«Genau das, wonach wir gesucht hatten»

In die ehemalige Postfiliale in Ottenbach soll ein Café einziehen. Manche sehen darin eine Konkurrenz für die Bäckerei Rimann, der Gemeinderat sieht das neue Lokal als Glücksfall. Weshalb? Der «Anzeiger» hat bei Gemeindepräsidentin Gaby Noser Fanger nachgefragt.

Gaby Noser Fanger ist überzeugt, dass das neue Café im Zentrum von Ottenbach ein Gewinn ist. Nun hofft sie, dass Landi Albis und die Familie Rimann sich erneut auf eine Zusammenarbeit einigen können.<em> (Archivbild Werner Schneiter)</em>
Gaby Noser Fanger ist überzeugt, dass das neue Café im Zentrum von Ottenbach ein Gewinn ist. Nun hofft sie, dass Landi Albis und die Familie Rimann sich erneut auf eine Zusammenarbeit einigen können.<em> (Archivbild Werner Schneiter)</em>

«Anzeiger»: Im April 2018 konnte die Ottenbacher Bevölkerung ihre Ideen zum Dorfzentrum in einem Workshop einbringen. Nun wurde bekannt: Ins ehemalige Postgebäude soll ein Café einziehen. Wie kam es zu diesem Entscheid?

Im Workshop kamen von den Teilnehmenden ganz unterschiedliche Vorschläge, was mit dem ehemaligen Postgebäude passieren soll. Darunter waren beispielsweise ein Gemeinschaftszentrum für Kunst, die Verlegung der Bibliothek in diese Räume, aber auch der Wunsch nach einem Café.

Welche Ideen wurden nach dem Workshop weiterverfolgt?

Als Erstes wurde geprüft, ob die Bibliothek ins Postgebäude zügeln könnte. Dies, weil sich die Bibliothek mehr zu einem Begegnungsraum mit Kaffee-Ecke und weiteren Angeboten entwickeln möchte. Allerdings zeigte sich, dass das Postgebäude nicht der richtige Ort ist. Die Fläche reicht nicht aus und die Lichtverhältnisse sind unpassend, weil es in den hinteren Räumen zu dunkel ist. Ausserdem möchte die Bibliothek einen Spielplatz anbieten, was auf dem Gemeindeplatz nicht möglich ist. Deshalb wurde diese Idee schliesslich verworfen.

Wer hat sie verworfen – die Bibliothekskommission oder der Gemeinderat?

Der Gemeinderat. Wir haben die Anforderungen der Bibliothek an die neuen Räumlichkeiten aufgenommen, geprüft und dann gemerkt, dass es nicht passt.

Wie ging es weiter?

Kurz darauf, ebenfalls im Frühling, meldete sich Armin Heller beim Gemeinderat. Er informierte uns darüber, dass die Landi Albis ihr Angebot erweitern möchte. Dazu bot er an, die Räume im ehemaligen Postgebäude zu mieten, um darin ein Café zu eröffnen. Dem Gemeinderat erscheint dieses Angebot attraktiv und als eine grosse Chance für das Dorf.

Warum?

Es war genau das, wonach wir gesucht hatten. Das Café wird den Dorfplatz wieder mehr beleben, und das ist ja genau das Ziel der Neugestaltung des Dorfkerns. Mit dem Café kommt ein neues Angebot ins Dorf, ausserdem soll es auch sonntags geöffnet haben und kann so zu einem Begegnungsort werden, wo man sich an allen Wochentagen treffen kann.

Dieses Angebot hätte vermutlich auch eine andere Bäckerei liefern können. Weshalb haben Sie sich entschlossen, den Betrieb des Lokals nicht öffentlich auszuschreiben?

Der Gemeinderat hat ja nicht aktiv nach einem Café mit Bäckerladen gesucht. Aus der Zukunftswerkstatt kam der Impuls, dass das Postlokal gekauft werden soll, um darin eine der vielen Ideen zu realisieren. Der Gemeinderat war der Ansicht, dass es schwierig würde, nochmals ein solch gutes Gesamtpaket offeriert zu bekommen.

