Das alte Gefängnis als neue Heimat?

25 Jahre Ortsmuseum Affoltern in Zwillikon – Projekt in Affoltern muss warten

Ursula Grob, Präsidentin des Vereins Ortsmuseum, und Vorstandsmitglied Hansruedi Huber vor dem Uhrwerk der reformierten Kirche Affoltern, das von 1533 bis 1977 in Betrieb war.  (Bilder Werner Schneiter)

Ursula Grob, Präsidentin des Vereins Ortsmuseum, und Vorstandsmitglied Hansruedi Huber vor dem Uhrwerk der reformierten Kirche Affoltern, das von 1533 bis 1977 in Betrieb war. (Bilder Werner Schneiter)

Das ehemalige Gefängnis am Kronenplatz als neue Heimat für das Ortsmuseum? 2027 wird das Thema neu aufgegriffen.

Das ehemalige Gefängnis am Kronenplatz als neue Heimat für das Ortsmuseum? 2027 wird das Thema neu aufgegriffen.

Vor exakt 25 Jahren wurde das Orts­museum Affoltern in Zwillikon eröffnet. Eine breit angelegte Sammlung von verschiedenen Objekten und Fotografien ermöglicht einen Blick in die Geschichte des Bezirkshauptortes der letzten 100 Jahre.

Erhält nun der dafür zuständige Verein in zwei, drei Jahren ein verspätetes Jubiläumsgeschenk – mit einem Umzug ins alte Gefängnis am Kronenplatz? «In etwa zwei Jahren werden wir das Thema neu angehen», präzisiert Stadtrat Felix Fürer mit Blick auf die aktuelle Prioritätenliste der Stadt, die ein Zurückstellen des Projekts nötig macht. Das alte «Chefi» allein ist zu klein für sämtliche Bestände des Ortsmuseums. So ist ­geplant, dass ein Teil des alten Gerichtsgebäudes in unmittelbarer Nähe ebenfalls genutzt werden kann. Diese Räume werden weiterhin vom Familienzen­trum, aber auch von der Schule genutzt. In etwa zwei Jahren wird das im Jahr 2022 vom Stadtrat beschlossene Grobkonzept, das Projekt «neues Museum im alten Gefängnis», neu angegangen. Es wurde vom Büro im Raum Baden ­ausgearbeitet. «Der Stadtrat will das Ortsmuseum unbedingt erhalten», ­bekräftigt Felix Fürer. Ob und wann der neue Standort im alten «Chefi» am ­Kronenplatz bezogen werden kann, ist noch unklar. Letztlich entscheiden die Stimmberechtigten an der Urne über das Vorhaben. Ein möglicher Umzug kann wohl frühestens 2028 stattfinden.

Grosses Engagement vieler Beteiligter

Schon vor der Eröffnung des jetzigen Standorts in Zwillikon war reichlich ­geschichtlich relevantes Material vorhanden. Es wurde in alten Scheunen und in Schulhauskellern gelagert, ehe die damalige, von Gemeindepräsidentin Irene Enderli präsidierte Museumskommission, die heute ein Verein ist, im Jahr 2000 mit der Bestückung der ehemaligen Militärunterkunft der Gemeinde begann. Kaminfegermeister Edi Messerli, Willy Hug, Margrit Kofler, Arthur Baumann und Herbert Gübeli waren die damaligen Protagonisten, unterstützt von weiteren Personen. Alle leisteten sie grosse Arbeit. Sie gestalteten mit viel Herzblut Räume, ordneten, inventarisierten – und ermöglichten mit der grossen Sachgütersammlung und mit Fotos einen Einblick in Affolterns Dorf­geschichte der letzten 100 Jahre: der Bezirkshauptort als Lebensraum, als Industrie- und Gewerbestandort. Da kann man unter anderem staunen über Affoltern als Standort einer Chemiefabrik, einer Nahrungsmittelfabrik, einer Bierbrauerei und der Seidenweberei Näf. Und natürlich über die OVA, die just bei Eröffnung des Ortsmuseums in Zwillikon vor dem Ende stand. Thema ist ­natürlich auch Affoltern als Kneipp­kurort. Bilder und Objekte illustrieren Wachstum und Wandel des Bezirkshauptortes vom Bauerndorf zum Dienstleistungsort mit Grossverteilern.

Über die Jahre ist viel Material dazugekommen

«Seit der Eröffnung ist viel Material ­dazugekommen, das als Geschenk zu uns kommt. In wenigen Ausnahme­fällen zahlen wir für Ausstellungsgut», sagt Ursula Grob, Präsidentin des Vereins Ortsmuseum, das nach wie vor viel Aufwand erfordert. Man ist weiter am Inventarisieren und Konsolidieren, aber in gewissen Bereichen auch an einer ­Bereinigung – vor allem die Ausstellung in der ersten Etage soll weiter modernisiert werden. Aufgenommen wurde der Nachlass des Kunstmalers und Fotografen Conrad Steinmann (1866 bis 1933), der in Affoltern gelebt hat und eine ­interessante Familiengeschichte aufweist. Sie lebte an der Tannholzstrasse. «Ein wertvolles Stück Kulturgeschichte», fügen Ursula Grob und Hansruedi Huber an, der dem Vereinsvorstand angehört. Aktuell ist auch ein Teil vom Nachlass der Baufirma und Sägerei Gautschi in einer Spezialausstellung bis August zu sehen (siehe Kasten).

«Eidgenoss-Radio» und Kirchen-Uhrwerk

Ja, auf drei Ebenen finden sich viele ­Raritäten, die für Aha-Erlebnisse sorgen. Dazu zählen zum Beispiel Fotos markanter Persönlichkeiten aus dem Dorfe, von längst verschwundenen Restaurants, dazu zählen antiquierte Bestände und Rezeptbücher der Bahnhof-Apotheke von Dr. Mosca oder eine üppige Sammlung von Pins der Gratec. Der Militär-Bereich wurde verkleinert; seit 2024 gibt es im Untergeschoss eine Ausstellung über alle Aspekte des Wassers, garniert mit einer wuchtigen Schaltzentrale der Wasserversorgung.

Staunen darf man aber auch über zwei weitere Raritäten: über das Uhrwerk der reformierten Kirche Affoltern, das von 1533 bis 1977 in Betrieb war. «Es läuft immer noch», fügt Hansruedi ­Huber an. Und natürlich über das ­«Eidgenoss-Radio», welches an der Unteren Bahnhofstrasse in den 1930er-Jahren vom Radiohaus Felber entwickelt wurde. Wertvoll sind auch Münzen/Medaillen vom Bockenkrieg im Jahr 1804, alte Schreibmaschinen oder Mobiltelefon aus den Anfangszeiten.

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