vor dem Bauboom der 1990er-Jahre. (Bild Somorjai Zsolt, ETH Bibliothek)
Das Gebiet um den Bahnhof Bonstetten-Wettswil vor dem Bauboom der 1990er-Jahre. (Bild Somorjai Zsolt, ETH Bibliothek)

1988 war der Wohnungsmarkt im ganzen Kanton Zürich komplett ausgetrocknet. In acht Bezirksgemeinden waren zur Zeit der Erhebung überhaupt keine Wohneinheiten frei – weder zum Verkauf noch zur Miete.

Erst mit dem Bauboom Mitte der 1990er-Jahre begann sich der Wohnmarkt zu entspannen. Das Wachstum in den Gemeinden konnte jedoch mit dem Wirtschaftswachstum im Kanton Zürich nicht mithalten und 2002 hatte Hedingen mit 1,3 Prozent Leerwohnungen die höchste Leerwohnungsquote im Bezirk. Die Folge waren Einzonungen und ein Bevölkerungswachstum im Bezirk Affoltern, das bis heute anhält und durch die Eröffnung der Autobahn A4 2009 noch verstärkt wurde.

Momentan sieht die Leerwohnungssituation im Bezirk Affoltern wie folgt aus. 312 Wohneinheiten standen am 1. Juni 2016 leer – zu gleichen Teilen in Neu- und Altbauten. 197 waren Mietwohnungen, 115 standen zum Verkauf. Über 200 Wohneinheiten hatten drei oder vier Zimmer. Nur neun hatten ein Zimmer, 28 hatten zwei Zimmer und 16 hatten sechs Zimmer und mehr.

Leerwohnungen sind teuer

Eine höhere Leerwohnungsziffer heisst aber noch lange nicht, dass sich auch eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt abzeichnet, wie eine Erhebung der Stadt Zürich zeigt. Denn Leerwohnungen sind massiv teurer. Bei der Erhebung wurden die 25 Prozent günstigsten und 25 Prozent teuersten Wohneinheiten weggelassen. Von den Durchschnittlichen Wohnungen wurde der Mittelwert errechnet. 50 Prozent der 3-Zimmer-Mietwohnungen in älteren Mietverhältnissen kosten durchschnittlich 1400 Franken, wobei der Preis von 1100 bis 1700 Franken geht. Bei den Mietverhältnissen, die nicht älter als zwei Jahre sind, liegt der Mittelwert bei 1620 Franken, wobei die Wohnungspreise zwischen 1300 und 2100 Franken schwanken. Bei Leerwohnungen ist der Preis massiv höher. Dort liegt der Durchschnitt für eine 3-Zimmer-Wohnung bei 2671 Franken, wobei die Preise zwischen 2000 und 4000 Franken schwanken.

Familien aus dem Bezirk können sich Leerwohnungen nicht leisten

Im Knonauer Amt dürfte das Bild ähnlich sein, wobei bei allen Zahlen einige hundert Franken abgerechnet werden können. Da sich gerade junge Säuliämtler Familien viele der Leerwohnungen im Bezirk Affoltern nicht leisten können, wird der Trend zur Abwanderung ins Aargauer Freiamt weiterhin anhalten. Die Leerwohnungen werden also höchst wahrscheinlich Stadtzürcher Mieter finden, die es auf der Suche nach mehr Ruhe und günstigeren Preisen ins Knonauer Amt zieht. Eine Antwort auf diese Verschiebungstendenz wäre gemeinnütziger Wohnungsbau mit Vorrang für Mieter aus der Gemeinde und dem Bezirk.

Denn durch die Annahme der Kulturlandinitiative vor vier Jahren sind Neueinzonungen im Kanton Zürich nicht mehr möglich. Auch wenn momentan noch fleissig gebaut wird, könnte es schon bald wieder zu einem Wohnungsengpass kommen. Sehen wird man davon nichts, denn wer sich in seiner Heimat keine Wohnung mehr leisten kann, zieht in günstigere Regionen und muss dafür einen längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen.

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