Mit gemeinnütziger Arbeit ins Dorfleben integrieren

Seit Anfang Jahr bietet der Regiebetrieb der Gemeinde Ottenbach einen gemeinnützigen Einsatzplatz für Asylbewerber an. Die bisherigen Erfahrungen sind sehr gut. Die Schule hat bereits nachgezogen.

Der 24-jährige Afghane Mumtaz Azizi sorgt mit seinem Handwagen für Ordnung im Dorfzentrum Ottenbach. (Bild zvg.)
Der 24-jährige Afghane Mumtaz Azizi sorgt mit seinem Handwagen für Ordnung im Dorfzentrum Ottenbach. (Bild zvg.)

«Es geht mir nicht um die Migrationspolitik», stellt Ronald Alder, Gesundheits- und Sozialvorsteher von Ottenbach, vorneweg klar. «Mumtaz und andere sind hier und nun geht es darum, wie wir mit der Situation am besten umgehen.» Mumtaz Azizi, wie genannter Mann mit vollem Namen heisst, sitzt ihm schräg gegenüber im Konferenzraum der Gemeindeverwaltung. Der 24-Jährige kommt aus Afghanistan und lebt mit sechs jungen Landsleuten, vier Männern und zwei Frauen, in Ottenbach. Auf sein Asylgesuch hat er noch keine Antwort erhalten.

Während bei Familien mit Kindern die Integration über die Schule stattfindet, hängen junge Männer und Frauen weitgehend in der Luft. Abgesehen von zweimal anderthalb Stunden Deutschkurs pro Woche haben sie kaum eine Tagesstruktur und können sich auch nicht über eine Aufgabe Selbstwertgefühl erarbeiten. Hier setzen die gemeinnützigen Arbeitsplätze an. Sie bieten Beschäftigungsmöglichkeiten, ohne den Arbeitsmarkt zu konkurrenzieren. «Wir haben diese Möglichkeit für Ottenbach im Gemeinderat und mit dem Sozialdienst diskutiert», so Ronald Alder. Eine zentrale Rolle kam aber dem Leiter des Regiebetriebs zu: «Markus Bättig war offen für die Idee, das hat das Projekt erst ins Rollen gebracht.» Am 5. Januar hat Mumtaz Azizi seinen gemeinnützigen Einsatzplatz in Ottenbach angetreten. Ein weiterer junger Mann aus seiner Wohngemeinschaft wird von der Primarschule beschäftigt.

«Solche Projekte soll man nach Möglichkeit unterstützen», findet Markus Bättig und verrät: «Wir hatten vor einigen Jahren schon einen Asylbewerber und auch schon einen IV-Rentner.» Nicht zuletzt leistet die Integration ins Dorf einen Beitrag, künftige Sozialfälle zu vermeiden. «Die Flüchtlinge sollen möglichst schnell auf eigenen finanziellen Beinen stehen», nennt Alder als Ziel. Mumtaz Azizi freut sich über die Aufgabe, den Austausch mit den Mitarbeitenden des Regiebetriebs und den kleinen finanziellen Zustupf. Mit einem für seine Bedürfnisse umgebauten Handwagen sorgt er selbstständig für Ordnung um die Liegenschaften im Dorfzentrum, dazu hilft er bei Bedarf auch bei grösseren Projekten aus. «Er ist sehr flexibel», lobt Bättig. Auch wenn die gemeinnützigen Einsätze auf maximal 40 Stunden im Monat beschränkt sind: Arbeitsbeginn ist wie für die anderen auch um 7 Uhr. Die gemeinsame Znüni-Pause bietet dem 24-Jährigen dann Gelegenheit, seine Deutschkenntnisse aufzupolieren. «Die Sprache stellt eine Hemmschwelle dar», ist Alder überzeugt.

In Afghanistan habe er Teppiche geknüpft und auch als Schneider gearbeitet, erzählt Mumtaz Azizi. Ins Teppichhandwerk würde er gerne zurückgehen. Vorerst ist er allerdings zufrieden mit seinem Einsatzplatz in Ottenbach. Und sein jetziges Engagement dürfte ihm auch bei einer künftigen Jobsuche von Vorteil sein.

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