In unsere Natur drängen sich Wieder-Einwanderer

Im Bezirk Affoltern wird gebaut, die Einwohnerzahlen steigen stetig, das Knonauer Amt gilt als Region mit grosser Lebens­qualität. Auch einige Arten der Tierwelt fühlen sich hier offenbar wohl.

Ambitiöse Absichten: Biberspuren am Fabrikkanal in Ottenbach. (Bild Martin Mullis)

Ambitiöse Absichten: Biberspuren am Fabrikkanal in Ottenbach. (Bild Martin Mullis)

In einem Wald im Säuliamt nachts von der Linse der Wildkamera erwischt: Ein stattlicher Rothirsch. (Bild zvg.)

In einem Wald im Säuliamt nachts von der Linse der Wildkamera erwischt: Ein stattlicher Rothirsch. (Bild zvg.)

Ganz offensichtlich gilt auch in der Natur die alte Volksweisheit «Totgeglaubte leben länger». Waren einst Raubtiere weit verbreitet, hatten sie doch den Menschen nur sehr wenig entgegenzusetzen. Sie wurden gnadenlos gejagt und in der Folge ausgerottet. Aber auch Tierarten, welche weder zu den Raubtieren gehören noch als gefährlich galten, sind in unserer Landschaft fast oder ganz ­verschwunden.

Der Luchs und der Biber werden vom Verein «Artenschutz Schweiz» als unmittelbar vom Aussterben bedroht bezeichnet, allerdings mit einer günstigen Prognose für eine Trendumkehr. Paul Erni, Jagdobmann der Jagdgesellschaft Affoltern, erzählt dem ­«Anzeiger», was er bei seinen zahlreichen Streifzügen durch die Wälder feststellt. Luchse sind bei uns offiziell nicht vorhanden, Durchzügler jedoch absolut möglich.

In Maschwanden an der Lorze und in Ottenbach am Reussufer sind immer wieder Nagespuren von Bibern fest­zustellen. Auch neben dem Zwillikerweiher entlang dem Jonenbach findet man Späne, welche die fleissigen Nager ­zurückliessen. Die Fischerei- und Jagdverwaltung stellt gesamtkantonal eine zunehmende Bestandes-Entwicklung des ­Bibers fest.

Ganz im Gegensatz zum Feldhasen, welcher immer seltener zu sehen ist. Das Leben von Meister Lampe ist auch im Säuliamt sehr stark gefährdet, die Kulturen, die Raubvögel, sowie die fehlenden Biotope und Rückzugsorte machen ihm das Leben schwer.

Ein Wolf besuchte 2020 Aeugst

Der Wolfsbestand breitet sich in der Schweiz weiter aus, wenn auch zum Teil unter gehässigen Protesten. Fabian Kern, Wildhüter der Stadt Zürich und Jagdaufseher der Gemeinde Stallikon, weiss, dass im August 2020 in Aeugst eine nachgeprüfte Wolf-Sichtung festgestellt wurde. Ein weiteres Tier wurde vor zwei Monaten in Stallikon gesehen, was aber nicht geprüft werden konnte.

Claudio Signer, Dozent Forschungsgruppe Wildtiermanagement im Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, bestätigt, dass seit einigen Jahren an verschiedenen Orten im Knonauer Amt Rothirsche gesichtet werden. Der Rothirsch wandert entlang der Albiskette zunehmend von Süden her in unsere Region und breitet sich aus.

Auch sehr seltene und als ausgerottet vermutete Tiere werden im Säuliamt immer wieder wahrgenommen. Urs Schmid, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fischerei- und Jagdverwaltung im Amt für Landschaft und Natur weiss, dass das Hermelin, der Stein- und der Baummarder sowie das Mauswiesel auch im Säuliamt verbreitet sind. Sichtungen dieser Wildtiere werden immer wieder in Wettswil, im Affoltemer Wald, sowie in Ottenbach bestätigt. Das Wiesel benützt gerne lange, enge und naturfremde Hohlprofile als Versteck. Die Nutria, auch Bisamratte genannt, ist im Kanton Zürich ebenfalls anzutreffen und Jäger bestätigen, dass vermutlich einzelne Tiere auch im Säuliamt leben dürften.

Zur Freude der Landwirte halten sich im Knonauer Amt keine oder nur sehr selten Wildschweine auf. Die Allesfresser, in der Jägersprache auch Schwarzkittel genannt, gelten bei den Säuliämtler Jägern nicht als Standwild und treten hie und da als einzelne Durchzieher auf. Als gute Schwimmer können sie ohne Probleme die Reuss durchqueren.

Die Liste der Neozoen ist lang

Während sich die entsprechenden Amtsstellen und Naturfreunde natürlich über einen zunehmenden Bestand aller Wildtiere freuen, bestehen aber auch Bedenken über den Zuwachs der sogenannten Neozoen. Das sind Tierarten, die durch die Mithilfe des Menschen in ein fremdes Gebiet gelangt sind. Die Liste dieser invasiven Tierarten ist lang, auch wenn uns einige Namen immerhin schon fast einheimisch vorkommen.

Zu diesen fremden Einwanderern gehören die Bisamratte, der Marderhund, der Goldschakal, die Mandarin- und die Brautenten sowie die Nil-, und die Rostgans. Die zwei letztgenannten Gänsearten sind aggressive Brutkonkurrenten für die einheimischen Rassen. Im ­Knonauer Amt hat man sogar schon ­vereinzelt Exemplare der sehr scheuen und nachtaktiven Waschbären angetroffen.

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