Dem Wachstum der Trüffel auf der Spur

Zum 50. Mal hat «Schweizer Jugend forscht» im letzten Jahr die Arbeiten von Jugendlichen aus der Gymnasial- und Berufsbildung in einem nationalen Wettbewerb ausgezeichnet. Flurina Rigling aus Hedingen erhielt einen Sonderpreis für die Vermessung von Oberflächenstrukturen an Burgundertrüffeln.

Flurina Rigling gelang es, die Oberflächenstrukturen von Burgundertrüffeln zu vermessen. (Bild zvg.)
Flurina Rigling gelang es, die Oberflächenstrukturen von Burgundertrüffeln zu vermessen. (Bild zvg.)

Flurina Rigling schrieb ihre Matura-Arbeit über die Burgundertrüffel. In ihrer Freizeit kocht die Zwanzigjährige leidenschaftlich gerne und ist oft draussen in der Natur unterwegs. Sie wollte mehr über die wertvolle Knolle erfahren, die verborgen im Boden wächst, und die sie bis anhin bloss von der kulinarischen Seite her kannte. «Noch immer ist wenig über die Verbreitung, das Wachstum und die komplexe Ökologie der Trüffeln bekannt», sagt sie. In ihrer Arbeit versuchte sie, eine Methode zur Vermessung der ringförmigen Oberflächenstrukturen der Burgundertrüffel zu entwickeln. Dabei hat sie sich an etablierten Methoden aus der Jahrringforschung bei Bäumen (Dendrochronologie) orientiert.

Jedes Jahr zeichnet «Schweizer Jugend forscht» in einem nationalen Wettbewerb die besten Forschungsarbeiten von Jugendlichen aus der Gymnasial- und Berufsbildung aus. Über einhundert Jugendliche haben 2016 ihre Projekte präsentiert. Eine Lehrperson ermunterte Flurina Rigling, ihre Arbeit ebenfalls einzureichen.

Tagesringe auf Warzen

Die Oberfläche der Burgundertrüffel besteht aus vielen kleinen Warzen. Unter dem Mikroskop sind kleine Ringstrukturen zu erkennen, die an Zuwachsringe an Bäumen erinnern. Für ihre Arbeit hat Flurina Rigling drei verschiedene Warzen auf unterschiedlichen Fruchtkörpern vermessen und in eine Software zur Vermessung von Jahrringen bei Bäumen importiert. Die Messungen zeigten, dass davon ausgegangen werden kann, dass es sich bei den Strukturen auf der Oberfläche der Trüffelwarzen tatsächlich um Zuwachsringe handelt. Diese werden vermutlich durch Umweltfaktoren gesteuert.

Auf einer Warze wurden 40 bis 50 solcher Ringe gezählt. Weil sich der Fruchtkörper einer Trüffel innerhalb weniger Wochen bildet, wird angenommen, dass es sich bei diesen Strukturen um Tagesringe handelt. Flurina Rigling ist es zum ersten Mal überhaupt gelungen die Oberflächenstrukturen von Trüffeln zu vermessen und synchrones Wachstum nachzuweisen. Für ihre Forschungsarbeit hat sie einen grossen Teil ihrer Ferien an der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), in Birmensdorf verbracht. Wie viele Stunden sie insgesamt in die Arbeit investiert hat, weiss sie nicht. Das sei für sie nicht so wichtig. Ihr geht es um die Freude und Leidenschaft, die sie für das Thema hatte. Da spielt die Zeit, die es braucht, um ein Ergebnis zu erreichen, eine untergeordnete Rolle.

Präzise Fragestellung

Ihre Arbeit wurde im nationalen Wettbewerb von «Schweizer Jugend forscht» mit dem Prädikat «hervorragend» bewertet und mit dem Sonderpreis «Metrohm» ausgezeichnet. Der Experte der Flurina Riglings Arbeit beurteilte, hob hervor, die Arbeit sei überaus innovativ und gleichzeitig sehr solide ausgeführt worden. Er würdigte die Präzision der Fragestellung hinsichtlich der kaum bekannten Oberflächenstrukturen der Burgundertrüffel und bemerkte, dass bei aller Professionalität eine persönliche Note erkennbar gewesen sei. Flurina Rigling freut sich sehr über diese Auszeichnung, die sie hauptsächlich als Anerkennung sieht. Neben einem Geldbetrag waren die Gewinner der Sonderpreise zur Teilnahme an einer internationalen Veranstaltung eingeladen und wurden im November von Bundesrat Johann Schneider Ammann in Bern empfangen.

Trotz dieses Erfolges hat sich Flurina Rigling für ein anderes Studium als Biologie entschieden. Gerade hat sie das erste Semester in Politikwissenschaften an der Universität Zürich hinter sich. Ein fixes Berufsbild hat sie aber noch nicht. «Ich bin offen für alles», sagt sie.

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