Zwischen Himmel und Erde

Gedanken zum Fest der Auffahrt von Pfarrerin Irene Girardet

«Was steht ihr da und schaut hinauf zum Himmel?» (Bild Irene Girardet)
«Was steht ihr da und schaut hinauf zum Himmel?» (Bild Irene Girardet)

Aufgefahren in den Himmel», so heisst es im Apostolischen Glaubensbekenntnis, das in vielen Kirchen regelmässig gesprochen wird. Auf einer Wolke fuhr Jesus in den Himmel, so erzählt es der biblische Bericht zu Beginn der Apostelgeschichte.

Diese «Auffahrt» beschert uns, wie manch anderes christliches Fest, einen freien Tag. Oder – mit «Brücke» – vier Tage Ferien, die wir ausgiebig geniessen. Überhaupt ist die Zeit zwischen Frühlingsbeginn und den Sommerferien gut bestückt mit solchen Festen, die noch zusätzliche Ferientage mit sich bringen, wie den Oster- oder Pfingstmontag. Was wir dann genau ­feiern, ist hingegen nur noch wenigen bekannt.

«Wahrer Gott und wahrer Mensch»

Dabei folgen diese Festtage einer faszinierenden inneren Logik, erzählen nacheinander betrachtet eine Geschichte darüber, wie Jesus Christus, «wahrer Gott und wahrer Mensch», zwischen Himmel und Erde alle Dimensionen unserer Welt durchmisst. Streng genommen fängt ja alles schon an Weihnachten an, mit der Geburt Jesu. «Vom Himmel hoch, da komm ich her» singen wir jeweils und drücken mit diesen Worten die Vorstellung aus, dass Christus aus himmlischen Sphären den Weg zu uns findet, um mitten in unserem einfachen Leben zur Welt zu kommen.

Etwa sechs bis zehn Wochen später, je nach Frühlingsvollmond, nach welchem der Ostertermin sich richtet, beginnt mit dem Aschermittwoch die 40-tägige Fastenzeit, die mit Karfreitag und Ostern zu Ende geht, den beiden Feiertagen, an welchen Tod und Auferstehung Jesu erinnert werden.

Zurück nach «oben» und doch «unten» präsent

Das Apostolische Glaubensbekenntnis bezeugt nicht nur den Tod Jesu, sondern auch, dass er «hinabgestiegen ist in das Reich des Todes», «ad infernos», wie es der lateinische Text sagt, also bis hinab in die Hölle. Um dann aus diesen Tiefen am dritten Tag aufzuerstehen, wieder da zu sein auf Erden bei seinen Jüngerinnen und Jüngern und sie 40 Tage lang zu begleiten. Diese nachösterliche Präsenz Jesu wird schliesslich beendet durch seine Auffahrt in den Himmel.

«Was steht ihr da und schaut hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen.» So verkünden es in der Apostelgeschichte zwei Männer in weissen Kleidern, zwei Engel, der verbliebenen Jüngerschar.

Jesus aber verspricht den Seinen kurz vor seiner «Abreise», dass sie Kraft empfangen werden vom Heiligen Geist, der auf sie herunterkommen wird. Die Niederkunft dieses Geistes feiern wir zehn Tage nach Auffahrt an Pfingsten. Jesus selbst ist darin wieder präsent hier auf Erden, findet den Weg wieder von «oben» nach «unten».

Symbolische Bilder statt Realhistorie

All diese Etappen, die das Glaubens­bekenntnis uns einlädt abzuschreiten und innerlich mitzugehen, diese Stationen, die wir in den christlichen Feiertagen bedenken, um sie mit unserem Leben zu verbinden, wollen nicht als realhistorische Begebenheit verstanden werden. Wie abstrus dies wäre, zeigt uns das Fest der Himmelfahrt am deutlichsten. Wer möchte sich schon bildlich vorstellen, wie damals vor 2000 Jahren ein Mensch auf einer Wolke von der Erde in den Himmel fuhr, und dies allen Ernstes so glauben?

Doch innerlich nachvollzogen und als symbolische Bilder für eine tiefere Ebene unseres Seins verstanden, gibt uns die Abfolge dieser Feste ein Gefühl dafür, wie tief in unser Leben hineinverflochten wir uns Gott vorstellen dürfen. Gott ist keine Wirklichkeit, die uns am Rande oder von oben nur leicht streift. Sie flicht sich hinein in unsere Existenz und spannt sich aus vom Himmel hinunter in die tiefsten Abgründe unseres Seins und wieder hinauf bis zum Himmel. Ewig wechselnd.

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