Eine Volksinitiative gegen die Klostermauer

«Wir wollen keine neue Klostermauer» steht gross über dem Initiativbogen, mit dem ein 20-köpfiges Komitee – mehrheitlich aus dem Oberamt – ab heute Freitag Unterstützer sucht. Ziel sind 2000 Unterschriften in einem halben Jahr.

An der Ergänzung der bestehenden Klostermauer in Kappel scheiden sich die Geister. <em>(Archivbild)</em>
An der Ergänzung der bestehenden Klostermauer in Kappel scheiden sich die Geister. <em>(Archivbild)</em>

Im Rahmen des 21-Mio.-Franken-Projekts «Revitalisierung und Entwicklung der Klosterdomäne Kappel» plant der Verein Kloster Kappel unter anderem eine Entflechtung von Parkplätzen und Klosterareal. Bestandteil ist deshalb auch eine Ergänzung der verbliebenen barocken Mauer zur Trennung von Innen- und Aussenbereich. Daran stösst sich der Verein «Ja zum Kloster Kappel». Er sehe den Sinn einer neuen Mauer nicht, sagt Urs Stettler, Erstunterzeichner vom Initiativkomitee gegen die Klostermauer. Als Anwohner und Sigrist müsste er die geplante 1,8 Meter hohe Stampfbeton-Mauer künftig täglich anschauen. «Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt», betont er. Neben der Optik stört ihn nämlich auch die Symbolik: «Sich im 21. Jahrhundert noch hinter Mauern einschliessen – das passt nicht zur reformierten Kirche.»

Dass die Mauer auf Anhieb Skepsis auslöst, dafür hat Gerhard Gysel, Präsident des Vereins Kloster Kappel, Verständnis. Er höre aber auch viele wohlwollende Stimmen, «insbesondere von Leuten, die sich vertieft damit beschäftigt haben und sich nicht von Emotionen leiten lassen.» So sieht er selber die Mauer nicht als abgrenzendes, sondern als ordnendes Element, als ein Symbol für Beständigkeit und langfristiges Denken. «Wir haben uns bewusst Mühe gegeben, die Mauer auf das zu beschränken, was es braucht, um das Ziel zu erreichen.»

Die landeskirchliche Volksinitiative sieht der Verein «Ja zum Kloster Kappel» als Mittel, sein Anliegen ins Gespräch zu bringen. Die Synode der reformierten Zürcher Kirche habe sich mit dem Thema Mauer in Kappel noch nie wirklich befasst, rügt Vereins-Aktuar und alt Kantonsrat Hans Rudolf Haegi. Unterschreiben dürfen grundsätzlich alle Reformierten im Kanton. Aktiv sammeln wird das Initiativkomitee allerdings primär in den 13 Ämtler Kirchgemeinden, die gemeinsam mit der Landeskirche auch in der Kappelerpflege vertreten sind.

Doch ist die Landeskirche überhaupt der richtige Adressat für die Initiative? Gerhard Gysel bezweifelt das: «Das Land, auf dem die ergänzende Mauer geplant ist, gehört dem Verein, nicht der Landeskirche.» Demgegenüber findet das Initiativkomitee: «Eigentlich müsste sogar die Gesamtbevölkerung einbezogen werden», so Urs Stettler. «Schliesslich müssen alle die Mauer anschauen.» Als direkte Ergänzung schliesst Hans Rudolf Haegi deshalb auch eine kantonale Initiative nicht aus, die dann im Kantonsrat behandelt werden würde.

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