Leben für die Leidenschaft

Er sieht aus wie ein Modellathlet und ist einer der drei besten Motocross-Fahrer der Schweiz. Zu 95 Prozent arbeitet Cyrill Scheiwiller aus Obfelden neben dem Spitzensport noch als Zimmermann. Was gibt ihm der Sport, dass er bereit ist, alles dafür zu geben?

Dank seinem Renninstinkt und fahrerischem Talent wurde Scheiwiller diese Saison Zweiter in der MX Open Motocross-Schweizer Meisterschaft. <em>(Bild Hugo Roos)</em>

Dank seinem Renninstinkt und fahrerischem Talent wurde Scheiwiller diese Saison Zweiter in der MX Open Motocross-Schweizer Meisterschaft. <em>(Bild Hugo Roos)</em>

Zu 95 Prozent arbeitet Cyrill Scheiwiller als Zimmermann. <em>(Bild Martin Platter)</em>

Zu 95 Prozent arbeitet Cyrill Scheiwiller als Zimmermann. <em>(Bild Martin Platter)</em>

Der Mann muss ein unglaubliches Talent sein. Cyrill Scheiwiller, 1.85 Meter gross, 80 Kilo schwer, fester Händedruck, sanftes, zuvorkommendes Auftreten. Aber wehe, man gibt dem 27-jährigen Zimmermann einen Motocross-Töff in die Hand. Dann wird er zur Furie, die im Rennen zuweilen selbst internationale Spitzenfahrer wie den zweimaligen MX2-Vizeweltmeister Jeremy Seewer in Bedrängnis zu bringen vermag. So geschehen zum Saisonauftakt Mitte April am Motocross in Wohlen. Seewer gewann in der Kategorie Swiss MX Open schliesslich doch, Yamaha-Markenkollege Scheiwiller wurde aber ehrenvoller Zweiter.

Ein Blick in die Resultatelisten verrät den Unterschied zwischen Profi und Amateur. Während Seewer auch im freien Training und im Zeittraining permanent den Spitzenplatz einnimmt, arbeitet sich Scheiwiller in den Trainingsläufen zuerst nach vorne. Er muss die Strecke kennenlernen, wird zunächst 20. von 29 Fahrern, dann Vierter. In den beiden Rennläufen explodiert er förmlich, liegt temporär sogar vor Seewer und wird schliesslich Zweiter. Ein Prozedere, das sich an jedem der sieben Schweizer Meisterschaftsläufe in etwa wiederholt hat. Es ist ein Kampf mit ungleich langen Spiessen.

Dennoch würde Scheiwiller nichts anderes lieber tun als Motocross fahren. Er sagt: «Dieser Sport erfüllt mich mit einer derart tiefen Befriedigung, wie ich sie sonst nicht kenne.» Motocross ist für den früheren Toggenburger, den die Liebe ins Säuliamt gebracht hat, auch im übertragenen Sinn Familie. Mit 14 trat er in die Fussstapfen seines Vaters, der selber Motocross gefahren ist. Vier der fünf Brüder galten vom Jugendalter an als grosse Talente. 2011 starteten gleich alle vier in der Schweizer Motocross-Meisterschaft. Cyrill ist bis heute der Erfolgreichste in der Familie.

Er liebt es, an Wochenenden mit dem Wohnmobil an die Wettkämpfe zu fahren und dort mit seiner Familie und seinen Rennfahrerkollegen gemeinsam zu grillieren, Rennen zu fahren und eine gute Zeit zu erleben. So hat er auch seine grosse Liebe kennengelernt, die Schwester eines Rennfahrerkollegen aus Hauptikon. Sie hat ihm im letzten November eine Tochter geschenkt. Bald soll geheiratet werden. Aber noch hat Cyrill Scheiwiller eine Rechnung offen. Er hasst es nämlich, Zweiter zu werden. Diesmal war der Romand Valentin Guillod in der Schweizer Meisterschaft vor ihm, wie Seewer ein Profi. Doch nächstes Jahr will Scheiwiller nochmals einen Anlauf nehmen.

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