Tambrig: Deponieraum reicht bis 2050/55

Mit dem Ausbau einer fünften (und letzten) Etappe kann die Reststoffdeponie Tambrig in Obfelden voraussichtlich bis in die Jahre 2050/55 genutzt werden. Die Betreiberfirma Spross Ga-La-Bau AG realisiert mit dem Abbau von 300’000 Tonnen deponiertem Hausmüll auch ein Pionierprojekt.

Josef Binzegger, Geschäftsführer des Bereichs Entsorgung bei Spross (rechts) und Umweltingenieur Martin Gasser am Rand eines imposanten Lochs: Auf der westlichen Seite, Richtung Obfelden, wird nun die gesamte Parzelle genutzt. <em>(Bilder Werner Schneiter)</em>

Josef Binzegger, Geschäftsführer des Bereichs Entsorgung bei Spross (rechts) und Umweltingenieur Martin Gasser am Rand eines imposanten Lochs: Auf der westlichen Seite, Richtung Obfelden, wird nun die gesamte Parzelle genutzt. <em>(Bilder Werner Schneiter)</em>

Zum ersten Mal erfolgt der Rückbau einer Hausmülldeponie auf freiwilliger Basis.

Zum ersten Mal erfolgt der Rückbau einer Hausmülldeponie auf freiwilliger Basis.

Nachdem der 2004 verstorbene Werner H. Spross das Areal Anfang der 1980er-Jahren erworben hatte, geriet der «Tambrig» in den Fokus der Öffentlichkeit – unter anderem wegen Geruchsemmissionen und Lastwagenverkehr. Mit dem Seilziehen auf dem politischen Parkett beschäftigte sich sogar das Bundesgericht. Die Deponie ist in den letzten Jahren aus den Schlagzeilen verschwunden – nicht zuletzt, weil die Betreiberfirma die vom Kanton verordneten, strengen Auflagen erfüllt und bisher über 45 Millionen Franken in den Deponiebetrieb investiert hat. Eine Aufsichtskommission, der Vertreter von Gemeinde, Kanton und Betreiberfirma angehören, wacht über die ordnungsgemässe Arbeit in der an der Umfahrung Obfelden-Maschwanden liegenden Deponie. Der vor rund zwei Monaten publizierte Gestaltungsplan zog keine Einwände nach sich. Auch die Gemeinde Obfelden hat diesen Gestaltungsplan gutgeheissen. Er wurde nötig, weil 1986 die Endlagerung von unverwertbaren Reststoffen aus heutiger Sicht nach altrechtlichen Auflagen bewilligt worden war, also noch ohne Gestaltungsplanpflicht und Umweltverträglichkeitsprüfung.

Deponievolumen soll auf 3 Mio. Kubikmeter steigen

Derzeit wird in der 13,5 Hektaren grossen Deponie die fünfte und letzte Etappe hergerichtet. Hierfür investiert Spross nochmals rund 40 Mio. Franken. Auf der westlichen Seite, in Richtung Obfelden, wird nun die gesamte Parzelle genutzt; das Bauernhaus musste schon vor einiger Zeit weichen. Nach der Schleifung des Bauernhofes wurden umliegende Altablagerungen aus den 70er-Jahren und auch der in den späten 80er-Jahren deponierte Klärschlamm ausgebaggert und entsorgt. Dieser Klärschlamm stammt aus der Stadtzürcher Werdhölzli-Anlage und wurde in den Jahren 2016/2017 in verschiedenen Verbrennungsanlagen thermisch verwertet. «Das war natürlich mit Geruchsemmissionen verbunden. Wir sind dankbar, dass wir auf eine verständnisvolle Nachbarschaft zählen dürfen», sagt Josef Binzegger, Geschäftsführer des Bereichs Entsorgung bei Spross. Damit verbleiben von den im Richtplan enthaltenen 2,5 Millionen noch 1,5 Millionen Kubikmeter für das Deponieren von Reststoffen.

Die Nutzung der gesamten Parzelle, ohne den Bauernhof, erlaubt es den Planern, die ursprüngliche Geländemodellierung anzupassen. Konkret soll die maximale Schütthöhe von 40 Meter auf 45 Meter ansteigen, was zu einer Volumenzunahme von rund 0,5 Mio. Kubikmeter führt. Das bedeutet eine um fünf bis zehn Jahre längere Betriebsdauer – voraussichtlich bis in die Jahre 2050/55. Eine solche Erhöhung des Gesamtvolumens von 2,5 auf 3 Millionen Kubikmeter erfolgt erst nach bewilligtem Gesuch für eine Richtplanänderung und mit Einverständnis der Bevölkerung.

Fast die Hälfte der angelieferten Stoffe – jährlich zirka 100’000 Tonnen – ist Kehrichtschlacke, Tendenz steigend. Deponiert werden ausserdem Material aus Altlastensanierungen, Kugelfangmaterial, Asche aus Holzfeuerungen sowie moderne, nicht verwertbare Verbundstoffe. «Es gibt klare Grenzwerte, die uns zeigen, was im Tambrig deponiert werden darf und was nicht. Jede Liefer-Charge muss angemeldet und geprüft werden. Eine Triage erfolgt schon auf der Baustelle», so Josef Binzegger. Ein Ingenieurbüro ist mit Stichproben-Kontrollen beauftragt. Das Sickerwasser aus der Deponie wird in der deponieeigenen Sickerwasser-Reinigungsanlage vorbehandelt und fliesst dann in die Abwasserreinigungsanlage ARA Obfelden. Von der Gemeinde vorgegebene Grenzwerte werden eingehalten.

300’000 Tonnen Hausmüll in Schlacke umwandeln

Neben dem Ausbau der fünften Etappe auf der Nordseite beschäftigt sich die Betreiberfirma auch mit dem Rückbau der ersten Deponie-Etappe auf der Südseite. Diese umfasst die Beseitigung von 300000 Tonnen Hauskehricht, der in den Jahren 1986 bis 1994 abgelagert worden war. Bisher hat Spross rund die Hälfte davon zurückgebaut. Dieser Kehricht wird verbrannt und kommt als Kehrichtschlacke zurück nach Obfelden. «Zum ersten Mal erfolgt ein Rückbau einer Hausmülldeponie auf freiwilliger Basis. Leichter abgelagerter Müll mit einer langen Nachsorgedauer wird quasi 30 Jahre verspätet energetisch verwertet und das freigewordene Volumen mit schwerer Schlacke mit kurzer Nachsorgedauer verfüllt. Das ist ein Pilotprojekt. Wir haben dazu die nötige Zeit und die erforderliche Infrastruktur. Die dabei benötigten Gerätschaften sowie die erforderliche Entwässserungsmöglichkeit stehen uns im Tambrig zur Verfügung. Dazu kommt, dass wir für den Rückbau weniger als 5% der gewonnenen Energie verbrauchen», hält Josef Binzegger fest.

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