Einkaufstaschen und ein Hauch von Jetset

Nathalie Vollmeier aus Stallikon hat sich für das Finale des Modelwettbewerbs «Elite Model Look Schweiz» qualifiziert. Am Samstag kämpfte sie zusammen mit 13 Nachwuchsmodels um den Sieg. Ihr Ziel: Ein Modelvertrag und das Ticket fürs Weltfinale.

Die 17-jährige Stallikerin Nathalie Vollmeier (links) während der Finalshow im «Sihlcity». <em>(Bild Mohammed Shahin)</em>
Die 17-jährige Stallikerin Nathalie Vollmeier (links) während der Finalshow im «Sihlcity». <em>(Bild Mohammed Shahin)</em>

Zwei Stunden vor der Show ist es zum ersten Mal Zeit für Showtime. «Toi, toi, toi, mes amours», ruft eine der Stylistinnen. Der Jupe sitzt, die Haare sind frisiert, die Nase ist gepudert. Sie sind parat für den Auftritt vor dem Auftritt.

Sie, das sind acht junge Frauen und sechs Männer zwischen 15 und 22 Jahren, die einen gemeinsamen Traum haben: Model werden. Oder noch besser: Topmodel.

Sie alle haben sich für den «Elite Model Look Schweiz» angemeldet, sie alle haben es unter knapp 300 Teilnehmenden ins Finale geschafft, und sie alle stehen jetzt, kurz vor 15 Uhr, in einem Büroraum im Einkaufszentrum «Sihlcity» und warten, bis der Startschuss für den nächsten Punkt auf der To-Do-Liste fällt. Es steht an: eine «Guerilla-Aktion».

Unter den Kandidatinnen und Kandidaten wartet auch Nathalie Vollmeier. Die 17-Jährige wohnt seit einem Jahr in Stallikon, besucht die Fachmittelschule und möchte Lehrerin werden. Eigentlich. «In letzter Zeit bin ich auf Instagram vermehrt von Fotografen angeschrieben worden, oder Personen aus meinem Umfeld haben mich auf das Modeln angesprochen», sagt sie. Ihre Mutter sei einverstanden gewesen, «sie bestand jedoch darauf, dass ich mich bei einer professionellen Agentur anmelde». Nathalie bewarb sich bei der «Option Model Agency», Inhaberin Ursula Knecht lud die junge Frau zum Gespräch ein – und weil sie gleichzeitig auch den «Elite Model Look Schweiz» veranstaltet, war Nathalie bald im Rennen um einen der Finalplätze. Im Juli kam dann der Anruf mit der erhofften Botschaft: Nathalie hat es unter die besten 14 geschafft.

Noch gehört ihnen der Laufsteg nur zu Randzeiten

Inzwischen sind die Nachwuchsmodels im Sihlcity in ihre Guerilla-Aktion gestartet. Es gilt, die Show zu bewerben, die um 17 Uhr im ersten Stock stattfindet. Wortlos marschieren die Frauen und Männer durch die Verkaufsetagen und klappern jeden Laden ihrer Kleidersponsoren einzeln ab. Rolltreppe hoch, Rolltreppe runter, hoch, runter, hoch, runter. Später werden die beiden Rolltreppen für eine Stunde ihnen gehören, noch aber müssen sie den Laufsteg mit den Sihlcity-Kunden teilen. Denn: Noch sind sie am Anfang ihrer Karriere und fangen ganz unten an. Sie laufen und laufen, wortlos – noch immer, tragen Jacken mit Papageien-Print, Socken, die aussehen wie Stulpen und Werbeplakate, die man halten und auch mal festhalten kann.

Besuch aus Paris

Eine Stunde vor der Finalshow ist im ersten Stock noch wenig los. Ein Display, ein paar Scheinwerfer, drei Jurysessel das Equipment der Tontechnik, ein Podest für die Fotografen – und ein paar Crewmitglieder. Während die Models backstage noch den letzten Schliff verpasst bekommen, trudelt eine halbe Stunde später langsam das Publikum ein. Auch Nicole Vollmeier ist gekommen. Sie sei sehr stolz, ihre Tochter plötzlich vor dem «Sihlcity» auf einem Plakat zu sehen. Auch wenn sie zu Beginn gespalten war über die Model-Ambitionen ihrer Tochter.

Zehn Minuten vor Showstart werden die Rolltreppen abgestellt, ein Count-Down wird an die Wand projiziert. 9 Minuten 56 – 9 Minuten 55. Die Sitzbänke füllen sich. Mit Kindern und stolzen Eltern, mit Neugierigen und Fashionistas, die auch im dunkelsten Shoppingcenter eine Sonnenbrille tragen. Und später, unter grossem Applaus, füllen sich auch die drei Jurysessel. Mit Ursula Knecht, der Agenturinhaberin, mit Sabina Hanselmann-Diethelm, der Chefredakteurin des «Style Magazin» – und mit Sami Sabarrini, dem Model Agenten, der – extra aus Paris angereist – für den internationalen Touch sorgt.

Alle Models sind gross, gertenschlank – und weiss

Die Gewinnerin und der Gewinner erhalten einen Vertrag bei der «Option Model Agency» und dürfen die Schweiz am Elite Model Look Weltfinale im Ausland vertreten. Was braucht es, um im «Sihlcity» zu gewinnen? «Persönlichkeit, eine schlanke Figur, die richtige Grösse und einen guten Look», sagt Ursula Knecht vor der Show. Als die Nachwuchsmodels die erste Kollektion vorführen, wird klar, was sie meint: Alle 14 Models sind gross, gertenschlank – und weiss. Sie habe vor dem Finale nicht speziell Diät gemacht, sagt Nathalie. Auch das Sportprogramm habe sie nicht extra ausgeweitet.

Am Ende reichts nicht ganz für den Sieg

Durch die Show führt Nives Arrigoni. Nach dem ersten Walk erkundigt sie sich bei Sami Sabbarini, welches die wichtigste Eigenschaft eines Models sei. «What we are looking for, is personality», sagt er, und sie übersetzt gewissenhaft ins Deutsche, «für alle, die kein Englisch können.» Sechs Durchgänge gilt es für die Models zu absolvieren, sechs Choreografien richtig umzusetzen. Mal präsentieren sie Abendroben, mal Business-Look oder Freizeitkleidung. «Es gibt viel zu entdecken», verspricht Nives Arrigoni zu Beginn, was das Publikum ähnlich sieht – es knipst und filmt und knipst und filmt. Dann, kurz vor sechs Uhr, fällt die Entscheidung. Mit Alissa Hutter gewinnt die Dünnste, Nathalie Vollmeier schafft es nicht unter die Top drei. Einen Modelvertrag erhält sie trotzdem – wie alle Finalistinnen und Finalisten. Enttäuscht sei sie nicht: «Mein Ziel war es, einen Modelvertrag zu erhalten, das hat geklappt.» Ganz aufgeben muss sie ihn also nicht, ihren Traum vom Modeln.

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