Lernen auf die harte Tour

Erstmals in ihrer jungen Karriere als Spitzen-Nachwuchsfahrerin läuft es Jacqueline Schneebeli nicht wie gewünscht. Im ersten von nur zwei Weltcuprennen der Corona-Saison 2020 gerät die 19-Jährige in einen Massensturz und damit aus dem Tritt, was sie prompt den WM-Startplatz im Staffelrennen kostet.

Mountainbikerin Jaqueline Schneebeli erwischte keinen guten Start in die stark verkürzte Weltcup-Saison. (Archivbild Martin Platter)
Mountainbikerin Jaqueline Schneebeli erwischte keinen guten Start in die stark verkürzte Weltcup-Saison. (Archivbild Martin Platter)

Der Spitzensport ist gnadenlos. Das musste nun erstmals auch Jacqueline Schneebeli erfahren. Die U19-Crosscountry-Weltmeisterin des Vorjahres war hervorragend ins 2020 gestartet. Auf Anhieb gewann sie im Januar gleich bei ihrem ersten Einsatz als U23-Fahrerin den Schweizer Radquermeistertitel. Dann kam die Corona-Phase, in der sie ihre Berufslehre als Elekt­roinstallateurin abschloss. Auch der Wiedereinstieg nach dem Lockdown gelang der Hauptikerin. Ende Juli holte sie auch im Crosscountry den natio­nalen Titel. Mitte August sammelte sie erste Erfahrungen am Swiss Epic, ­einem Bikemarathon-Etappenrennen. Den letzten Schliff für die Weltcup-, WM- und EM-Rennen holte sie sich Mitte September im Engadin am Nationalpark Bike-Marathon.

Unterschätzt hatte sie die Belastung, die eine sportbegleitende Berufsmatura mit sich bringt, welche sie nach den Sommerferien begonnen hat. Die schulischen Präsenzzeiten sind lang und die Hausaufgaben umfangreich. Das führte dazu, dass sie letzte Woche erst am Vorabend des ersten von zwei Weltcups im tschechischen Nove Mesto na Morave ankam. Das Wetter am Renntag war durchzogen und die ohnehin schon anspruchsvolle Strecke glitschig. Die enorme Motivation der Fahrerinnen im ersten internationalen Rennen des Jahres tat ihr übriges. In der hektischen Startphase stürzte eine Mitstreiterin direkt vor Schneebeli, worauf auch sie zu Fall kam. Glücklicherweise blieb die Oberämtlerin unverletzt, konnte aber erst auf den hintersten Positionen wieder in den Wettkampf eingreifen.

Wenn man als Siegfahrerin plötzlich zurückliegt

Für die begnadete Technikerin eine neue Situation, denn an den zahlreichen Engnissen und Rampen, die sie gefahren wäre, stauten sich die Kontrahentinnen und zwangen auch Schneebeli zur ­Geduld. So beendete die Hauptikerin ihr erstes Weltcup-Abenteuer im 36. Rang und damit deutlich unter ihren ­Erwartungen.

Auch die zweite Prüfung auf derselben Strecke, die am letzten Samstag ausgefahren wurde, lief nicht nach Wunsch. Wieder musste Schneebeli bei der Startaufstellung weit hinten einstehen. Erneut erwischte sie keinen idealen Start und geriet bald aus dem ­Rhythmus, was allerdings nicht aussergewöhnlich ist. Selbst der achtmalige Weltmeister und Olympiasieger Nino Schurter und die erfolgsverwöhnte Europameisterin Jolanda Neff bissen sich an den beiden Weltcup-Läufen die Zähne aus und mussten jüngeren Athleten den Vortritt lassen.

Vor allem mental ist es eine Herausforderung, wenn man plötzlich gezwungen ist, hinterherzufahren. Das nagt am Selbstvertrauen, wenn sich Mitstreitende vor einem klassieren, die man bisher fast mühelos hinter sich gelassen hat. Die Quittung für den 21. Rang im zweiten Weltcup-Rennen erhielt Schneebeli von Nationaltrainer Edi Telser als Kurznachricht. Die Nachwuchsfahrerin wurde kurzerhand aus dem Nationalteam für den WM-Staffelwettkampf von vorgestern Mittwoch genommen bzw. durch SM-Silbermedaillengewinnerin Noëlle Buri ersetzt. Während die beiden Leistungsträger Schurter und Neff, die in den letzten drei Jahren massgeblich zum WM-Triumph der Schweizer Staffel beigetragen hatten, im Hinblick auf die WM-Einzelrennen von morgen Samstag auf den Teamwettkampf verzichteten, hätte dieser für Schneebeli ein Höhepunkt werden sollen. Dass die Absage bei der Säuliämtlerin keine Hochgefühle ausgelöst hat, versteht sich von selbst. Zumal das Schweizer Team in der neuen Besetzung auch noch die Bronzemedaille gewann. Man darf nun gespannt sein, wie sich die 19-Jährige am Samstag in ihrem ersten U23-Welttitelkampf im österreichischen Leogang schlagen wird. Von diesem Resultat wiederum hängt ab, ob Schneebeli eine Woche später an den Europameisterschaften im Tessin starten wird.

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