«Verantwortung nicht an Landwirtschaft abschieben»
Kantonsrätin Ursula Junker sprach am 1. August in Affoltern
Der grosse gedeckte Platz vor dem Kasinosaal in Affoltern ermöglichte trotz Regen einen unbeschwerten Start der Feier zum ersten August. Die Festbänke füllten sich, und pünktlich um elf Uhr schmetterten die Musikantinnen und Musikanten des Musikvereins Harmonie Affoltern fröhliche Töne in den Regen hinaus. Die rassigen Klänge verbreiteten gute Laune und eine gemütliche Stimmung – und schienen sogar die Wolken zu vertreiben. Jedenfalls zeigte sich die Sonne bei der dritten Strophe der Nationalhymne («Aus dem grauen Luftgebilde tritt die Sonne klar und milde») und bewirkte, dass die Sonnenschirme nicht nur zur Zierde bereitgestellt waren.
Die Affoltemer Stadtpräsidentin Eveline Fenner begrüsste die Gäste, um zusammen die Schweiz zu feiern. In kurzen Worten ging sie auf die aktuelle Weltlage mit Umweltkatastrophen, Krieg und Krisen ein und wies zugleich darauf hin, dass es uns in der Schweiz sehr gut geht, und wir alles haben. Die Festrednerin, SVP-Kantonsrätin Ursula Junker, betonte unser einmaliges Staatswesen mit der direkten Demokratie. «Nirgendwo auf der Welt haben die Bürgerinnen und Bürger so viel zu sagen und verfügen über so viel Freiheit, Sicherheit und Wohlstand wie in der Schweiz.»
Kaufverhalten ist entscheidend
Als Bäuerin sei für sie die Demokratie aber nicht immer nur einfach, erklärte Ursula Junker. Sie nahm klar und dezidiert Stellung gegen die Biodiversitätsinitiative und zeigte auf, dass eine Abstimmung keine nachhaltige Richtungsänderung bewirken könne. «Es folgt hier wieder eine Vorlage, welche die Landwirtschaft in ein Korsett drängen will, um die Biodiversität zu fördern. Die Initiative schadet aber der Umwelt mehr, als dass sie nützt.» Es würden noch mehr Flächen der Nahrungsmittelproduktion in der Schweiz entzogen, und der Selbstversorgungsgrad sinke weiter. Die Abhängigkeit vom Ausland werde noch stärker. «Das bedeutet eine Verschlechterung der globalen Situation nicht nur in Bezug auf Biodiversität, sondern auch auf das Tierwohl und die Ökologie, da kein Land so hohe Standards vorschreibt wie die Schweiz.»
Die Kantonsrätin erzählte einigen Episoden aus ihrem bäuerlichen Alltag und zeigte auf, wie weit auseinander die eigene Lebensweise und die Forderung an Nachhaltigkeit liegen können. «Die Konsumentinnen und Konsumenten hätten es in der Hand», betonte sie. «Das Kaufverhalten im Laden ist entscheidend für eine nachhaltige Richtungsänderung und nicht allein das Abstimmungsverhalten.» Für die Zukunft und für die junge Generation von motivierten Bäuerinnen und Bauern, die gesunde und nachhaltige Lebensmittel produzieren möchten, wünsche sie sich von der Schweizer Bevölkerung eigene Verantwortung im Alltag. «Ich wünsche mir, dass alle ihre Verantwortung übernehmen beim täglichen Umgang mit Lebensmitteln und beim Konsumverhalten und nicht die Verantwortung an die Landwirtschaft abschieben.»