Mysteriöses Schild – tief in der Unterwelt

Tief innen, im unendlichen Dunkel des Albis-Eisenbahntunnels, an der Gemeindegrenze von Hausen zu Horgen, hängt seit vielen Jahren ein kleines weisses Schild. Den Blicken der Menschen bleibt es verborgen. Ebenso, was genau sein Sinn ist.

Grenzschild an der Wand des Albis-Bahntunnel, an der Grenze zwischen Hausen und Horgen. <em>(Bild Manuela Matt)</em>
Grenzschild an der Wand des Albis-Bahntunnel, an der Grenze zwischen Hausen und Horgen. <em>(Bild Manuela Matt)</em>

«Km=21.120 Gem. Hausen / Gem. Horgen» steht in schwarzer Schrift auf dem weissen Emailplättchen. Das sonderbare Schild steht nicht etwa hoch oben auf dem Albis, wo der Grat die Grenze zwischen dem Säuliämtler und dem Zürichsee-Dorf und damit auch zwischen den Bezirken Horgen und Knonau markiert. Nein, es hängt tief unter der Erde zwischen Sihlbrugg und Baar im finsteren Bauch des Albistunnels. Und damit an einem ziemlich unheimlichen Ort, wo Hausen und Horgen tief im Untergrund aneinanderstossen. Zu Gesicht bekommen es die Zugpassagiere, die dort in hohem Tempo vorbeirauschen, nie.

Wie, warum und wann kam dieses Schild an seinen Ort? Man führe dazu keine Unterlagen, lässt die SBB-Medienstelle auf Anfrage verlauten. Doch ist von ihr zu erfahren, die Tafel an der unterirdischen Ortsgrenze des 1897 erstellten Eisenbahntunnels sei sicher erst nach 1952 montiert worden. Und, es sei «äusserst unüblich», dass Gemeindegrenzen in Bahntunnels markiert wurden oder werden. Wieso dies ausgerechnet im einspurigen Albistunnel dennoch geschah, bleibt eine offene Frage.

Eine Vermutung

Auch nicht viel mehr zu erfahren ist bei SBB Historic, der Stiftung für das Historische Erbe der SBB. Immerhin, so die Auskunft, liesse sich sagen, dass die Zahl Km 21.120 den genauen Abstand der unterirdischen Tunnelstelle von Zürich angibt. Wieso das Schild aber überhaupt dort seinerzeit angebracht worden sei, darüber lasse sich lediglich eine Vermutung anstellen. Gemäss dieser Vermutung könnte der Grund darin liegen, dass man bei allfälligen Renovationen wisse, bei welcher Gemeinde ein Baugesuch einzuholen sei.

So fristet das kleine Schildchen weiterhin sein geheimnisvolles Dasein in pechschwarzer, nie von Tageslicht aufgehellter Umgebung. Von menschlichem Auge wird es nur alle paar Wochen einmal wahrgenommen. Und zwar vom Augenpaar des jeweiligen Streckenwärters der SBB, der regelmässig Schienen, Schwellen und Schrauben im Tunnelinnern kontrolliert.

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