Junge Ämtler Bühne: ausnahmslos bewegt und dynamisch

Mit ihrem aktuellen Theaterstück «Grenzen», lässt das Ensemble der Jungen Ämtler Bühne – Akteure, Regie, Musik und Technik alle inklusive – den Most der Theaterleidenschaft prächtig aufschäumen – noch vier Mal in dieser Woche.

Regisseurin Claudia Odin Anderegg holt wiederum das Stärkste aus den Akteuren heraus.

Regisseurin Claudia Odin Anderegg holt wiederum das Stärkste aus den Akteuren heraus.

So viel und so wenig gleich vorweg: Hingehen, ansehen und sich begeistern lassen – die Eigenproduktion «Grenzen» der Jungen Ämtler Bühne lohnt jeden Wimpernschlag! Diese «Grenzen» enthalten, von den jugendlichen Akteuren vortrefflich und mit Verve gegeben, Zeichen und Bekenntnis, wobei Letzteres so umfassend und grandios ist, dass es einer pingeligen Kritik den letzten Hauch Windes aus den Segeln nimmt.

Sprudeln vor Lebhaftigkeit – dichte Spannung erzeugend

Es ist eine vielschichtige Arbeit: Die Akteure stehen, unter der glänzenden Regie von Claudia Odin Anderegg, auch für den Text, genauso brillant für dessen inhärente Theatralität und die szenische Umsetzung. Entsprechend pulsiert alles vor Begeisterung, sprudelt vor Dynamik sowie Gegenwärtigkeit und erzeugt dichte Atmosphäre wie Ergriffenheit. Diese «Grenzen» lassen einen das Stück von Anfang bis Ende aufmerksam, ja, gespannt wie ein Bogen vor dem Abschuss des Pfeils, gleichzeitig absolut während jedem einzelnen Bild, Wort, jeder Videosequenz und jedem musikalischen Ton – egal, ob ab Band oder live gespielt und gesungen – aufs Äusserste zufrieden erleben.

Es geht ausnahmslos bewegt und dynamisch voran, zeitweise auch couragiert bis forsch, aber immer einfühlsam, nachdenklich und poetisch. Die Darsteller zeichnen – nachdrücklich unterstützt von Musik, Video- und Live-Cam-Einspielungen – Figuren und Szenen in wechselnden Farben, schälen das Zwielicht des Spiels zwischen Egoismus und Selbstlosigkeit, zwischen Verwurzelten und Entwurzelten fein und behutsam heraus. Das zwingt zum Hinhören, Beobachten und zum Nachdenken.

Das richtige Mass der Mittel

«Grenzen» verrät eine schöne und mächtige Intensität; eine blühende Wirkungsstärke. Die Gefühlswelt der jungen Menschen, die auf der Bühne handeln und dulden, wird flott und spürbar ins Licht gehoben und das Ganze erhält dadurch starke persönliche Akzente. Die tieferen Zusammenhänge werden dabei nicht zerspielt, sondern bleiben dort, wo sie hingehören und wo man sie aufspüren muss, in der Tiefe. Und es macht wahrlich grosse Lust, diese aufzustöbern.

So gebiert die Jugend des Ensembles zum unbedingten Vorteil, was auch leicht zum Nachteil sein könnte, denn mit einer solch schönen Begeisterung verbindet sich allzu leicht ein Mangel am rechten Mass der Mittel. Davon allerdings kann bei der Jungen Ämtler Bühne und bei «Grenzen» nicht die Rede sein.

Die Hand von Regisseurin Claudia Odin Anderegg, die man zu spüren wähnt, weist Mass wie Mittel und führt die jungen Akteure zu einer Leistung, die volle Anerkennung verdient, wie sie diese anlässlich der Premiere vom vergangenen Freitag auch gefunden hat.

Begeisterte Premieren-Besucher

Die Darstellenden sind in jeder Nuance echt und einnehmend, sprudeln in vortrefflichen sprachlichen und mimischen Anspielungen Figuren und Bilder heraus, was das Premieren-Echo allseitig begeistert ausfallen liess. Kunststück: Genuss und Freude der Ohren- und Augenzeugen wird in keinem Augenblick unterbrochen und flacht ebenso zu keiner Zeit ab.

Als Erwachsener sieht man unvermittelt und bekennend ein Blatt aus vergangener Zeit aufgeschlagen, in dem sich Aufsässigkeit mit feinem Gespür paart. Der dramaturgische Grundgehalt des vielschichtigen Themas Grenzen wird in bestrickende und dabei stets genug sagende Begebnisse zerlegt, die einer derart engagiert zu Werke gehenden Besetzung einfach zuzufallen scheinen.

Der Applaus des Publikums fiel dementsprechend frenetisch aus und jeder freute sich eines ausserordentlich gelungenen Abends.

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