Ein bisschen Normalität
Da das Oberämtler Open Air «Live am Türlersee» coronabedingt kurzfristig abgesagt wurde, zügelte die Organisation am letzten Julitag auf den Sidler-Hof in Hausen. Das Publikum kam in den Genuss eines wunderbaren Sommerabends voller Musik und ein bisschen Normalität.
Es wäre zu schade gewesen, hätten die Gastgeber von «Woodstock Nation Hausen» ihr Open Air einfach abgesagt. Nach der sengenden Hitze am Mittag des letzten Julitages folgte ein wunderbar lauer Sommerabend, wie gemacht zum draussen Verweilen. Das Musikprogramm konnte sich mit «Slavi» (Folk), der Auftrittspremiere von «The Silver Linings» (Alternative) sowie den routinierten «Tan Pickney» (Reggae) und «Last Avenue» (Hippie und Classic Rock) sehen und hören lassen.
Bezüglich Infrastruktur wurde improvisiert. Die Bands spielten in der Tenne der Scheune, die Getränkeausgabe war in der Garage, der Grill stand natürlich im Freien wie auch die Bänke fürs Publikum, das recht zahlreich aufmarschierte. Ungewohnt war einzig, dass man beim Eintritt die Personalien hinterlassen musste und penibel genau kontrolliert wurde, wenn man das Gelände wieder verliess.
Sprungbrett für Nachwuchs-Band
Der Abend hat einmal mehr gezeigt, wie vital sich die Oberämtler Musikszene präsentiert. Mit «The Silver Linings» hatte ein Quintett junger Musiker aus dem Oberamt ihr Debüt vor grösserem Publikum. Leadsängerin Desiree aus Aeugst liess sich ihre Unerfahrenheit nicht anmerken und überzeugte mit tragender Stimme und auch der Rest der Band gab sich keine Blösse. Erst als das Publikum zum Schluss «Zugabe» schrie, gab Desiree zu, dass sie noch nicht so viel Erfahrung mit Auftritten hätten.
Die 18-Jährige aus Aeugst hat vor den Sommerferien das Gymnasium abgeschlossen, währenddem sie auch Gesangsstunden besuchte, wie sie nach dem Konzert verriet. Sie sagte: «Ich habe bisher jede Chance, um Musik zu machen, ergriffen.» Ihre Ausbildung war aber in klassischer Musik, wo sie auch in Chören mitgesungen hat. Bandmitglied Jannick aus Rifferswil ergänzt: «Ich bin sehr zufrieden mit unserem ersten Auftritt. Während der Coronazeit haben wir nur einmal in der Woche geprobt.» Er hofft nun, dass «The Silver Linings» für weitere Auftritte gebucht werden.
Für Martin Gaisser, Gründer und Leadsänger der Hausemer Gruppe «Last Avenue», sind «The Silver Linings» der Beweis, dass sich die Oberämtler Musikszene keine Nachwuchssorgen machen muss. Es sei jedoch wichtig, dass den jungen Bands die Bühne geboten werde, um ihr Können zu zeigen. Wie das geht, demonstrierte Gaisser zum Abschluss des Open Airs gleich selber. Zusammen mit Jérémy Bochet (Bass), Christian Schönbächler (Gitarre) und Martin Plüss (Schlagzeug) rockte er das Publikum bis um Mitternacht.