Marlène ­Hegetschweiler: Viel Schönes geschaffen

Über 40 Jahre hat Marlène ­Hegetschweiler mit ihrer Galerie das Kunstgeschehen im Knonauer Amt geprägt. 2017 feierte sie das 40-Jahre-Jubiläum ihrer Galerie mit einer letzten grossen Ausstellung. Kunstschaffende fanden bei ihr eine ideale Plattform und ­Galeriebesucher waren stets begeistert.

Marlène Hegetschweiler (rechts) bot Künstlerinnen und Politikern eine Plattform. So anlässlich der Jubiläumsausstellung 2017 den Künstlerinnen Nadette Bamert Kissling und Charlotte Liedtke sowie Christine Egerszegi, alt Ständerätin FDP
Marlène Hegetschweiler (rechts) bot Künstlerinnen und Politikern eine Plattform. So anlässlich der Jubiläumsausstellung 2017 den Künstlerinnen Nadette Bamert Kissling und Charlotte Liedtke sowie Christine Egerszegi, alt Ständerätin FDP

Marlène Hegetschweiler war als Galeristin mit viel Herzblut Gastgeberin – für Künstler und kunstaffine Menschen. Wer eine Vernissage in der «Galerie­marlène» in Ottenbach besuchte, erlebte nicht nur einen interessanten Kunstanlass, sondern ein stimmungsvolles Fest in zauberhafter Umgebung, an dem sich Kunstschaffende, Besucher und ­Besucherinnen in gemütlichem Rahmen begegnen konnten. Sie schuf mit den professionell kuratierten Ausstellungen eine Plattform, auf der die Werke der ausstellenden Künstler ideal zur ­Geltung kamen. Als Gastgeberin hatte sie die Fäden in der Hand, blieb selbst aber stets bescheiden im Hintergrund.

Galeristin mit Herzblut

Die Arbeit als Galeristin umfasst weit mehr als das Präsentieren und Verkaufen von Kunst. Zum Berufsalltag einer Galeristin gehört viel Organisations­arbeit in zeitlich straffem Rahmen. Es bedeutet, Jahresprogramme zu gestalten, Administration, Atelier- und Ausstellungsbesuche, Medienarbeit, Gestaltung von Material für die Öffentlichkeitsarbeit und das ganzheitliche Kuratieren von Ausstellungen. Vor allem aber bedeutet es Beziehungsarbeit: Kunden- und Künstlerbetreuung und -beratung. Darin war Marlène Hegetschweiler eine Meisterin.

Dankbarkeit

Kunstschaffende betonten immer wieder, dass Marlène ihre Werke einerseits mit sicherem Gespür für Ästhetik und die Wirkung auf das Publikum, anderseits auch in der genialen Kombination von verschiedenen Kunstrichtungen optimal präsentierte. Stall, Scheune und Aussenbereich boten dafür hervorragende Voraussetzungen.

Ästhetische Berufswelten

Ihre Passion für das Schöne, Stilvolle, zeigte Marlène Hegetschweiler bereits bei der Berufswahl. Ihre Kindheit ­verbrachte sie im französischsprachi­-gen Wallis, worauf ihr Mädchenname ­«Bonvin» hindeutet. Als Jugendliche kam sie in die Heimat ihrer Mutter nach Ottenbach. Sie besuchte in Obfelden die Sekundarschule und entschied sich, eine Lehre als Modedesignerin in Zürich zu absolvieren. Zeichnen war bereits in der Schule ihr Lieblingsfach. In der internationalen Modewelt fühlte sie sich wohl. Regelmässige Reisen nach Paris und Mailand machten ihren Berufsalltag interessant. Dass sie Ottenbach bis zu ihrem Tod treu blieb, hat damit zu tun, dass sie ihren Mitschüler, den späteren Nationalrat Rolf Hegetschweiler heiratete und das Paar nach dem tragischen Unfalltod ihres Schwagers den Bauernhof der Familie Hegetschweiler bezog.

Marlène Hegetschweiler richtete das Wohnhaus mit schönen alten Möbeln ein, die sie selber restaurierte, was ihr viel Freude bereitete. Bald musste sie aus Platzgründen restaurierte Möbelstücke verkaufen. Das war die eigentliche ­Geburtsstunde der «Galeriemarlène». Für den Antiquitätenhandel richtete sie die Scheune ein und erweiterte das ­Möbelangebot mit Kunsthandwerk, ­Geschirr, selbst gestalteten Seiden­blumen-Arrangements und weiteren stilvollen Deko-Artikeln. Bereits im ­Eröffnungsjahr ihrer Boutique 1975 stellte sich der Erfolg ein. In einem nächsten Schritt kam das Integrieren des Stalles in die Ausstellungsräume.

Freude am Dekorieren

Legendär waren die Weihnachtsausstellungen bei Marlène Hegetschweiler. ­Nirgendwo sonst fand man so liebevolle Dekorationsvorschläge. Kinder und Erwachsene standen staunend vor dem reich geschmückten Weihnachtsbaum, dem festlich gedeckten Tisch, den edlen, einzigartigen und oft auch witzigen, aber immer stilvollen Deko-Gegenständen. Mittendrin Marlène: keine Verkäuferin, sondern stilsichere, herzliche Gastgeberin und Beraterin, die ihre Freude für schöne Dinge und ihre ­Begeisterung am Dekorieren auf die Besuchenden «überfliessen» liess. Auch wenn man vielleicht nichts kaufen und nur schauen und staunen konnte – man hatte das Gefühl, willkommen zu sein.

Später gehörten regelmässige Kunstausstellungen zum Jahresablauf an der Lanzenstrasse 6 dazu. Zu Beginn stellten bekannte Künstler wie der Karikaturist Fredy Sigg und die Malerin «Pony» bei Marlène aus. Mariann Wiederkehr und Charlotte Liedtke präsentierten über 30 Jahre immer wieder in der Ottenbacher Galerie ihre Bilder. Skulpturen und ­Objekte von namhaften Künstlern und Künstlerinnen bevölkerten den parkartigen Garten. Aus den zahlreichen Künstlerkontakten entstanden über Jahre tragende Freundschaften mit dem Ehepaar Hegetschweiler. Marlène und Rolf ­Hegetschweiler unterstützten einander gegenseitig im Realisieren von beruflichen Träumen und Zielen.

In vielen Häusern und Wohnungen werden auch in Zukunft in der weitherum geschätzten Galerie entdeckte Werke die Atmo­sphäre prägen und die Erinnerungen an Marlène ­Hegetschweiler als Galeristin – und auch als Freundin – aufrechterhalten. Mit ihrer Art der Kunstvermittlung hat sie vielen Künstlern, Künstlerinnen und kunst­affinen Menschen nachhaltig Freude ­bereitet.

Der Abschiedsgottesdienst findet am 13. August um 14 Uhr in der reformierten Kirche Ottenbach statt.

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