Dankbar, dass der Verkehr nun unten durchfliesst
«Der Baulärm hat uns weniger gestört als der Rushhour-Verkehr vorher», sagt Hans Häberling, Anwohner der Muristrasse in Bickwil-Obfelden. Nach Eröffnung des Autobahnzubringers mit Untertunnelung des Dorfteils wird es nun ab dem kommenden Montag ruhiger.
Strassen- und Tunnelbau durch bewohnte Gebiete stellen für Anwohnende eine Belastung dar – nicht nur wegen des Baulärms. Wegen der Arbeiten an und unter der Muristrasse ist der Dorfteil Bickwil seit August 2021 zerschnitten und nur durch eine Überführung verbunden. Wer also den Nachbarn auf der anderen Strassenseite besuchen wollte, musste einen Umweg von vielleicht zehn Minuten in Kauf nehmen. Dass Maja und Hans Häberling nicht auf direktem Weg zum Einkauf in den unteren Dorfteil von Obfelden gelangen konnten – daran gewöhnten auch sie sich schnell. «Wir haben auch das nicht so als grossen Nachteil empfunden. Und der Baulärm der letzten Monate hat uns weniger gestört als der jeweilige Rushhour-Verkehr vor Baubeginn», stellt Hans Häberling klar und schiebt nach: «Nachts herrschte ja Ruhe. Und ich brauchte nicht mal auf die Uhr zu schauen: Um 7 Uhr Baubeginn, zwischen 12 und 12.45 und ab 17 Uhr kehrte wieder Ruhe ein».
Als eindrücklich bezeichnet er den acht Meter tiefen Graben unmittelbar an seiner Liegenschaft. «Den zirka 80-jährigen Nussbaum werden wir sehr vermissen, er war Teil dieses Hauses», fügt er bei. In Häberlings Ausführungen schwingt auch die Hoffnung mit, dass nach Inbetriebnahme des 250 Meter langen Tunnels kein Schleichverkehr entsteht, etwa nach Zwillikon. Denn auf dem Tunnelabschnitt nach Eingang von Ottenbach her entsteht eine Quartierstrasse, die neu als Bickwilerstrasse bezeichnet wird (unterirdisch heisst die Strasse nach wie vor Muristrasse). Die Ausgestaltung dieser Quartierverbindung ist noch unklar. Klar ist aber, dass Maja und Hans Häberling auf ihrem Areal vor dem Haus einen Sitzplatz für ihre Mieterschaft wollen. 92 Quadratmeter musste die Familie dem Kanton abtreten. Für das Nutzungsrecht liegt eine schriftliche Vereinbarung vor. In unmittelbarer Nachbarschaft, auf der anderen Strassenseite, wohnen Edith und Alfred Bodmer. Seit Baubeginn ist der Zugang zu ihrer Liegenschaft aufwendiger als anderswo, weil der Eingang strassenseits nicht mehr nutzbar ist. Der Zugang befindet sich unterhalb des Hauses.
Durch den Keller ins Haus
Die Wohnung erreicht man durch den verwinkelten Keller. «Man lernt leben mit der Situation, man arrangiert sich, auch wenn es wegen des Spritzbetons oft schmutzig war», sagt das Ehepaar. Jede Woche sind 12 Meter der Untertunnelung betoniert worden – für Alfred Bodmer auch so etwas wie Unterhaltung, wie er mit einem Lachen anfügt, aber auch die grösste Einschränkung erwähnt: die Unmöglichkeit, Haustüre und Garage benützen zu können. Aber jetzt werden auch die vier Abstellplätze wieder nutzbar sein, genauso wie der strassenseitige Eingang, wo es mit Blick auf Rollstuhl- und Kinderwagen-Gängigkeit noch einer Aufschüttung bedarf.
Insgesamt beklagen auch die Bodmers die besonderen Umstände nicht, und sie betonen das gute Einvernehmen mit der Bauleitung – dies, obgleich die Informationen derzeit etwas unkoordiniert erfolgen. «Unsere Wünsche wurden aber erfüllt», so das Fazit des Ehepaars. Im Einklang mit der Familie Häberling sagen sie: «Nicht die Bauzeit war Leidenszeit. Diese hat mit dem starken Durchgangsverkehr nach Eröffnung der Autobahn im Jahr 2009 begonnen.»
Die besonderen Umstände galten seit August 2021 nicht nur für private Anrainer, sondern auch Gewerbebetriebe und Landwirte in Bickwil – im besonderen Mass: Für die Bewirtschaftung von Feldern und für Transporte mussten Umwege in Kauf genommen werden.