Warum?

In Ottenbach leben 2500 Menschen, das Gewerbe zieht tendenziell eher weg als zu, und ein neues Lokal aufzubauen, braucht viel Kapital. Hinzu kommt das unternehmerische Risiko. Die ersten Jahre dürften, wenn überhaupt, eher bescheidene Gewinne ergeben. Ausserdem sieht der Gemeinderat die Chance, Ottenbach neben dem Dorfladen, der ebenfalls von der Landi Albis betrieben wird, auch zukünftig eine Bäckerei zu sichern. Gerade auch, weil bekannt ist, dass die Bäckerei Rimann in den nächsten Jahren schliessen wird. Wie im «Anzeiger» zu lesen war, hat Herr Rimann das Pensionsalter erreicht, bei Frau Rimann ist das in den nächsten fünf, sechs Jahren der Fall.

Wie entgegnen Sie dem Vorwurf, der Gemeinderat konkurrenziere mit Steuergeldern das lokale Gewerbe?

Wir können gut nachvollziehen, dass das Projekt der Landi Albis für die Familie Rimann einige Jahre zu früh kommt. Daher hatte der Gemeinderat von Beginn weg den Anspruch, mit der Bäckerei Rimann und Albis Beck eine einvernehmliche Lösung zu finden, damit sich die Betriebe nicht konkurrenzieren. Insbesondere ist es uns wichtig, dass das Ehepaar Rimann und ihre Angestellte ein gesichertes Einkommen haben. Zwischen Landi Albis und der Bäckerei Rimann besteht ja heute schon eine Zusammenarbeit. Von Montag bis Mittwoch wird das Rimann-Brot nicht im eigenen Laden verkauft, sondern im Volg Ottenbach. Deshalb haben wir darauf gesetzt, dass die beiden Betriebe ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen und eine Lösung zustande kommt, die für alle stimmt.

Landi Albis hat bereits eine Baueingabe für den Umbau der Räumlichkeiten gemacht, ein Konzept ausgearbeitet und an der GV wurde der Baukredit bewilligt. Kommt das neue Café auch dann, wenn sich die Parteien nicht einigen können?

Dieser Entscheid ist noch offen. Wir hoffen wirklich sehr, dass wir eine Lösung finden, die für alle stimmt. Die ersten Gespräche zwischen den beiden Parteien verliefen ja positiv, verschiedene Ideen wurden diskutiert. Als im März die Pläne der Landi konkreter wurden, konnte leider kein Abschluss erzielt werden.

Wie geht es nun weiter?

Beide Parteien gehen nochmals über die Bücher. Wir treffen uns mit der Familie Rimann und Landi Albis im Juni zu nächsten Gespräch.

Am Workshop kam auch die Idee eines Gemeinschaftszentrums oder eines Künstlerateliers auf. Diese bringen keine Mieteinnahmen, ein Café schon. War das Geld ein Kriterium?

Nein. Uns war es wichtig, dass das neue Angebot Leben ins Dorfzentrum bringt. Ausserdem war es entscheidend, dass der Café-Vorschlag von Landi Albis sehr konkret war, im Gegensatz zu anderen Ideen, die an den Gemeinderat herangetragen wurden, aber noch nicht ausgearbeitet waren.

Haben diese Ideen noch eine Chance, im neuen Dorfzentrum umgesetzt zu werden?

Grundsätzlich, ja. Wir stehen mit der Konkretisierung der Zentrumsplanung noch am Anfang. In der Projektierungsphase wird sich nun zeigen, ob und wo sich die anderen Projekte noch unterbringen lassen. Das ist Bestandteil der nächsten Phase. Wer also weitere Ideen für die Gestaltung hat, darf diese weiterhin einbringen.

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