Jacqueline Schneebeli kam, sah und siegte

So würden gerne alle Sportler in die nächsthöhere Kategorie übertreten. Gleich im ersten Rennen als U23-Fahrerin gewinnt die letztjährige Mountainbike-Crosscountry-Junioren-Weltmeisterin den Schweizer Meistertitel im Radquer – und das noch vor der ersten Elitefahrerin.

Jacqueline Schneebeli allein auf weiter Flur an der Schweizer Radquermeisterschaft am Sonntag auf der Badener Baldegg.<em> (Bild Martin Platter)</em>
Jacqueline Schneebeli allein auf weiter Flur an der Schweizer Radquermeisterschaft am Sonntag auf der Badener Baldegg.<em> (Bild Martin Platter)</em>

Das zahlreich erschienene Publikum auf der Badener Baldegg war am Sonntagnachmittag völlig aus dem Häuschen. Nach einem spannenden Kampf um die Medaillen der Landesmeisterinnen bog die erst 18-jährige Jacqueline Schneebeli als Erste auf die Zielgerade vor dem markanten Restaurant Baldegg ein und holte sich den begehrten Landesmeistertitel gleich in ihrem ersten Einsatz als U23-Athletin – und das noch vor der ersten Elite-Fahrerin Zina Barhoumi, die sie bereits am Radquer in Mettmenstetten hinter sich gelassen hatte.

«Dass es gleich zum Titelgewinn reichen würde, damit habe ich nicht gerechnet», sagte Schneebeli nach dem Wettkampf. Ihr Ziel sei gewesen, die bestmögliche Leistung zu bringen. Dass ein Medaillengewinn nicht un-realistisch war, sei ihr zwar bewusst gewesen. Aber dass es gleich zum Schweizer Meistertrikot reichte, sei natürlich mega. Insbesondere, weil sie eigentlich keine Radquerspezialistin sei und sonst keine Querrennen fahre. «Der Titel ist eine tolle Motivation für die bevorstehende Mountainbike-Saison», sagte die Hauptikerin.

Als Letzte ins Rennen gestartet

Als Letzte war Schneebeli ins Rennen gegangen, das aufgrund der geringen Anmeldezahlen Fahrerinnen aller Kategorien – U19, U23 und Elite – enthielt. Rasch arbeitete sich die Elektroinstallateurs-Lehrtochter aber an die Spitze vor und wandte ihre aus dem Bike-Sport bewährte Strategie an: Die Mitstreiterinnen beobachten und schauen, wo ihre Stärken und Schwächen sind. «Dabei bin ich, wenn immer möglich, meinen eigenen Rhythmus gefahren und habe mich nicht gleich zur Nachführarbeit hinreissen lassen, wenn jemand angegriffen hat.» Das hat funktioniert. In der vorletzten Runde vermochte sich die 18-Jährige leicht vom Rest abzusetzen und brachte einen 30-sekündigen Vorsprung auf die meistgenannte U23-Titelfavoritin Noemi Rüegg sicher ins Ziel. Als Zweite erreichte jedoch die überragende U19-Fahrerin Nicole Göldi das Ziel, die die Zweitplatzierte bei den Juniorinnen um rekordverdächtige 3:28 Minuten distanzierte. Die drittplatzierte U23-Fahrerin Lara Krähemann schliesslich schlug Elite-Siegerin Barhoumi auf der Zielgeraden im Sprint.

Das zeigt das Dilemma, in dem der Schweizer Quersport steckt. Obschon der Sport beim Publikum beliebt ist, sind die Felder in den einzelnen Kategorien klein geworden. Deshalb wurden sie bei den Frauen zusammengelegt. Bleiben dann auch noch die Besten ihres Fachs wie Jolanda Neff, Sina Frei und Nicole Koller den Titelkämpfen fern, kommts zu überraschenden Rennausgängen wie in Baden. Für Neulinge wie beispielsweise Jana Felsberger aus Zwillikon ist das besonders hart. Die Juniorin wurde überrundet.

Dünne Felder

Dünn war das Peloton auch bei den Männern – aber da waren die Besten des Landes am Start. Lars Forster revanchierte sich auf dem schnellen Parcours für seine Schlappe im Vorjahr und holte sich den Landesmeistertitel von Timon Rüegg zurück – es war bereits der dritte für Forster. Dritter wurde der Zuger Nicola Rohrbach.

Für Andreas Fuhrer von der IG Radquer Mettmenstetten, der Jacqueline Schneebeli betreut hatte, endete damit der Tag mit einem Titelgewinn. Es kam aber bereits bei den Junioren zu Ehrenmeldungen für die IG. Der Mettmenstetter Timo Müller, der mit einer Medaille geliebäugelt hatte, erreichte das Ziel als Fünfter. Sogar als Dritter konnte Timos Vater Thomas Müller das «Cross für alle» beenden – mehr, als er sich erhofft hatte.

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