Militärhistorische Analysen vor Ort

Im Blickfeld: Die Kappeler Kriege 1529 / 1531. Ein lebendiges Geschichts-Erlebnis bot Christian Bäder, Oberst im Generalstab und passionierter Militärhistoriker, mit seinen äusserst sachkundigen Schilderungen dieses innereidgenössischen Konflikts.

Am Zwinglistein: Militärhistoriker Christian Bäder bietet Einblick in die Vergangenheit. (Bild zvg.)
Am Zwinglistein: Militärhistoriker Christian Bäder bietet Einblick in die Vergangenheit. (Bild zvg.)

«Militärgeschichte zum Anfassen» heisst eine Dokumentation der Militärakademie der ETH Zürich. Im Rahmen der Exkursionen der Schweizerischen Gesellschaft für militärhistorische Studienreisen (GMS) führte Co-Autor Christian Bäder nach Kappel. Mit seinen thematischen Einführungen, gefolgt von aufschlussreichen Geländebegehungen bot er den Teilnehmern ein ausserordentlich lebendiges und abwechslungsreiches Geschichts-Erlebnis. In Kappels Zwinglisaal rekapitulierte er reich illustriert Fundation und Sprengkraft der Reformation sowie die Formung von Bündnissen der Alt-Gläubigen mit Habsburg, der Protestanten mit auswärtigen Fürsten. Als absolut zentrale Figur würdigte er den Zürcher Reformator Huldrych Zwingli als einen Theologen ersten Ranges, als einen charismatischen Prediger, als Verfechter eines politischen Christentums, als einen begnadeten Politiker, welcher über die Fähigkeit gebot, Gelerntes und Gelesenes umzusetzen, als einen Militärsachverständigen, der schon 1524 einen Plan für einen Feldzug verfasste.

Keine Glaubenskriege!

Bäder beleuchtete klarsichtig die beiden grundverschiedenen Welten und resümierte: «Die Reformation zusammen mit dem geforderten Solddienstverbot bedeutete einen Angriff auf die bestehende politische und soziale Ordnung!» Aufhorchen liess allenthalben sein Fazit, der Glaube habe lediglich als Mittel zum Zweck, nämlich der Motivation der Truppe, gedient. In Tat und Wahrheit ging es laut dem Fachmann wie immer um Macht, Ehre, Einfluss, Prestige und – in Kappel und auf dem Gubel nur nebenher – um Beute. Der Feldzug von 1529 endete noch diplomatisch, volkstümlich überliefert mittels einer «Milchsuppe». zwei Jahre später jedoch kam es zur verhängnisvollen Schlacht, Punkt für Punkt im Gelände sackmesserscharf analysiert! Die umständliche Kriegsorganisation, eine geänderte Dienstordnung, zu späte Mobilmachung, daraus folgend Kampftüchtigkeit bloss des Fähnleins Göldli mit 1600 Mann, boten ungünstige Voraussetzungen gegen 7000 Katholiken. Der Hauptharst unter Lavater erreicht nach Gewaltmärschen zwar mit 1900 Mann noch das Einsatzgebiet, erschöpft und desorientiert durch ein Befehlschaos mit undurchsichtigen Dislozierungen. Mithin schlug die Stunde des Urners Hans Jauch, eines berserkerhaften Kriegers alteidgenössischen Zuschnitts, welcher durch seinen befehlswidrigen Angriff im instinktiv erfassten trefflichen Augenblick eine rasche Entscheidung herbeiführte; wie so oft in der eidgenössischen Geschichte obsiegte die elementare Schlagkraft eines anarchischen Verbandes.

Denkmal am richtigen Ort

Ausnahmsweise am richtigen Ort befindet sich gemäss Bäder das 1838 kunstlos behauene Denkmal aus zwei schweren, aufeinander gelegten Granitblöcken. In der Klosterkirche sang er die erste Strophe des Soldatenliedes des Reformators, welches er als «Marseillaise der Zwinglianer» apostrophierte! Der Experte führte die Teilnehmenden dann noch weiter auf den Gubel zur zweiten Katastrophe der Protestanten, sowie zum Kreuz zu Deinikon in der Gemeinde Baar, wo die Parteien unter internationaler Vermittlung einen weltweit aufsehenerregenden Landfrieden schlossen.

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