Schneebeli triumphiert erneut

Sechs Monate nach ihrem ersten Sieg als U23-Fahrerin an der Schweizer Radquer-Meisterschaft in Baden hat die Hauptikerin Jacqueline Schneebeli letzten Sonntag in Gränichen im ­Crosscountry nachgedoppelt.

Jacqueline Schneebeli holt sich den zweiten SM-Titel bei den U23-Fahrerinnen. (Bild Martin Platter)
Jacqueline Schneebeli holt sich den zweiten SM-Titel bei den U23-Fahrerinnen. (Bild Martin Platter)

Der Triumph im aargauischen Gränichen kam nicht ganz so selbstverständlich. Am Wochenende zuvor hatte die Hauptikerin am coronabedingt verspäteten Saisonauftakt am Proffix Swiss Cup in Leukerbad einen schlechten Tag erwischt und war weit unter Wert geschlagen worden. Umso bemerkenswerter war, wie die 19-Jährige den Rückschlag wegsteckte. Wie bereits im Vorjahr, als sie gleichenorts noch als Juniorin ihren ersten bedeutenden Titel gewonnen hatte, zeigte sie am Sonntag in Gränichen unter ­meteorologisch ähnlich heissen Bedingungen ein taktisch klug eingeteiltes Rennen. Sie ging es sachte an und steigerte ihren Rhythmus erst, als sie sich wohlfühlte. Mit sicherem Zeitabstand von 25 bzw. 38 Sekunden verwies sie ihre ersten Verfolgerinnen Noëlle Buri und Ramona Kupferschmied auf die verbleibenden beiden Medaillenränge. 

Neue Ziele – auch ausserhalb des Sports

«Rennen wie in Leukerbad, an denen es nicht optimal gelaufen ist, gehören dazu. Das muss man als Sportlerin verkraften können. Dennoch war ich in Gränichen schon nervöser als sonst», erklärte Schneebeli im Ziel. Deshalb habe sie zu Beginn auch nicht forciert, sondern sei nur mitgefahren. «In der vierten von fünf Runden habe ich dann gespürt, dass noch mehr geht und das Tempo erhöht.» 
Der erneute Titelgewinn sei eine grosse Genugtuung nach dem langen Corona-Lockdown und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu den weiteren Saisonhöhepunkten. Wie andere Spitzensportler auch, kämpfte Schneebeli während der fast halbjährigen wettkampflosen Zeit im Training mit Motivationsproblemen und der Ungewissheit, wo sie leistungsmässig steht. «Dieser Titelgewinn ist für mich wie ein Zahltag für die Leiden und Entbehrungen der letzten Monate», fasst die Oberämtlerin zusammen. Eine Zeit auch, in der sie ihre Lehre als Elektroinstallateurin erfolgreich abgeschlossen und sich neue Ziele abseits des Sports vorgenommen hat. «Nach den Sommerferien werde ich die Berufsmatura beginnen, die ich während zwei Jahren sportbegleitend absolvieren werde.» Sportlich gehts Mitte August mit dem Swiss Epic weiter, ehe im Spätsommer und Herbst das Swiss Cup Finale sowie die Europa- und Weltmeisterschaften kommen – immer vorausgesetzt, die Wettkämpfe werden stattfinden.

Etwas mehr erhofft

Etwas mehr als den zehnten SM-Platz erhofft hatte sich in Gränichen Timo Müller. Der Mettmenstetter hatte in der Vorwoche auf dem anspruchsvollen Rundkurs in Leukerbad inmitten der internationalen Junioren-Elite den guten siebten Platz erreicht. Entsprechend enthusiastisch startete der 18-Jährige in den Titelkampf. Bald musste er jedoch einsehen, dass die Beine nicht mehr so leicht drehten wie in der Vorwoche, er das Rennen vielleicht auch etwas zu schnell angegangen war. Nach einem guten Start verlor er Position um Position und kämpfte schliesslich um Platz zehn. «So sehr ich mich auch bemühte und quälte, mein Motor kam einfach nicht auf Touren», bilanzierte Müller im Ziel. Er blicke nun nach vorne und freue sich auf zehn Tage Höhentrainingslager im Engadin in guter Begleitung.

Lieber bei Olympia gestartet

Bei der Elite gab es ein Déjà-vu: Wie im Vorjahr lieferte sich Titelhalter und Weltmeister Nino Schurter einen harten Kampf mit dem SM- und WM-Zweiten Mathias Flückiger, nachdem sich das Duo nach einem Drittel der Distanz vom Rest gelöst hatte und alleine an der Spitze seine Runden zog. Erneut behielt Schurter das bessere Ende für sich. In der letzten Runde vermochte der Bündner den Oberaargauer um sechs Sekunden zu distanzieren und konnte sich bereits das neunte Trikot mit dem weissen Kreuz über sein Regenbogentrikot streifen lassen. Dritter wurde Lars ­Forster von Lukas Flückiger und U23-Aufsteiger Filippo Colombo. 

Bei den Frauen holte sich Europameisterin Jolanda Neff den sechsten Landesmeistertitel – und das mit einer Dominanz, die nach ihrem schweren Unfall im Winter verblüffte. Noch vor einer Woche am ersten Proffix-Lauf in Leukerbad war Sina Frei unangefochten geblieben. Diesmal musste Frei, die im Vorjahr noch als U23-Fahrerin mit Neff gefightet hatte, um Platz zwei mit Linda Indergand kämpfen. Doch Frei konnte sich in der letzten Runde leicht von ­Indergand lösen und sicherte sich Silber. Bronze holte Indergand vor Alessandra Keller und Andrea Waldis. Einen bitteren Nachgeschmack hatten die Titelkämpfe: Noch lieber wären die Spitzenfahrer  das olympische Bikerennen gefahren, das gestern Montag in Izu etwas ausserhalb von Tokyo hätte stattfinden sollen. 

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