Die Zukunft aktiv anpacken

Die Standortförderung arbeitet an Strategien zur Umsetzung von Visionen für die Region

Zielgerichtete Arbeit in den Themengruppen: Erwartet wurden 40 Teilnehmende des Workshops, gekommen sind 70 – eine gute Basis, um nah an den Bedürfnissen der Bevölkerung Zukunftsstrategien zu entwickeln. (Bild Bernhard Schneider)

Die regionale Standortförderung engagiert sich umfassend für eine nachhaltige Entwicklung: In der Wirtschaft, im Sport, im Tourismus, in der Kultur, in den Bereichen Natur und Energie. Am Workshop vom vergangenen Mittwoch, der die Basis für die künftige Arbeit lieferte, beteiligten sich Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Wirtschaft, Vereinen und Wissenschaft. Die Arbeit wurde professionell begleitet mit dem Ergebnis, dass alle zehn Gruppen, die je an einem Themenbereich arbeiteten, konkrete Resultate vorlegten, die nun vertieft, diskutiert und auf einander abgestimmt werden. Am Schluss konnten die Teilnehmenden rote und grüne Punkte verteilen, um die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen zu gewichten und damit zur Setzung der Prioritäten beizutragen.

Ausschliesslich grüne Punkte erhielt die Gruppe Startup. Sie möchte nicht eine bestimmte Branche anziehen, sondern um – teilweise bereits bestehende – Ankerfirmen herum eine wirtschaftlich florierende Umgebung schaffen, in der eine lebendige Startup-Szene wachsen kann: «Wir brauchen Freiraum, in dem etwas entstehen kann», formulierte der Hausemer Unternehmer Oliver Weisbrod. Der Weg zu diesem Ziel habe längst begonnen, denn Johannes Bartels baue als Standortförderer an einem Netzwerk, das zu einer regionalen Plattform ausgebaut werden könne, die allen offenstehe, die in der Region wirtschaftlich aktiv seien.

Umstrittene Tourismus-Visionen

Ebenso pointiert wie umstritten waren die Resultate der Gruppe Tourismus. Sie formulierte folgende Vision: «2040 läuft ein Kunde oder eine Kundin ins Reisebüro, will Natur, Kultur, Geschichte erleben – und wird ins Knonauer Amt geschickt.» Die zentrale Lage zwischen Zürich und Luzern, zwischen Nordeuropa und Italien, Natur, Geschichte und Kultur sorgten dafür, dass die Region touristisch äusserst attraktiv sein könnte. Wer von Norden nach Süden durch die Schweiz fahre, übernachtet gemäss dieser Vision künftig im Knonauer Amt, das selbstverständlich von Beginn weg auf Swisstainable, das neue Label für nachhaltigen Tourismus, setzen werde.

Für die anderen Gruppen standen demgegenüber die Bedürfnisse innerhalb der Region im Zentrum. Die Aeugster Gemeindepräsidentin, Nadia Hausheer, wünscht sich ein Commitment aller 14 Gemeinden für einen überregionalen Verbund für Sport und Freizeit. Als Sportregion sollen die Gemeinden Sportanlagen gemeinsam planen. Diese müssten in den Regionalen Richtplan aufgenommen werden. Dabei wurde nicht nur an die Investitionen, sondern vor allem auch an den Betrieb gedacht, der unter anderem eine optimale Nutzung der Anlagen erfordere, weshalb Konzepte für die Abdeckung verschiedener Bedürfnisse erforderlich seien. Klar wurde auch, dass dies nicht von heute auf morgen geschehen kann, denn die Erarbeitung von Konzepten und Finanzierungsmodellen sowie deren demokratische Abstützung benötigen Zeit. Dies gilt auch für die Kultur, wie die entsprechende Gruppe darstellte. Wollte die Region bis 2035 ein gemeinsames Kulturhaus verwirklichen, müsste sogleich mit der Arbeit begonnen werden.

ÖV-Erschliessung als Knacknuss

Und wie kommen die Leute zu Sportanlagen und Kulturinstitutionen? Mit «Mobilität am Rand» war der Tisch beschriftet, der sich mit der Frage auseinandersetzte, wie die Bevölkerung auch von kleinen, mit dem Öffentlichen Verkehr nur schlecht erschlossenen Gemeinden wie Maschwanden, ohne Auto am regionalen und überregionalen Leben partizipieren kann. Kantonsrat Thomas Schweizer erläuterte den Teufelskreis: Ruftaxis sind teuer, deshalb werden sie zu wenig genutzt, um kostengünstiger zu werden. Deshalb sei eine Investition erforderlich, um den Sprung zu einem mehrheitsfähigen System zu schaffen. Die Idee «Mobility as a Service» sei bereits lanciert: Alle Transportangebote müssten auf einer einzigen Plattform zusammengefasst werden, um eine individuelle Planung jedes Transportbedürfnisses zu ermöglichen. Um damit zu beginnen, solle im kommenden Jahr mit der Arbeit an einem Pilotprojekt begonnen werden.

Mobilität erfordert Energie. Damit befassten sich zwei Gruppen, die eine mit dem A4-Kraftwerk, die andere mit Windenergie. Charles Höhn, der bereits konkret am Projekt einer Teilüberdeckung der A4 mit Solarzellen arbeitet, erwartet, dass damit ein Drittel des regionalen Energiebedarfs gedeckt werden könnte. Für die Winterenergie wäre ein Grossspeicher erforderlich. Oder, wie Nathanael Wenger, Knonauer Gemeinderat, erläuterte, Windenergie, die meist komplementär zur Sonnenenergie gewonnen werden könne. Er räumte dabei ein: «Wir müssen technologieoffen sein, denn Windenergie wird zurzeit stark emotionalisiert und wir waren uns am Tisch nicht einig, welches der richtige Weg ist.» Hier setzte der Obfelder Gemeinderat Peter Weiss an, der in seinem Schlussvotum empfahl, A4-Kraftwerk und Windenergie zu kombinieren: «Entlang der Autobahn lässt sich Windenergie ohne polarisierende Masten gewinnen.»

Mit diesem «Rückenwind» lud Johannes Bartels zum Apéro ein, um die Themen im kleinen Kreis weiter zu diskutieren. Die Standortförderung werde diese «geballte Ladung» nun verarbeiten und mit professioneller Begleitung an Umsetzungsschritten arbeiten. Die erforderliche Vernetzung in der Region, die an diesem Workshop vertieft wurde, ist für diese Arbeit eine wichtige Basis.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Die Standortförderung beteiligt sich an einem Projekt der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, unter dem Titel «Energiewende durch integrierte regionale Entwicklung». Mit dem Workshop von letzter Woche ist diese Zusammenarbeit nun abgeschlossen. Die Standortförderung arbeitet aber an den verschiedenen Themen weiter. Informationen zum Projekt werden auf www.vision2050ka.ch zur Verfügung gestellt. (bs)

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