Nach dem Holzschnitzelkönig triumphiert der Rosenkönig

Drei Jahre nach Kari Burkard hat mit Andi Reichenbach erneut ein Hausemer im Rahmen der AgroPreis-Verleihung den Spezialpreis des Schweizerischen Landmaschinenverbandes gewonnen. Mit dem «Flunick» hat Reichenbach ein multifunktionales Pflanz-, Pflege- und Erntegerät für Baumschulen, Acker- und Weinbau entwickelt.

Von links der erste Hausemer Gewinner des Spezialpreises des Schweizerischen Landmaschinenverbandes, Kari Burkard, neben dem aktuellen Preisträger Andi Reichenbach und dem Hausemer Gemeinderat Gregor Blattmann. Vorne Reichenbachs Söhne Nick und Flurin, die Namensgeber des Flumick. <em>(Bild Martin Platter)</em>

Von links der erste Hausemer Gewinner des Spezialpreises des Schweizerischen Landmaschinenverbandes, Kari Burkard, neben dem aktuellen Preisträger Andi Reichenbach und dem Hausemer Gemeinderat Gregor Blattmann. Vorne Reichenbachs Söhne Nick und Flurin, die Namensgeber des Flumick. <em>(Bild Martin Platter)</em>

Der Flunick mit seinem Erfinder Andi Reichenbach im Einsatz auf einer der Baumschulen in der Hausemer Schonau. <em>(Bild Christian Reichenbach)</em>

Der Flunick mit seinem Erfinder Andi Reichenbach im Einsatz auf einer der Baumschulen in der Hausemer Schonau. <em>(Bild Christian Reichenbach)</em>

Am letzten Donnerstagnachmittag erlebte das Publikum im vollbesetzten Berner Kursaal ein Novum: Erstmals in der 26-jährigen Geschichte des AgroPreises, der alljährlich innovative Erzeugnisse und Dienstleistungen in der hiesigen Landwirtschaft auszeichnet, wurde der mit 5000 Franken dotierte Spezialpreis des Schweizerischen Landmaschinenverbandes ins gleiche Dorf vergeben. Der Innovations-Wettbewerb ging diesmal an Andi Reichenbach von den gleichnamigen Baumschulen in der Hausemer Schonau. Nach dem Hausemer Schnitzelkönig Kari Burkard 2015 gewann diesmal der Hausemer Rosenkönig Andi Reichenbach! «Mit dem Flunick, einer selbstfahrenden Agrarmaschine, die auch jäten kann, hat Reichenbach dem Glyphosat den Kampf angesagt», betonte Bauernverbandspräsident Markus Ritter in seiner Ansprache.

Teamwork mit Maschinenbauer und Software-Entwickler

Andi Reichenbach relativierte: «Alleine hätte ich das Projekt nicht realisieren können. Es brauchte die Hilfe von Maschinenmechaniker und Landwirt Matthias Linder sowie von Programmierer Toni Zimmermann, um die Idee umzusetzen.» Entstanden ist ein GPS-gesteuerter Geräteträger, der speditiv diverse Pflege-, Dünge-, Ernte- und Hackarbeiten im Garten-, Gemüse-, Wein- und Ackerbau erledigt. Die Vorteile des Flunick sind bestechend: Die rund 1,2 Tonnen leichte Maschine besteht aus zwei baugleichen, synchron arbeitenden Aggregaten auf Gummiraupen, die über eine hydraulisch in der Weite verstellbaren Brücke miteinander verbunden sind. Das Resultat dieser Bauweise ist ein extrem tiefer Schwerpunkt und geringer Flächendruck. Das schont den Boden und ermöglicht den Einsatz auch in steilem Gelände, beispielsweise in einem Weinberg. Angetrieben wird der Flunick von zwei 30-PS-Motoren, die auch die leistungsstarke Arbeits-hydraulik versorgen.

Äusserst variabel einsetzbar

Der minimale Reihenabstand beträgt 50 cm und die Spurweite lässt sich von 1,5 bis 2,5 Meter stufenlos einstellen. Durch die variable Bauhöhe können Kulturen bis zu 2,3 Meter Höhe überfahren werden. Nebst Hackwerkzeugen kann eine ganze Reihe von Zusatzgeräten angebaut werden: Düngerstreuer, Spritze, Pflanzgeräte, Reflexhacke, Erdbohrer und Erntegeräte, beispielsweise um (Christ-)Bäume auszustechen. Wo es sinnvoll und nötig ist, übernehmen Sensoren die Steuerung, beispielsweise beim Hacken und Ernten. Gelenkt wird der Flunick über eine Funkfernsteuerung oder ein satellitengestütztes Global Positioning System (GPS), das genaues Arbeiten im Zentimeterbereich ermöglicht. «Es ist der derzeit bodenschonendste Überzeiler mit kleinstem Wendekreis und schonendster Raupenwendung auf dem Markt», sagt Reichenbach.

Zehn Jahre von der Idee zum Flunick

Auf die Idee gekommen ist der Unternehmer in den Skiferien 2008/2009 mit der Familie, deshalb auch die Bezeichnung der Maschine. «Flunick setzt sich aus den Namensteilen unserer Kinder Flurin und Nick zusammen», so Reichenbach – und dankt im gleichen Atemzug seiner Frau Andrea, die ihn wegen des Projektes oft habe entbehren müssen. Mit dem Bau des Prototypen begonnen wurde 2014. Was der Flunick kostet, ist jedoch nicht ganz einfach zu beantworten. Denn das hängt von der vielseitigen Ausstattung ab. Reichenbach rechnet mit einem Richtpreis um 150000 Franken inklusive GPS. Passanten müssen sich übrigens nicht fürchten, dass sie in der Schonau plötzlich von einem herrenlosen Flunick angegriffen werden. Gemäss Reichenbach schreibt das Gesetz vor, dass auch im selbstfahrenden Betrieb mit GPS immer ein Maschinist zur Überwachung zugegen sein muss.

Weitere Infos und einen Film mit dem Flunick im Einsatz gibts unter semesis.swiss und baumschulen-reichenbach.ch zu sehen.

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern25.04.2024

Fusionspläne bei Landi-Genossenschaften

Landi Albis, Obfelden und Freiamt künftig gemeinsam?
Bezirk Affoltern25.04.2024

Schneedruck macht den Kulturen zu schaffen

Raps, Gerste und Obst leiden unter dem anhaltenden Wintereinbruch
Bezirk Affoltern25.04.2024

Veloweg wird nun doch gebaut

Zwischen Uerzlikon und Rossau: Einigung zwischen der Besitzerfamilie und dem Kanton