Jiri Zak schlägt Rekordhalter Pol Tarres

Ende November 2022 gelang Jiri Zak mit seiner Yamaha Ténéré 700 in der Kategorie Zweizylinder-­Motorräder ein neuer Höhenweltrekord. Er erreichte eine Höhe von 6501 Metern über Meer.

Im zweiten Gang und mit weniger Luftdruck im Hinterreifen liessen sich die Steilhänge gut fahren. (Bild zvg.)
Im zweiten Gang und mit weniger Luftdruck im Hinterreifen liessen sich die Steilhänge gut fahren. (Bild zvg.)

Bereits vor knapp drei Jahren stellte Jiri Zak, Mitarbeiter der Stadt Affoltern, ­seinen ersten Höhenweltrekord in einer anderen Kategorie mit einer Yamaha WR 450F auf. Damals erreichte er am höchsten aktiven Vulkan der Welt, dem Ojos del Salado in Chile, eine Höhe von 6546 Metern über Meer. Nur ein Jahr ­später, am 13. Dezember 2021, schaffte er es in derselben Kategorie auf 6646 Meter über Meer hinauf.

Ende November 2022 stellte Zak einen neuen Rekord in einer anderen Kategorie auf. Er löste in der Unterkategorie der Zweizylinder-Motorräder der schwereren Ausführung den zwischenzeitlichen Rekordhalter Pol Tarres ab. Tarres, ein spanischer Profifahrer und Yamaha Markenbotschafter, knackte nämlich im März 2022 erstmals die 6000er-Marke überhaupt in dieser ­Kategorie der schwereren Motorräder. Er kämpfte sich damals mithilfe von zusätzlichem Sauerstoff in einer Flasche an seinem Rücken auf 6157 Meter über Meer. Zak hingegen stellte den neuen Höhenrekord in derselben Kategorie ganz ohne zusätzlichen Sauerstoff auf.

Knapp einem Überfall entkommen

«Dank guter Vorbereitung benötigte ich keinen zusätzlichen Sauerstoff aus der Flasche», erklärt Jiri Zak. Zu den ­Vorbereitungen gehörten neben intensivem Radfahren auch Wanderungen mit seiner Tochter als Zusatzgewicht im Rucksack. Um sich auf die dünnen Luftverhältnisse einzustimmen, wählte Zak ebenfalls eine pragmatische Variante. «Ich schlief während eines Monats in einem Höhenzelt zu Hause, um den ­Körper zur Produktion der roten Blutkörperchen anzuregen», sagt Zak. Diese sind für die Sauerstoffversorgung im Körper zuständig. Über je mehr rote Blutkörperchen man verfügt, desto mehr Kapazität hat man, um Sauerstoff aufzunehmen.

«Das Dümmste, was einem in der Höhe passieren kann, ist höhenkrank zu werden», sagt Zak. Ein Lungenödem entsteht vor allem bei einer anaeroben Überanstrengung, also einer Überanstrengung ohne Sauerstoff in grosser oder extremer Höhe. Wobei die Hauptursache für die Höhenkrankheit der Sauerstoffmangel im Körpergewebe ist. Deshalb seien die letzten zwei Monate vor Beginn der Expedition am wichtigsten. Da gehe es darum, den Körper ­anzuregen, rote Blutkörperchen zu ­bilden. Ohne diesen Zusatz sei man in der Höhe zu keiner Höchstleistung ­fähig. «Ein 200 Kilo schweres Motorrad in 6300 Meter Höhe anzuheben und in eine andere Spur zu versetzen oder vom Boden hochzuheben, braucht etwas mehr Willen und Körperkraft als eine Wanderung auf die Rigi», so Zak.

Auf dem Weg in die Atacamawüste nach Chile entgingen Jiri Zak und sein langjähriger Kollege Tobias Döring ­sowie Zaks deutscher Fahrer, der seit vier Jahren in Chile lebt und Zak auf seiner letzten Expedition kennengelernt hat, nur knapp einem Überfall. Als sie frühmorgens rund 40 km von der Hauptstadt Santiago entfernt auf dem Panamericana-Highway fuhren, hatten es auf zwei Fahrzeuge verteilte Räuber auf ihren Anhänger abgesehen, wo die neuen Motorräder befestigt waren. «Sie verfolgten uns und versuchten uns ­abzudrängen», sagt Zak. Insgesamt fünf Motorräder hatte er mit dem Schiff nach Chile verfrachten lassen. «Eine Mautstelle hat uns gerettet. Wir sind einfach in der Mautstelle stehen geblieben, ­blockierten den ganzen Verkehr und baten die Kassiererin, die Polizei zu ­rufen. Diese hat uns dann 70 Kilometer lang begleitet», erklärt Zak.

Wie im Vorjahr befand sich Zaks Zeltlager an der Laguna Verde. Vom ­Basislager aus tastete er sich langsam an den Vulkan heran und begann die ­Geländebedingungen, unter die Lupe zu nehmen. Der vergangene Winter war besonders schneereich. Die Suche nach einer optimalen Route, um möglichst weit zu kommen am Vulkan, zeigte sich als grosse Herausforderung. «Es war ­vergleichsweise viel schlimmer als ­letztes Jahr. Die Zustiege waren nur mit viel Mut passierbar», erklärt Zak. Dabei zieht Zak jeweils eine andere Route als die herkömmliche vor. Denn zur Felsrinne auf 5900 Meter Höhe führt zwar ein bequemer Weg, welcher deshalb unter den motorisierten Weltrekord­versuchenden sehr beliebt ist, jedoch von enormen Schneemassen und ­Penitentes geprägt ist. Um durchzukommen, gilt es jeweils dieses sogenannte Büssereis zuerst zu beseitigen. «Diesen Abschnitt auf 6000 Meter Höhe mit ordentlich ­Manpower zu säubern, kann bis zu einer Woche in Anspruch nehmen», sagt Zak.

Bedingungen verschlechtern sich

Am 21. November 2022 fuhr Zak mit seinem Kollegen Döring zum Ojos del Salado. Im Hauptkrater des höchsten aktiven Vulkans der Welt auf 6500 Metern Höhe kocht es an einigen Stellen ununterbrochen. Bald erreichten sie den Einstieg in die 1000-Höhenmeter-­Rampe. Zak reduzierte den Luftdruck im Hinterreifen, während Döring abrupt Gas gab, den Motor hochdrehen liess und schnell beschleunigte. Rund 30 Meter höher wartete Döring nun gespannt auf Zak. Dieser schaffte es ebenfalls. Bei einem Zwischenhalt an einem Krater auf 6200 m ü. M. hatte Zak den Weltrekord in der Kategorie Zweizylinder auf sicher. Nun hatte er den bisherigen ­Rekordhalter Pol Tarres geschlagen.

Jiri Zak wollte aber noch höher ­hinaus. Die Bodenbedingungen verschlechterten sich jedoch zunehmend. Zak beschleunigte und erreichte die nächste Kuppe auf 6420 Meter Höhe. Doch hatte der Motorradfanatiker immer noch nicht genug. Er folgte Dörings Idealline auf 6477 Meter über Meer. ­Meter für Meter kämpfte er sich mit der Yamaha hoch, bis er auf dem Display des Garmin Montana 700i die Höhe 6501 Meter über Meer ablas. Erst dann liess er locker. «Es weiter höher hinauf zu versuchen, ­ergab keinen Sinn. Zu steil war von dort der Westhang», sagt Zak.

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