Die Stadt Affoltern soll aufblühen
Über 50 Interessierte haben bei der letzten Mitwirkungsrunde zur Strategie der Stadt Affoltern mitgewirkt. Die bereinigte Version wird im Juli vorgestellt.
Es wurde angeregt diskutiert an den fünf Tischen im Kasinosaal Affoltern – und hier und da auch mal herzhaft gelacht. «Affoltern hat eine sehr gute, konstruktive Gesprächskultur», hielt René Steiner, Geschäftsführer der HSS Unternehmensberatung, welche die Stadt Affoltern in ihrem Strategieprozess begleitet, fest. Zur Besprechung der bisherigen Ergebnisse hatten sich über 50 Personen – Interessierte aus der Bevölkerung sowie Vertreterinnen und Vertreter von Parteien, Gewerbe, Vereinen und Institutionen – eingefunden. Und so viel vorneweg: Sie zeigten sich vom eingeschlagenen Weg angetan.
Visionen Wirklichkeit werden lassen
Im Oktober 2022 hatte der Stadtrat Affoltern den Strategieprozess lanciert. An einer qualitativen Befragung durften sich die lokalen Interessengruppen Ende 2022 einbringen. Von 106 versandten Fragebögen kamen damals 91 ausgefüllt zurück – viele mit konstruktiven Rückmeldungen. In einem «Stadt-Café» mit 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden dann Ende Januar Zukunftsbilder entwickelt, teils schon sehr konkret. Die Erkenntnisse und Eindrücke daraus konkretisierten der Stadtrat und die Kaderleute der Verwaltung am 3. und 4. März in einer Klausur, ehe die HSS mit dem Stadtrat die Strategie ausformuliert und einen Aktionsplan erarbeitet hat.
Die Ergebnisse daraus wurden am Dienstagabend diskutiert. «Gemeinsam ein attraktives Heute und Morgen gestalten», lautet die Mission für eine aufblühende Stadt. Schlüsselworte dazu sind Verlässlichkeit, Transparenz und Selbstbestimmung. Und es geht darum, den Nachkommen eine in sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht gesunde Stadt zu hinterlassen. Stadtpräsidentin Eveline Fenner liess in ihrer Begrüssung Eindrücke von ihrer Städtereise nach Barcelona Revue passieren. Besonders angetan hat es ihr die «Sagrada Familia». Die Realisierung der Basilika des katalanischen Baumeisters Antoni Gaudí wurde 1882 begonnen und dauert bis in die Gegenwart an: «Ein Mensch hat vor über 100 Jahren eine Vision gehabt von einem Gebäude, an dem heute noch gebaut wird», drückte sie ihre Faszination aus. Entsprechend ihr Traum für Affoltern: «Wir machen ein Bild und unsere Kinder und Kindeskinder merken immer mehr, wie die Vision Wirklichkeit wird.»
Fünf Themenfelder
In der nun zu Papier gebrachten Vision sind fünf Themenfelder berücksichtigt. Im Bereich «Raum und Infrastruktur» steht die Aufenthaltsqualität im Fokus und eine multifunktionale Infrastruktur, die sich einerseits an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und andererseits eine schrittweise Umsetzung der Klimaneutralität ermöglicht. Konkreter geht es hier etwa um die Steuerung des Wachstums, die Funktion und Gestaltung des Zentrums sowie eine aktive Zwischennutzung leerstehender Gebäude, wie Markus Gasser, Stadtrat Bau und Infrastruktur, sowie Eliane Studer Kilchenmann, Stadträtin Immobilien, die Ergebnisse zusammenfassten.
Attraktive Perspektiven für alle sowie ein ausgebautes Kultur- und Freizeitangebot werden im Themenfeld «Gesellschaft, Wohnen, Lernen und Arbeiten» angestrebt. Dazu gehört die Stärkung des Bildungsstandorts – nebst der geplanten Kantonsschule könnte es auch eine Gewerbeschule oder eine Fachhochschule werden. Handlungsbedarf hat Claudia Spörri, Stadträtin Bildung, etwa an den Schnittstellen zwischen den verschiedenen (Vor-)Schulstufen erkannt. Und auch die Förderung von Freiwilligenarbeit bleibt eine Herausforderung. «Daran werden wir noch arbeiten müssen», so Felix Fürer, Stadtrat Soziales und Gesellschaft.
Kurze Wege und den Langsamverkehr als attraktive Alternative fördern, aber auch den 15-Minuten-Takt der S-Bahn in alle Richtungen realisieren, darum geht es im Bereich «Mobilität und Verkehr». Angesprochen wurden in der Gruppe von Markus Meier, Stadtrat Sicherheit, unter anderem durchgehende Veloverbindungen, ein «Stadtring» im Einbahnverkehr auf den bestehenden Hauptachsen sowie ein verkehrsfreier Platz in der Begegnungszone.
Das Themenfeld «Wirtschaft und Region» moderierte Stadtpräsidentin Eveline Fenner. Hier sieht die Vision vor, Affoltern als «wirtschaftsfreundlichen und innovativen Standort» zu positionieren. Dazu gehören ein belebtes Zentrum und konstruktive Zusammenarbeit mit den anderen Bezirksgemeinden. In der Gesprächsrunde wurde eine lokale Standortförderung als Anliegen genannt, aber auch die Verfügbarkeit von niederschwelligen Arbeitsplätzen zur Arbeitsintegration. Und auch die Stadtverwaltung war Thema: Um Initiative zu ermöglichen, soll hier das Dienstleistungsverständnis gestärkt werden.
Bereits zählbare Resultate zeigt der Bereich «Politik und Finanzen»: Der Strategieprozess dürfte als Paradebeispiel für den angestrebten Einbezug der Bevölkerung in die städtischen Entwicklungsprozesse dienen. Eine Herausforderung wird hier sein, wie sich die Attraktivität der politischen Partizipation steigern und die Jugend vermehrt einbinden lässt. Das bereits Erreichte sei in der Diskussionsrunde erfreut zur Kenntnis genommen worden, so Claudia Ledermann, Stadträtin Finanzen. Ferner sieht die Vision gesunde Finanzen und einen stabilen Steuerfuss vor.
Stadt der kurzen Wege
Affoltern solle eine Stadt der kurzen Wege werden, ein Ort, an dem man seine Ideen verwirklichen kann, hatte sich Eveline Fenner in der Begrüssung gewünscht. Am kommenden Dienstag will der Stadtrat die Strategie mit den jüngsten Inputs bereinigen und im Juli dann der breiten Bevölkerung vorstellen.