«Ich weiss nicht mehr als Sie!»

Neben Ausschnitten und Informationen zum neusten Krimi «Alte Feinde» aus der Reihe Flint und Cavalli erfuhren die Besucher der Lesung in der Buchhandlungs Scheidegger viel über die Arbeitsweise der preisgekrönten Krimi-Autorin Petra Ivanov. Etwa, wie sich ihre Protagonisten und Geschichten entwickeln.

Krimi- und Jugendbuchautorin Petra Ivanov ist offen und erfahren im Umgang mit Fragen aus dem Publikum. <em>(Bild Regula Zellweger)</em>
Krimi- und Jugendbuchautorin Petra Ivanov ist offen und erfahren im Umgang mit Fragen aus dem Publikum. <em>(Bild Regula Zellweger)</em>

«Ich weiss nicht mehr als Sie», lautete am vergangenen Dienstag die Antwort auf eine Frage eines Besuchers der Buchhandlung Scheidegger. Man brannte darauf, zu erfahren, wie Petra Ivanov zu ihren Themen und Geschichten kommt und wie sie ihre beiden bekannten Krimireihen um «Flint und Cavalli» und um «Meyer und Palushi» plant und entwickelt. Um es gleich vorwegzunehmen. Geplant ist jedes Jahr das Erscheinen eines Krimis, abwechslungsweise aus der einen oder anderen Reihe. Drei bis vier Jahre arbeitet die Krimiautorin an einem Buch - in den drei Phasen Recherchieren, Schreiben und Korrigieren. Das Recherchieren bestimmt weitgehend Inhalt und Verlauf einer Geschichte, immer wieder neu, und damit auch die Weiterentwicklung der Protagonisten, die sich manchmal entscheiden müssen. «Ich weiss nicht mehr als Sie», war die Antwort auf die Frage nach den Romanen, die sie in Zukunft schreiben werde.

Hohe Anforderungen an sich selbst

Nicht einmal sicher ist der Inhalt des nächsten Buches, das sie selbst zehn Mal liest. In der Phase «Korrigieren», während der viele Spezialisten mit Fokus auf den sachlichen Inhalt und die sprachliche Qualität das Buch gegenlesen, ist Ivanov dafür offen, das Buch immer wieder zu optimieren und Teile davon umzuschreiben. Qualität und Genauigkeit in den Details sind ihr wichtig.

Aufwändige Recherchen in den USA und in der Schweiz waren unabdingbar für den neusten Flint-Cavallo Krimi. Denn erstmals führt ein Ivanov-Krimi weit in die Vergangenheit zurück, bis in den amerikanischen Bürgerkrieg, den von 1861 bis 1865 währenden militärischen Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten. Dieser «Civil War», in dem nicht mehr ausschliesslich Heere gegeneinander in die Schlacht zogen, sondern die Bevölkerung aufs Grausamste involviert wurde, ist in Amerika noch immer stark im Bewusstsein der Menschen.

Drei Handlungsstränge

Der Krimi führt in verschiedene Zeiten und Länder und man folgt drei ineinander verwobenen Handlungssträngen. Im Haus des erschossenen Albert Gradwohl macht die Spurensicherung im Beisein der Staatsanwältin Regina Flint eine seltsame Entdeckung. Die abgefeuerte Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs. Hinweise führen in die USA.

Bruno Cavalli kam im letzten Ivanov-Krimi gar nicht handelnd vor, denn er war in den USA verschollen. Er ermittelt in einem Cherokee-Reservat in den Smoky Mountains auf der Jagd nach einem Giftpfeil-Mörder. Auf der Suche nach ihm und der Geschichte der Mordwaffe aus dem Sezessionskrieg stösst Regina Flint auf Hinweise, die sie tief in die Vergangenheit führen. Man ahnt: Die beiden werden sich treffen – denn soll die Flint-Cavalli Reihe weiter gehen, muss der Mann wieder auftauchen. Erst als sich ihre Ermittlungen kreuzen, finden die beiden wieder zueinander.

Neben dem Cavalli- und dem Flint-Handlungsstrang verwebt sich Handlungsstrang Nummer drei, die Geschichte der Waffe, einer «Army Nr. 2», vom Sezessionskrieg bis heute, mit der Handlung des Romans.

Schweizer im Sezessionskrieg

Der Zürcher Heinrich Wirz, 1823 bis 1865, ist in den USA bis heute kein Unbekannter. Er war 1864 Lagerkommandant des Kriegsgefangenenlagers Camp Sumter der konföderierten Armee in Andersonville und wurde 1865 von Unionstruppen verhaftet, wegen Kriegsverbrechen angeklagt und zum Tode verurteilt. Ein Nachkomme, Militärhistoriker, lebt heute in Bern. Dass sich Ivanov respektvoll mit ihm absprach, zeigt viel von der Arbeitsweise der Autorin. Zu den Kontakten in den USA kam sie über Schweizer «Türöffner». Beispielsweise vermittelten die Rechtsmedizin Zürich den Kontakt zu Kollegen in USA und die Polizei zum FBI.

Ivanov erzählte auch von ihren Jugendbüchern und gestand, dass sie diese besser fände als ihre Romane für Erwachsene. Damit gibt sie der Jugendliteratur die Beachtung, die sie verdient – aber selten bekommt. Ivanov arbeite auch länger und intensiver an einem Jugendbuch. Heute engagiert sie sich mit einer Reihe von «Kurzbüchern» von 60 Seiten in der Leseförderung von Jugendlichen.

Man hätte eine Stecknadel fallen hören, während die Krimiautorin las. Und nach der Lesung standen viele Leute an, um ein Buch signieren zu lassen. Ivanov versteht es hervorragend, Spannung aufzubauen, in ihren Werken und in der klug durchdachten Dramaturgie einer Lesung.

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