Affoltern vor den ersten Stadtratswahlen

Neun Kandidierende für sieben Mandate – die Ausgangslage vor den ersten Stadtratswahlen in Affoltern präsentiert sich spannend.

Kandidieren für den Stadtrat Affoltern. Von links: Markus Gasser, Hermann Brütsch, Martin Gallusser, Eliane Studer, Gesprächsleiter Bernhard Schneider, Clemens Grötsch (Präsidium), Claudia Spörri (Schulpräsidium), Markus Meier und Hans Finsler
Kandidieren für den Stadtrat Affoltern. Von links: Markus Gasser, Hermann Brütsch, Martin Gallusser, Eliane Studer, Gesprächsleiter Bernhard Schneider, Clemens Grötsch (Präsidium), Claudia Spörri (Schulpräsidium), Markus Meier und Hans Finsler. Es fehlt ferienhalber: Susanne Leuenberger. (Bild Thomas Stöckli)

Mit der Umsetzung der Einheitsgemeinde nimmt in der künftigen Stadt Affoltern das Primarschulpräsidium Einsitz im Stadtrat. Faktisch kommt es damit zu einer Verengung der Sitzzahl. Weil alle Bisherigen wieder antreten und mit Eliane Studer auch eine Neue, werden zwei über die Klinge springen müssen. Im Anschluss an die Gemeindeversammlung vom 12. März haben sich acht der neun Kandidierenden vorgestellt. Einzig Susanne Leuenberger fehlte ferienhalber.

Eine nachhaltige Entwicklung, das wünscht sich Markus Gasser für die Stadt Affoltern. Hermann Brütsch stellt derweil das Haus zum Seewadel in den Fokus. Er will alten Leuten eine menschengerechte Zukunft ermöglichen. Martin Gallusser setzt auf Lebensqualität sowie faire Unterstützung für Sportvereine und Kultur. Clemens Grötsch schwebt neben den anstehenden Infrastrukturprojekten eine Strategieentwicklung für die nächsten 30 Jahre vor. Eliane Studer will ein Affoltern, das für Familien attraktiv ist und sieht auch die Vereine als wichtigen Faktor. Für Claudia Spörri steht die optimale Überführung der Primarschule in die Einheitsgemeinde im Vordergrund. Markus Meier will das Gewerbe anziehen und sich gegen Steuererhöhungen einsetzen. Hans Finsler hat sich zum Ziel gesetzt, das Bevölkerungswachstum, das vermutlich noch grösser ausfällt als erwartet, geordnet aufzufangen.

Seewadel und die Vereine

In welche Richtung soll sich das Haus zum Seewadel entwickeln? Während für Grötsch und Brütsch die Zeit drängt, fordern Studer und Gasser weitere Abklärungen und Alternativszenarien.

Für ihre Gebührenordnung musste die Gemeinde zuletzt von den Vereinen scharfe Kritik einstecken. «Wir waren etwas voreilig», gesteht Markus Gasser ein. Nun gelte es, die Wogen zu glätten. Mit den Vereinen zusammensitzen, das findet Eliane Studer wichtig, und Martin Gallusser will das Thema ganzheitlich aufarbeiten. Die drei Säulen dabei: Leistungen und Gegenleistungen, Information sowie Kommunikation. Bis im Mai soll das Konzept in einer ersten Fassung vorliegen. «Wir müssen den Vereinen Sorge tragen», so Gallusser. Hans Finsler relativiert: Man müsse sich schon fragen, an wen man was verschenke und wie man das rechtfertige – auch mit Blick auf die angespannte Finanzlage und die anstehenden Infrastrukturprojekte. Hermann Brütsch bringt derweil die Idee ins Spiel, dass jeder Verein einmal im Jahr eine Gemeindelokalität gratis nutzen dürfte.

Energiesparen: für alle ein Thema

Und wie stehen die Kandidierenden zum Thema Energiestadt? Energiesparen sei ein permanenter Auftrag, findet Hans Finsler. Dass es dafür ein kostenpflichtiges Label braucht, stört ihn aber. Mit Vorbehalten sagen Clemens Grötsch, Markus Meier und Claudia Spörri Ja zur Energiestadt. Klar dafür sprechen sich Eliane Studer, Martin Gallusser und Markus Gasser aus. «Die Gemeinde macht schon viel, das dürfen wir auch zeigen», findet Gallusser und spricht vom positiven Effekt auf andere Gemeinden. «Es geht nicht nur um Energie, es werden auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt», so Gasser.

In der kommenden Legislatur geht es auch um die Zukunft des Spitals Affoltern. Soll es erhalten werden? Ja, findet die Mehrheit der Kandidierenden um Clemens Grötsch, der ja auch die Spital-Betriebskommission präsidiert. Anderer Meinung ist Hermann Brütsch: «Ich weiss als Spitaldelegierter mehr als all die, die sich die Erhaltung des Spitals wünschen», sagt er. Markus Meier bezweifelt, dass ein Erhalt überhaupt möglich ist, ebenso Hans Finsler: «Ein Spital haben ist besser als kein Spital haben», findet er zwar, vermutet aber, dass der Regierungsrat dem Bezirk den Entscheid abnehmen könnte oder der Preis so hoch ausfällt, dass man es sich nochmals überlegen muss. «Ich bin froh ums Spital und möchte es halten, wenn irgend möglich», sagt Markus Gasser und Claudia Spörri findet, dass zu einer Stadt auch ein Spital gehöre.

Werbespot in eigener Sache

Zum Schluss bot Gesprächsleiter Bernhard Schneider allen Kandidierenden Gelegenheit, einen Werbespot in eigener Sache zu platzieren. «Ich stehe für Strukturen und geordnete Abläufe», machte Hans Finsler den Anfang. Effiziente Kompromisslösungen seien sein Ding, keine langjährigen Pendenzen. «Wir sind ein gutes und konstruktives Team», findet Markus Meier. Er will mit Erfahrung und Führungsqualität weiterhin seinen Beitrag leisten. «Angefangenes soll man auch beenden», sagt Claudia Spörri mit Blick auf die anspruchsvolle Aufgabe, die Einheitsgemeinde umzusetzen. «Ich packe gerne an, bin flexibel, belastbar, führungserfahren, pflege eine offene Kommunikation – und ich bin eine Frau.»

«Wir haben viel bewegt», findet Clemens Grötsch im Rückblick auf die ablaufende Legislatur. Allerdings gebe es auch noch einiges zu tun: «Ich denke an den Brauiweiher.» Die Stadt gemeinsam mit der Bevölkerung weiterbringen, das will Eliane Studer. Als Mutter und Vereinsfrau will sie ihre objektive Sicht einbringen und so Kompromisse finden. Martin Gallusser baut auf seine Kompetenz und praktische Erfahrung. Er wolle die Lebensqualität verbessern, sei gut vernetzt und wisse mit öffentlichen Geldern umzugehen.

«Ich halte, was ich verspreche und verspreche drum wenig», sagt Hermann Brütsch, der sich selber als direkt und lösungsorientiert beschreibt. Und als einer, der sowohl die Anliegen der Jugend als auch jene der älteren Leute kenne. Markus Gasser ist es wichtig, Projekte und Entscheide auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen – und mit allen Betroffenen gemeinsam Lösungen zu finden.

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