Von der Bauern- zur Volkspartei

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) wurde 1917 als Bauernpartei gegründet. Sie wandelte sich später zur Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) und schliesslich zur Schweizerischen Volkspartei. Die SVP Bezirk Affoltern feierte das 100-Jahre-Jubiläum im Gemeindesaal Kappel mit einem prominenten Referenten.

SVP-Prominenz in Kappel. Nationalrat Thomas Aeschi, flankiert von Bezirkspräsident Hans Finsler (links) und Kantonsrat Martin Haab. (Bild Martin Mullis)
SVP-Prominenz in Kappel. Nationalrat Thomas Aeschi, flankiert von Bezirkspräsident Hans Finsler (links) und Kantonsrat Martin Haab. (Bild Martin Mullis)

Im Gemeindesaal von Kappel scheint sich die SVP vom Bezirk Affoltern ausserordentlich wohlzufühlen. Bei diversen Anlässen, allen voran das «Milchsuppenessen», hat der heimelige Raum bei der SVP eine wichtige Funktion. Vielleicht mag auch die Nähe zum Kanton Zug mit einer ebenfalls starken SVP-Fraktion dazu beitragen, dass das historische Kappel für die Partei des Mittelstandes eine besondere Sympathie geniesst.

Und wie fast immer wenn die SVP zu einem Fest einlädt, sind stets auch eine ganze Reihe von parteieigenen Polit-Grössen anzutreffen. So sassen unter den rund 150 Gästen im Kappeler Gemeindesaal alt Nationalrat Toni Bortoluzzi, Kantonsrat Martin Haab, Bezirkspräsident Hans Finsler und einige amtierende Gemeindepräsidenten und Gemeinderätinnen. Haab amtete als Moderator und führte gekonnt mit einigen eingeschobenen leicht ironischen Aussagen durch den Abend. Wenig überraschend übernahm anschliessend Nationalrat Thomas Aeschi die Rolle des Stargastes. Der Zuger Nationalrat war vor zwei Jahren ernstzunehmender Bundesratskandidat und ist momentan im Gespräch als Nachfolger des zurücktretenden Fraktionschefs Adrian Amstutz.

Nicht unter der Fuchtel eines Herrlibergers

Der smarte Unternehmensberater ist Inhaber eines Diploms von Harvard. Er strafte mit feiner Eloquenz den Aussagen einer gewissen gegnerischen Presse Lügen, sich unter der Fuchtel eines Herrlibergers zu befinden. So begann er sein Referat mit einem fast unmerklichen Schmunzeln mit der Begrüssung: «Geschätzte Fraue und Manne» leider blieb die zwar minimale aber durchaus gewollte Anspielung auf den Übervater Blocher den allermeisten Zuhörern verborgen. Aeschi stellte seine Ausführungen unter die für ihn natürlich rhetorische Frage «Warum braucht es mehr SVP?» und beantwortete sie, indem er einen kritischen Rückblick über die letzten zwei Jahre seiner Tätigkeit in Bundesbern hielt. Er sprach über die bekannten SVP-Themen wie die bilateralen Verträge mit der EU, die Ausschaffungsinitiative, über die ausufernden Bundesausgaben und untermauerte seine Behauptungen mit einigen fundierten exemplarischen Beispielen und Zahlen. Kantonsrat Haab übergab ihm als Referentengeschenk eine Kuhglocke, nicht ohne die dazugehörende Erklärung zu liefern. Nationalrat Aeschi soll gerüchteweise Vorstandsmitglied oder gar Zuchtexperte eines Vereins für Walliser Eringer Kühe im Toggenburg sein. Nationalratskollege Toni Brunner soll in Ebnat-Kappel eine kleine Herde dieser Rinderrasse, welche für ihre Kuhkämpfe bekannt ist, halten.

Schwierige Situation bei den kommenden Gemeindewahlen

Auf die am 15. April 2018 stattfindenden Gemeindewahlen überleitend, verliess Landwirt Haab sichtbar ungern das witzige Terrain, indem er auf die schwierige gegenwärtige Situation hinwies. Im Säuliamt treten neben sieben zum Teil langjährigen Gemeindepräsidenten auch eine ganze Reihe Gemeinderätinnen und Gemeinderäte zurück. Klar, dass sich im bürgerlich dominierten Säuliamt zahlreiche SVP-Vertreter befinden. Verständlich auch, dass die SVP diese Vakanzen mit ihren Mitgliedern ersetzen möchte. Haab erwähnte zahlreiche sich wieder zur Verfügung stellende kommunale Politikerinnen und stellte auch eine ganze Reihe neuer Kandidaten für die Gemeindeexekutiven vor. Die Suche nach geeigneten Behördenmitgliedern bezeichnete er als schwierig. Ein extrem kleiner Handlungsspielraum mache die Ämter uninteressant und die Behörden würden zunehmend zu Befehlsempfängern von Bund und Kanton degradiert.

Weitaus erfreulicher zeigte sich der letzte Programmpunkt des Parteifestes. Die Schulpflegerin der Oberstufe Obfelden/Ottenbach, Bettina Bucher spielte charmant die Glücksfee. Mit tüchtigem Schütteln mischte sie die beim Eintritt gratis verteilten Lose und ermittelte so fünf strahlende Gewinner eines Goldvrenelis. Der Festanlass der SVP wurde umrahmt von der Freudenberger Blasmusik, welche in Grossformation die Bühne füllte und mit schmissigen Stücken begeisterte.

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