«Sport tut mir einfach gut»

Ein Leben für den Sport. Als Kind begann Emma Pooley mit Laufsport und Schwimmen, legte danach eine erfolgreiche Karriere als Langstreckenläuferin, Du- und Triathletin sowie Radrennfahrerin hin. Vor fünf Jahren kehrte sie dem ­Profisport den Rücken. Heute sucht die Hausemerin weiterhin grosse sportliche Herausforderungen und hat ein Zweitstudium der Zahnmedizin begonnen.

Sportaktivitäten gehören für Emma Pooley fix zum Tagesablauf. (Bild Richard Jackson Global View Photography)

Sportaktivitäten gehören für Emma Pooley fix zum Tagesablauf. (Bild Richard Jackson Global View Photography)

2017 gewann Emma Pooley den Säuliämtler Sports Award. (Archivbild map.)

2017 gewann Emma Pooley den Säuliämtler Sports Award. (Archivbild map.)

Dass hier eine Sportlerin zu Hause ist, darüber kann es keine Zweifel geben. Nicht weniger als 17 Paar Sportschuhe stehen im Schuhregal neben dem Eingang zu Emma Pooleys Wohnung in Hausen. Und ein Velo-Hometrainer steht daneben. «Das ist noch nicht alles», meint Emma Pooley. «Drinnen in der Wohnung hab ich noch viel mehr Sportschuhe.» Und auf die Frage, wie viele Velos sie besitze, meint sie nur kurz: «Genug.»

Der Sport ist es, der Emma Pooleys Leben bestimmt. Die gebürtige Engländerin, die seit 2005 in der Schweiz und seit zehn Jahren in Hausen lebt, bekam ihre Begeisterung für Sport und aktive Bewegung durch ihren Vater vermittelt. Dieser ging oft schwimmen und laufen, und wenn die kleine Emma ihn begleiten durfte, war sie stolz. In London ­geboren und in Norwich aufgewachsen, studierte sie in Cambridge Ingenieurwissenschaften. Und legte danach eine fulminante Sportkarriere hin: 2004 Duathlon-Weltmeisterin in ihrer Altersgruppe, 2008 Zweite im Einzelzeitfahren an den Olympischen Spielen in Peking, 2010 Weltmeisterin im Einzelzeitfahren, 2012 Teilnahme an den Olympischen Spielen in London, 2014–2017 viermal Weltmeisterin im Duathlon Langdistanz, 2016 Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, 2017 Europameisterin Duathlon Mitteldistanz. Im selben Jahr beendete sie ihre professionelle Sportkarriere.

Kein Tag ohne Sport

Das heisst aber nicht, dass sie auch den Sport beendete. Geblieben ist der 38-Jährigen ihr grosser Bewegungsdrang. ­Einen Tag ohne Sport? «Gibt es nur, wenn ich krank bin», sagt Emma Pooley. Wenn sie länger nicht trainieren könne, sei sie schlecht gelaunt. Etwas Schlechtes mag sie darin richtigerweise nicht erkennen. «Man kann das einen Bewegungsdrang oder eine Sucht nennen. Aber besser süchtig nach Sport als nach Zigaretten oder Alkohol. Ich merke einfach, dass Sport mir gut tut.» Sport sei für sie einfach eine Gewohnheit. Eine Gewohnheit, die sie ein Leben lang beibehalten möchte.

Und es ist auch nicht ihr einziger Lebensinhalt. Im vergangenen Herbst hat Emma Pooley an der Universität ­Zürich ein Studium der Zahnmedizin begonnen. Und das, obwohl sie in Cambridge 2005 einen Master in Bauingenieurwissenschaft abgeschlossen hat und acht Jahre später an der ETH Zürich in Geotechnik doktorierte. Ihre Profisportkarriere verhinderte jedoch, dass sie mit Geotechnik weiterfuhr. Einzig 2019 arbeitet sie ein Jahr lang bei Werkstatt-Architektur in Hedingen Doch schon länger trug sie sich mit dem ­Gedanken, Medizin zu studieren. «Ich werde noch viele Jahre lang in meinem Leben arbeiten, und da möchte ich etwas tun, bei dem ich Menschen direkt helfe.» Und Spass macht ihr die Medizin. «Ich freu mich darauf, Zahnärztin zu werden.» Auch wenn das Studium sehr anforderungsreich sei und viel Durchsetzungskraft erfordere, wie sie betont.

In fünf Sportklubs aktiv dabei

Nun gilt es, das Studium mit ihren sportlichen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen. Zum einen fährt sie, wenn es das Wetter zulässt und Präsenzunterricht stattfindet, täglich mit dem Velo von Hausen an die Uni Irchel in Zürich. Das ergibt zwei Stunden – extensives – Velotraining. Daneben versucht sie, jede Woche fünf- bis sechsmal ein Lauftraining einzubauen. In nicht weniger als vier Sportvereinen ist sie aktiv dabei: Beim VC Baar/Zug schwingt sie sich auf MTB und Rennvelos, ebenso beim Zug Zürich Peloton (ZZP). Im Sihltaler Sportclub und LV Albis betreibt sie Lauftrainings, beim Akademischen Sportverband Zürich (ASVZ) leitet sie Veloausfahrten. Und zum kraftmässigen Ausgleich bouldert sie in Adliswil in einer Halle. Im Winter kommen auch noch Skitouren und Langlaufen hinzu.

Die Teilnahme in den verschiedenen Sportvereinen ermöglicht ihr viele ­Kontakte mit Gleichgesinnten auf sport­licher Ebene. Sport gemeinsam mit ­anderen zu treiben, macht sie glücklich. Das unterscheide ihre heutige Tätigkeit von derjenigen als Spitzensportlerin, wo es stets darum ging, die maximale Leistung aus sich herauszupressen, auch im Training. «Für Profisportler ist es schwierig, mit dem Wettkampfsport aufzuhören. Auch für mich», betont Emma Pooley. So sucht sie weiterhin ihre persönlichen sportlichen Herausforderungen.

An die Grenzen herantasten

Im vergangenen Jahr stellte sie dabei einen Weltrekord auf. Im Everesting, da gilt es, 8848 Höhenmeter – so viele wie der höchste Berg der Welt, der Mount ­Everest, hoch ist – auf dem Rad hochzuklettern. Pooley fuhr dabei zehnmal die extreme Steigung von Schwyz auf die Haggenegg hoch (im Schnitt 13 Steigungsprozent!). Als erste Frau der Welt schaffte sie das unter 9 Stunden, in 8 Stunden 53 Minuten. Sie gelangte dabei an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit, musste sich beinah übergeben. «Es war furchtbar und fantastisch», kommentierte sie anschliessend in den sozialen Medien.

Für dieses Jahr hat sie sich eine Reihe weiterer Herausforderungen vorgenommen. Im Juni den Swiss Canyon Trail im Jura, 51 Kilometer zu Fuss über die Juraberge, im Juli den Triverest, einen epischen Triathlon mit Schwimmen, Radfahren und Laufen mit 300 Kilometern Distanz und 8848 Höhenmetern. Und im September ist die UltraTour Monte Rosa angesagt, ein viertägiges Bergrennen über 170 Kilometer. «Solche Herausforderungen sind cool», freut sich Emma Pooley schon jetzt. «Es geht nicht ums Gewinnen – das wär zwar cool. Und es wird auch nicht locker oder easy. Aber ich kann mich an meine Grenzen tasten, das macht mich glücklich. Und es sind wahnsinnige Erlebnisse. Solche Erfahrungen sind ein Teil meines Lebens.»

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