Auch im Säuliamt wird ein guter Weinjahrgang erwartet

Nachdem der Frost im Vorjahr bis zu 90 Prozent der Trauben vernichtet hat, dürfen sich die Ämtler Weinbauern dieses Mal dank viel Sonne auf eine reiche Ernte freuen – aber nur, wenn nicht noch Hagelstürme übers Land ziehen. Mit dem Wümmet kann schon im September begonnen werden.

Erntet auf dem Müliberg seit bald 30 Jahren Riesling x Sylvaner-Trauben: Weinbauer Charles Schaller bei Arbeiten im Rebhügel, der knapp 700 Meter über Meer liegt. <em>(Bild Werner Schneiter)</em>
Erntet auf dem Müliberg seit bald 30 Jahren Riesling x Sylvaner-Trauben: Weinbauer Charles Schaller bei Arbeiten im Rebhügel, der knapp 700 Meter über Meer liegt. <em>(Bild Werner Schneiter)</em>

Mit Blick auf den Brand von Windsor Castle bezeichnete Königin Elisabeth II. von England das Jahr 1992 einst als «Annus horribilis». Für die Ämtler Weinbauern geht 2017 als schreckliches Jahr in die Annalen ein: Bis zu 90 Prozent der Trauben fielen damals dem Frost zum Opfer – auch bei der Familie Leuthold im Wolfacker in Uerzlikon, wo ein Areal von zwölf Aren bewirtschaftet und seit 1980 zur Hauptsache Riesling x Sylvaner-, aber auch Blauburgundertrauben hängen. Immerhin konnte damals ein Teil noch zu Edelbränden verwertet werden – eine Spezialität der Leutholds. «Wir erwarten heuer eine sehr gute Ernte – und bei diesem heissen Wetter etwa drei Wochen früher als gewöhnlich», freut sich Seniorchef Ernst Leuthold. Eine gute Ernte: das sind in Uerzlikon rund 800 Flaschen, die auch im hofeigenen Laden verkauft werden.

Vögel und Kirschessigfliege fernhalten

Auch Edwin Marty, der seit 1984 auf dem ein Hektar grossen Rebhügel zwischen Knonau und Uttenberg erntet, darf sich auf einen guten Jahrgang 2018 freuen, nachdem er im letzten Jahr nur etwa 2000 Flaschen abfüllen konnte – wegen Frost und wegen der Kirschessigfliege. Um die 5000 kg werden er und seine Helferinnen und Helfer Ende September/Anfang Oktober von den Stöcken pflücken können. «Regen tut gut, weil Trockenheit zu Saftentzug führt, Beeren so vermehrt Zucker und weniger Säure enthalten», fügt er bei und schildert auch die notwendigen Arbeiten, die vor dem Wümmet anstehen. So werden Netze gespannt, um Vögel fernzuhalten. Und zudem sagt man auch der Kirschessigfliege den Kampf an, indem mit Wasser, Essig und Wein gefüllte Kleinbecher an die Stöcke gehängt werden. Sie taugen auch als Wespenfallen. Hagelschläge würden eine gute Ernte gefährden. Martys Sorten: Riesling x Sylvaner, Blauburgunder, Pinot gris, Cabernet Dorsa und St. Laurent-Trauben, die letztes Jahr zum ersten Mal geerntet werden konnten. Der Weinbauer bedient ausschliesslich Privatkundschaft.

Seit bald 30 Jahren erntet Charles Schaller auf seinem 17 Aren grossen Areal auf dem Müliberg, Aeugstertal, ausschliesslich Riesling x Sylvaner-Trauben und kann davon in einem guten Jahr 800 bis 1000 kg bei Deppeler in Tegerfelden zu ebenso vielen Flaschen abfüllen lassen. «Quantität und Qualität stimmen», meldet er und erwartet den Wümmet in der zweiten Septemberhälfte. Schaller liefert seinen Wein ins Restaurant Pöschtli im Aeugstertal, in den Kulturkeller LaMarotte in Affoltern, ins Kohlebergwerk Riedhof im Aeugstertal, aber auch zu Chäs Stöckli nach Affoltern und in den Volg-Laden in Aeugst.

Zwei bis drei Wochen früher reif

Schönes Laub, kein Mehltau, keine Wespen, keine Kirschessigfliegen: Auch Peter Käppeli, der im Dettenbühl in Wettswil vier Aren mit rund 200 Stöcken bewirtschaftet, ist mit dem Behang sehr zufrieden. Um eine qualitativ gute Ernte einfahren zu können, hat der pensionierte Lehrer aus Obfelden rund ein Drittel der Garanoir-Trauben weggeschnitten. Auch er wappnet sich mit Netzen gegen gefrässiges Gefieder. Die Ernte erwartet er zwei bis drei Wochen früher als in normalen Jahren. Käppeli beliefert das Restaurant Hirschen in Wettswil und den Obfelder Dorfmärt.

In der Vollenweid in Hausen bewirtschaftet die Familie Eberhard ein Areal von 1,2 Hektaren und konnte 2014 erstmals ernten. Auch sie musste im vergangenen Jahr wegen Frost einen Ernteausfall von rund 90 Prozent in Kauf nehmen. Wie sich die Situation in diesem Jahr präsentiert, war im Rahmen der «Anzeiger»-Umfrage während der Ferienzeit nicht in Erfahrung zu bringen. Vor zwei Jahren liessen sich je 650 Flaschen Rot und Weiss abfüllen. Ihrem Ziel, irgendwann auf 5000 Flaschen zu kommen, dürften die Eberhards inzwischen nähergekommen sein.

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