Von 400 Büchern zu 4800 Medien

Eine Bibliothek für ein so kleines Bauerndorf war vor 60 Jahren eine ungewöhnliche Sache. Am vergangenen Samstag wurde das Jubiläum im Rahmen eines kleinen, feinen Festes mit Spielen, Musik und Verpflegung gefeiert.

Die Kinder vergnügen sich am Jubiläumsfest beim Bücherstapeln.

Die Kinder vergnügen sich am Jubiläumsfest beim Bücherstapeln.

Das Bibliotheksteam mit der selber gebackenen Jubiläumstorte. Von links: Jacqueline Angehrn, Amy Charles, Ulrike Rudow und Conny Hofmann.<em> (Bilder Marianne Voss)</em>

Das Bibliotheksteam mit der selber gebackenen Jubiläumstorte. Von links: Jacqueline Angehrn, Amy Charles, Ulrike Rudow und Conny Hofmann.<em> (Bilder Marianne Voss)</em>

Am kleinen, feinen Jubiläumsfest in und vor der Bibliothek herrschte am vergangenen Samstag gemütliche Atmosphäre. Die Kinder vergnügten sich mit verschiedenen Spielen, das Trio «SaxmitBass» bot musikalische Unterhaltung und für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt.

Mehrere Personen, die selber während ihrer Schulzeit die Gründung der Bibliothek in Aeugst miterlebt hatten, waren am Anlass anwesend. Und alle sprachen vom Lehrer Gottfried Brugger. Er sei eine wichtige Persönlichkeit gewesen, habe sich ganz allgemein stark fürs Dorf eingesetzt und viele Projekte gefördert, war zu vernehmen. Er beschloss vor 60 Jahren, dass auch Aeugst – als letzte der Bezirksgemeinden – eine Bibliothek haben sollte. Um Geld zusammenzubringen für die Anschaffung von 400 Büchern, verschickte er unzählige Bettelbriefe.

Erste Aufklärungsliteratur

Ein Besucher bemerkte humorvoll: «Ich bin gleich alt wie die Bibliothek.» Die Aeugsterin Trudi Baer hingegen ging zur Gründungszeit schon zur Schule. «Das war ganz toll», betonte sie. «Wir durften Bücher ausleihen, das hatte es vorher noch nicht gegeben. Und wir nutzten das auch rege.» Sie kann sich auch gut erinnern, dass sie helfen durfte, die Bücher einzufassen, die Kleber anzubringen und sie in die Regale einzuräumen. Daran kann sich auch Sonja Hegnauer-Köpfli gut erinnern. Sie war am Samstag für das Jubiläum extra von Hausen nach Aeugst gekommen. «Es waren alles neue Bücher, zwei Wände voll.» Auch sie nutzte die Ausleihe intensiv. «Unter den ersten Büchern waren zum Beispiel Werke von Karl May oder ‹Die rote Zora› von Kurt Held.» Und sie berichtet schmunzelnd noch von zwei ganz besonderen Büchlein, die sich extremer Beliebtheit erfreuten. «Vom Mädchen zur Frau» und «Vom Knaben zum Mann» hiessen sie. «Da wir damals noch keine Aufklärung erhielten von unsern Eltern, waren diese Büchlein sehr begehrt.»

Vieles gleich – einiges verändert

«In den Anfängen wurde die Bibliothek von Freiwilligen betreut», berichtete die Bibliotheksleiterin Ulrike Rudow während ihrer Jubiläums-Ansprache. «Sie erhielten einen Franken pro Stunde, wurden aber zugleich mit schönen Ausflügen belohnt.» Besondere Meilensteine in der Bibliotheks-Geschichte waren der Umzug ins Erdgeschoss des Schulhauses und die Anschaffung von neuem Mobiliar. Das Legat von Paula Weidmann ermöglichte einige Neuerungen. 2006 wurde das alte Schulhaus zum Gemeindehaus. Die Bibliothek erhielt durch einen Anbau mehr Platz. 2008 konnte das 50-Jahr-Jubiläum gefeiert werden. «Und 2015 erhielten wir die Website, die übrigens rege genutzt wird», so Ulrike Rudow.

Rückblickend meinte sie, vieles sei sich trotz der vergangenen Zeit gleich geblieben. «Wir kämpfen immer noch mit denselben Problemen wie zum Beispiel kaputten Büchern oder nicht eingehaltenen Rückgabeterminen.» Aber auch die positiven Ereignisse hätten sich nicht stark verändert. «Ich denke da an schöne Anlässe wie Autorenlesungen oder Spielnachmittage.» Etwas jedoch habe sich sehr wohl verändert seit 60 Jahren: «Heute arbeiten wir hier zu viert, wir sind angestellt und es stehen 4800 Medien zum Ausleihen zur Verfügung.»

Vom Gemeinderat Aeugst war Marlyse Blatter anwesend. Sie überbrachte ein Geschenk und gratulierte dem Bibliotheks-Team im Namen der Gemeinde herzlich. Auch eine Geburtstagstorte in Buchform wurde präsentiert. Amy Charles von Bibliotheks- Team hatte sie selber gebacken.

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