Auf Tuchfühlung mit der nationalen Spitze

Die Wettswiler Tennisspielerin Jenny Dürst kann auf eine erfolgreiche Sommersaison zurückblicken. National darf sie sich als Nr. 23 der Schweiz nun zur erweiterten Spitze zählen und auch international konnte sie ihr Ranking verbessern.

Weitere Fortschritte: Jenny Dürst ist aktuell die Nr. 23 der Schweiz. <em>(Bild BK)</em>
Weitere Fortschritte: Jenny Dürst ist aktuell die Nr. 23 der Schweiz. <em>(Bild BK)</em>

Wenn der Herbst ins Land zieht, steigt bei den lizenzierten Tennisspielerinnen und -spielern die Spannung. Anfang Oktober veröffentlicht der nationale Verband Swiss Tennis die neuen Klassierungen, die auf den Resultaten des vorangegangenen Halbjahres basieren. Auch für eine junge Profispielerin wie Jenny Dürst hat das nationale Ranking grosses Gewicht. In den vorderen Regionen ist die Konkurrenz gross und Verbesserungen sind entsprechend schwierig. Der Sprung von Platz 35 auf Platz 23 ist deshalb als eindrücklicher Erfolg zu werten. Mit einer Einstufung als N2, die den Rängen 11–24 vorbehalten ist, darf sich Jenny Dürst erstmals zur erweiterten nationalen Spitze zählen.

Sieg gegen die Schweizer Meisterin

Die Höhepunkte auf nationaler Ebene bildeten für Jenny zweifellos die Interclub-Einsätze in der Nationalliga A mit dem TC Weihermatt. Das Aufsteigerteam aus Urdorf stiess in seiner ersten Saison in der höchsten nationalen Spielklasse gleich ins Halbfinale vor und schloss den Wettbewerb mit dem 3. Schlussrang über Erwarten erfolgreich ab. Mit einem an Dramatik kaum zu überbietenden Sieg gegen die amtierende Schweizer Meisterin Tess Sugnaux setzte Jenny auch einen persönlichen Glanzpunkt. Hatte sie an den Schweizer Meisterschaften im Dezember noch in zwei Sätzen gegen die Westschweizerin verloren, so verlief die Partie diesmal völlig anders. Die Wettswilerin trumpfte gross auf und liess ihrer Gegnerin bis zum Spielstand von 6:0, 5:0 kaum eine Chance. Den vermeintlich sicheren Sieg vor Augen, erlebte sie, was im Tennis gar nicht so selten ist. Sie realisierte die Dimensionen ihres möglichen Erfolgs, büsste ihre Lockerheit ein und musste den zweiten Satz noch mit 5:7 abgeben. Im nun entscheidenden Champions-Tiebreak wies sie sich trotz des verlorenen Momentums über eine eindrückliche mentale Stärke aus und holte sich mit 10:6 Punkten den Sieg.

Auch Jennys Auslanderfolge dürfen sich sehen lassen. So konnte sie sich Siege über Spielerinnen aus der 500er-Region der Weltrangliste erspielen und an einem Turnier in der Türkei auch Fiona Ganz, Zweite an den Schweizer Meisterschaften, schlagen. Im Doppel erreichte sie mit ihren jeweiligen Partnerinnen mehrfach das Halbfinale.

Diese guten Leistungen schlugen sich auch in der Weltrangliste nieder. Zu Beginn der Saison als Nr. 1144 gestartet, arbeitete sie sich im Einzel auf Rang 798 vor. Im Doppel steht sie aktuell gar auf Platz 539. Trotz dieser beachtlichen Fortschritte bleibt Jenny realistisch. «Es ist mir klar, dass ich auf der Tennis-Weltkarte noch im ‹Niemandsland› bin», stellt sie nüchtern fest. «Trotzdem ist positiv, dass es vorwärtsgeht und ich mich stetig verbessern kann.»

«Glücklich und hoch motiviert» - trotz Knochenarbeit

Auf ihr Leben als Berufsspielerin angesprochen, lässt Jenny keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie ihren Wunschberuf ausübt. «Das Leben als Tennisprofi macht mich glücklich und ich bin hoch motiviert.» Also gar keine negativen Aspekte? «Was mich gelegentlich beschäftigt, ist die fehlende Wertschätzung für uns Sportler», räumt sie ein. «Oft sehen die Leute nur die Sonnenseite, etwa tolle Turnier-einsätze in südlichen Gefilden. Das muss doch traumhaft sein, denken sich viele.» Dass Profitennis vor allem Knochenarbeit bedeute, würde dagegen nicht wahrgenommen. «Trainings, die an die Substanz gehen, blutige Blasen an den Füssen nach einem Match über drei Stunden auf Hartbelag, das ständige Ein- und Auspacken, Ernährungsdisziplin, grosser mentaler Druck – dies alles ist eben auch unser tägliches Brot.»

Die Wettswilerin ist allerdings zurückhaltend mit solchen Aussagen. Lieber fokussiert sie auf die positiven Seiten ihres Berufs. Dazu zählt sie die Bedingungen in Konstanz, wo sie unter der Leitung der Ex-Profis Alexander Hizli und Martin Sinner trainiert. Der ehemalige Top-50-Spieler Sinner ist kürzlich zum Team gestossen und Jenny ist von seinen Trainingsmethoden sehr angetan. Sie ist zuversichtlich, unter ihm weitere Fortschritte zu erzielen. Vielleicht werden sich diese bereits an den nächsten Auslandturnieren oder an den Schweizer Meisterschaften zeigen, die Anfang Dezember als letzter Saisonhöhepunkt auf dem Programm stehen. (BK)

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