Auch auf kleinen Flächen kann man viel für die Biodiversität tun
Der Natur- und Vogelschutzverein (NVBA) gestaltete eine Wiese naturnah
Katja Lange ist Mitglied der Naturschutzkommission von Affoltern und im Vorstand des Natur- und Vogelschutzvereins Bezirk Affoltern (NVBA) – und versteht es, Synergien zu nutzen. So traf man am vergangenen Samstag acht Mitglieder des NVBA an der Giessenstrasse auf der Wiese zwischen dem NVBA-Clubhaus und dem Tennisclub Affoltern bei schweisstreibender Arbeit – es war ein sommerlich heisser Samstag. Die Arbeiten hat Katja Lange mit den teilnehmenden NVBA-Mitgliedern minutiös geplant und besprochen.
Einige Tage zuvor wurde die Wiese vom Gartenbauunternehmen Einziggartig aus Zwillikon gefräst. Die Projektleiterin erklärt: «Die Wiese wurde zehn Zentimeter tief gefräst, um den fetten Gräsern, die dort wuchsen, die Kraft zu nehmen. Einige werden in den nächsten Wochen nochmals keimen, daher wird nach drei Wochen nochmals zehn Zentimeter tief gefräst. Erst danach wird die Wildblumenmischung angesät. So hat diese eine grössere Chance, sich durchzusetzen. Wir werden Pflanzen, die in der Saatmischung enthalten sind, auch als bereits fertige Pflanzen setzen, sodass sie einen zusätzlichen Wettbewerbsvorteil haben.»
Rechteckige Sandlinse
Vorhandene Asthaufen werden aufgestockt, ein idealer Ort für Tiere, die ein Versteck benötigen. Besonders viel Knochenarbeit entfällt auf die rechteckige, formlich dem Gelände angepasste Sandlinse. «Diese Ruderalfläche ist ein kleiner Magerstandort, wo wir Pflanzen setzen, die mageren Boden brauchen. Sonst ist die Wiese eher fett», erklärt Katja Lange. «Wir werden bei der Ansaat der Wildblumenwiese nur Arten ansähen und setzen, die für diesen Standort typisch sind. Für die Sandlinse verwenden wir zwei verschiedene Sande, da nicht jede Bienenart den gleichen Sand braucht. Eine Hälfte wird mit Sand aufgefüllt, der etwas lehmig ist, und eine Hälfte mit Löss.»
25 Wildstauden gesetzt
Der Randbereich der Sandlinse wurde mit einer Steinstruktur und Totholz abgeschlossen. Am Gehölzstreifen zum Jonenbach setzten die Freiwilligen rund 25 Wildstauden. Die Gestaltung der Wiese soll für Gartenbesitzer ein Vorbild sein, wie man auch auf kleinen Flächen viel für die Biodiversität tun kann. Im Lauf des Sommers wird eine Tafel mit hilfreichen Informationen angebracht werden. Katja Lange rät Gartenbesitzern, den Garten zu strukturieren. «Gartenbesitzer können auch eine kleine Sandlinse bauen oder Sand in einen Pflanztopf füllen. Der Sand soll 30 Zentimetern Tiefe haben. Wer etwas für Bienen tun möchte, sorgt für standortgerechte Futterpflanzen. Nachdenklich meint sie: «Viele Gartenbesitzer wollen eine grüne, kurz geschnittene Wiese – eine grüne Wüste, ökologisch wenig wertvoll. Wenn die Wiese beispielsweise als Spielrasen genutzt wird, macht das Sinn. Aber wenn die Wiese sonst kaum genutzt wird, erreicht man schon mit Wildblumeninseln viel.»
Katja Lange hat klare Ziele für ihr Engagement bei der Naturschutzkommission. Unter anderem möchte sie dazu beitragen, die Stadt Affoltern so aufzuwerten, dass man die Natur vor der Tür hat und nicht nur ausserhalb der Stadt. Sie will Bewusstsein für die Natur schaffen und den übertriebenen Ordnungswahn mancher Gartenbesitzer hinterfragen. «Man soll mit Mähen den Insekten und Vögeln nicht den gedeckten Tisch abräumen – wer hat schon gern einen leeren Kühlschrank zu Hause, nur weil es ordentlicher wäre?»
Generell setzt sie sich für Erholungsräume in der Stadt ein, welche die Lebensqualität in der Stadt erhöhen und auch im Sommer Orte zur Abkühlung bieten.
Lob für die Stadt Affoltern
Katja Lange betont: «Die Stadt ist generell offen für Aufwertungsprojekte.» Leider ist es schwierig, geeignete Flächen zu finden, die optimale Voraussetzungen für den Naturschutz bieten und die zugleich dem Werkhof nicht zu grosse Probleme bereiten, denn es gibt leider immer wieder Vandalismus. Es kommt vor, dass bewusst platzierte Ast- oder Steinhaufen zerstört werden. Auch Sicherheitsaspekte muss man bedenken.
Die Stadt entwickelt sich, davon zeugen Krane und Baugespanne. «An manchen Orten sind in den nächsten Jahren Baumassnahmen geplant, sodass es keinen Sinn macht, jetzt dort etwas anzufangen. Es gilt aber, die Entwicklungen gemeinsam mit der Stadt im Auge zu behalten», meint Katja Lange und ergänzt mit einem zufriedenen Lächeln: «Der Austausch mit der Stadt und die Unterstützung bei den Projekten durch den Werkhof laufen sehr gut.»